Der Papst lud den umstrittenen Limburger Bischof am Montag zu einer Privataudienz. Kurz zuvor traf das katholische Kirchenoberhaupt den Kölner Kardinal Meisner, um über Tebartz-van Elst zu sprechen.

Rom/Hamburg. Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat rund 20 Minuten mit Papst Franziskus über die Situation in Limburg gesprochen. Das wurde im Vatikan nach dem Treffen am Montagmittag bekannt. Einzelheiten über Inhalt und Verlauf der Unterredung wurden, wie bei Privataudienzen üblich, nicht mitgeteilt.

Zuvor war auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner von Papst Franziskus in Audienz empfangen worden. Meisner hatte sich lange Zeit hinter Tebartz-van Elst gestellt und ihn vor Kritik in Schutz genommen.

Er ist außerdem Chef der Rheinischen Kirchenprovinz, zu der die Diözese Limburg gehört, daher dürfte auch er den Papst über die Lage im Lahn-Bistum informiert haben. Trotz dieser Position hat der Kardinal allerdings formal keinen Einfluss auf Entscheidungen über die Zukunft des Bischofs.

Tebartz hielt sich bereits seit einer Woche in Rom auf, um mit dem Papst und dessen Mitarbeitern über die aktuelle Situation in seinem Bistum zu reden. Meisner begleitet derzeit rund 2.000 Ministranten aus seiner Diözese auf einer seit langem geplanten Pilgerreise nach Rom.

Im Gespräch mit dem Papst dürfte Tebartz-van Elst seine Sicht der Vorgänge rund um den Bau seiner Bischofsresidenz in Limburg und den Vorwurf der falschen eidesstattlichen Erklärung im Zusammenhang mit einem Erste-Klasse-Upgrade bei einem Indienflug vorgetragen haben.

Tebartz-van Elst steht seit Monaten in der öffentlichen Kritik. Ihm wird vor allem der enorme Anstieg der Kosten beim Bau des mindestens 31 Millionen Euro teuren Diözesanen Zentrums in Limburg zur Last gelegt.

Bistum geht auf Distanz zu Tebartz

Das Bistum distanzierte sich weitgehend von Tebartz-van Elst, prominente Katholiken legten ihm den Amtsverzicht nahe. Nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) ist er allerdings bisher nicht bereit, sein Amt freiwillig aufzugeben. Er gehe davon aus, eine immer markanter hervortretende Mitschuld der Bistumsgremien werde für seine Entlastung sorgen. Derzeit prüft eine Untersuchungskommission der Deutschen Bischofskonferenz Kosten und Entscheidungswege beim Bau des neuen Diözesanzentrums am Limburger Dom.

Bis auf ein Gespräch mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Marc Kardinal Ouellet, Anfang der letzten Woche wurde kein Termin des Bischofs im Vatikan bekannt. Ouellet, der Tebartz-van Elst zunächst „volles Vertrauen“ ausgesprochen hatte, soll inzwischen zu einer kritischeren Einschätzung gelangt sein. Er spricht neben dem Papst das gewichtigste Wort, sollte es zu einer Amtsenthebung kommen.

In der Bischofskongregation habe „ein Prozess des Umdenkens“ eingesetzt, erfuhr die FAS. Der Präfekt habe erkannt, dass Tebartz-van Elst sein Amt nicht mehr ausüben könne. Der kanadische Kardinal Ouellet war am Sonnabend vom Papst empfangen worden.

Im Vatikan wird erwartet, dass Franziskus vor einem formellen Absetzungsverfahren auch den Bericht der Untersuchungskommission abwarten wird, die ihre Arbeit bereits aufgenommen hat. Sie soll Kosten und Entscheidungswege beim Bau der Limburger Bischofsresidenz prüfen. Dies sei „eine Frage von Wochen, aber nicht von Monaten“, hieß es in Kirchenkreisen.

Der Limburger Domdekan, Günther Geis, sagte der Bistumszeitung, „Der Sonntag“, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sei bei null angelangt. „Das Vertrauen in Bischof Tebartz-van Elst ist dahin, und ich sehe nicht, wie neues Vertrauen wachsen kann.“

Erzbistum Hamburg besitzt rund 200 Millionen Euro

Einem Bericht des Magazins „Spiegel“ zufolge verschweigen Deutschlands Bistümer erhebliche Millionenvermögen, die in gesonderten Haushalten oder grauen Kassen liegen. Allein das Bistum Limburg soll seit 65 Jahren Kirchensteuereinnahmen von geschätzt 300 Millionen Euro in eine graue Kasse verschoben haben.

Die Millionen wurden demnach nicht im Bischöflichen Stuhl verbucht, sondern in einem kaum bekannten Vermögenshaushalt des Bistums. In Hamburg bezifferte ein Kirchensprecher die „Rücklagen der Körperschaft Erzdiözese Hamburg“ auf Anfrage auf rund „156 Millionen Euro“. In der vorigen Woche hatte die Diözese das Vermögen ihres Erzbischöflichen Stuhls noch mit 35 Millionen Euro angegeben.