Mehrheit im britischen Unterhaus stimmte für den Krieg

London. Der britische Premierminister Tony Blair ist politisch noch einmal davongekommen: Trotz erheblichen Widerstands in seiner Labour-Fraktion hat Blair im Unterhaus Rückendeckung für seinen Kriegskurs im Irak-Konflikt bekommen. Mit 412 zu 149 Stimmen ging die Abstimmung nach einer Marathondebatte für den Regierungschef aus. 139 Labour-Abgeordnete - ein Drittel der Fraktion - stimmten jedoch für einen Anti-Kriegsantrag. Dies war die größte Rebellion einer Regierungsfraktion in der britischen Parlamentsgeschichte. Die britische Presse wertete das Votum gestern dennoch als entscheidenden Erfolg für Blair, dessen politisches Überleben nun als gesichert galt. In einer Rede während der Debatte hatte Blair indirekt seinen Rücktritt für den Fall angekündigt, dass seine Politik keine Mehrheit im Unterhaus bekommen sollte. Das allerdings galt von Anfang an als sehr unwahrscheinlich. Aktuelle Umfragen zeigen wachsende Zustimmung für einen Krieg. Laut "Daily Telegraph" sind nun 50 Prozent der Briten für einen Krieg, 42 Prozent dagegen und acht Prozent unentschlossen. Die Regierung appellierte gestern an alle Briten, sich jetzt hinter die Streitkräfte zu stellen. "Es ist Zeit für das Land und das Parlament, zusammenzustehen", sagte der Labour-Vorsitzende John Reid. Kriegsgegner kündigten jedoch für Sonnabend eine Demonstration in London an und riefen dazu auf, bei Kriegsbeginn die Arbeit niederzulegen oder den Schulunterricht zu verlassen. Außenminister Jack Straw wurde gestern von wütenden Demonstranten für etwa eine halbe Stunde am Verlassen seiner Londoner Wohnung gehindert. Unterdessen ist die scharfe Kritik von Blair an der französischen Irak-Politik in Paris auf Unverständnis gestoßen. Paris sei "schockiert und bekümmert", hieß es. Heute Abend werden sich Blair und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac beim EU-Gipfel in Brüssel treffen.