Nachbeben behindern die Suche nach weiteren Überlebenden des Erdbebens. In einige Ruinen in Christchurch können Helfer nicht hinein.

Christchurch/Wellington. Die Hoffnung auf die Rettung vieler weiterer Erdbebenopfer in Neuseeland schwindet. Zwar lief die Suche nach Überlebenden am Mittwoch in Christchurch auf Hochtouren. Doch in einige Gebäude konnten die Helfer nicht hinein, weil sie einzustürzen drohten. Nachbeben erschütterten die Region um die Stadt. Insgesamt wurden bis Mittwoch 75 Leichen geborgen. Bis zu 300 Menschen wurden noch vermisst. US-Präsident Barack Obama entsandte amerikanische Such- und Rettungskräfte. Washington stehe bereit, wenn weitere Hilfe gebraucht werde, erklärte der Präsident.

Allein im Canterbury-Television-Gebäude in Christchurch wurden 50 Menschen vermutet - die das Beben nach Einschätzung der Polizei nicht überlebt haben dürften. „Wir glauben, dass es dort keine Überlebenschance gab“, sagte Einsatzleiter David Lowry. Das Beben hatte die Region am Dienstagmittag erschüttert, als in der Innenstadt von Christchurch - mit 390.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes - Hochbetrieb herrschte.

Die teils ausgebrannte Ruine des Canterbury-Television-Gebäudes drohe einzustürzen. Es sei zu gefährlich für die Helfer, dort weiter zu suchen, sagte Lowry. Frühere Berichte, wonach mindestens 15 Menschen in dem Gebäude überlebt hatten, erwiesen sich als falsch. Die Helfer hätten seit Stunden keinerlei Lebenszeichen aus den Trümmern gehört, sagte Lowry. In dem Gebäude werden auch elf japanische Studenten vermutet.

Auch das 26-stöckige Grand Chancellor Hotel in der Nähe war einsturzgefährdet. Christchurch wurde immer wieder von deutlich spürbaren Nachbeben erschüttert. Regierungschef John Key sprach von „Tod und Zerstörung in fürchterlichem Ausmaß“. Er hatte das Erdbebengebiet am Dienstag besucht. Die Regierung rief den nationalen Notstand aus. Damit erhielt das Amt für Zivilverteidigung weitreichende Befugnisse, um die Rettungsaktion mit Kräften aus dem ganzen Land zu koordinieren.

Eine glückliche Rettung konnten die Helfer aus dem schwer beschädigten Pyne-Gould-Guinness-Gebäude melden: Eine Frau wurde nach mehr als 22 Stunden gerettet. Es handelte sich aber anders als zunächst angenommen nicht um die Australierin Anne Voss, die, unter einem Schreibtisch eingeklemmt, ihre Familie und das australische Fernsehen angerufen hatte.

“Familien haben ihre Angehörigen verloren, Freunde ihre Freunde. Dieser Verlust ist das Schlimmste“, sagte Regierungschef Key. „Gebäude sind nur Gebäude, Straßen nur Straßen, aber die Menschen sind unersetzlich.“ Hunderte Retter waren im Einsatz, um nach Verschütteten zu suchen. Etliche weitere waren auf dem Weg nach Christchurch, unter anderem auch aus Australien.

Gut 120 Menschen waren in den Stunden nach dem Beben aus den Trümmern befreit worden. Die Stadtverwaltung richtete an einem Militärstützpunkt eine Leichenhalle ein. 55 Todesopfer seien identifiziert worden, sagte Bürgermeister Bob Parker. Er hoffe, das viele der zunächst vermisst Gemeldeten im Laufe des Tages auftauchen.