Limburgs Bischof Tebartz-van Elst ist nach Rom gereist, um Papst Franziskus Rede und Antwort zu stehen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, kündigte ein zügiges Handeln an.

Limburg/Rom. Ein Amtsverzicht scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst verliert in der Kirche weiterhin an Rückhalt. Während sich der 53-Jährige im Vatikan aufhält, verschärft sich auch in den Reihen seiner deutschen Amtsbrüder die Kritik an dem Limburger Kirchenmann. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann legte Tebartz-van Elst in der ARD den Amtsverzicht nahe. „Die Situation ist ja so eskaliert, dass man sagen muss, der Bischof Franz-Peter kann im Grunde in Limburg nicht mehr arbeiten.“

Zollitsch verspricht zügiges Handeln

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, ging vor seinen geplanten Gesprächen in Rom nochmals klar auf Distanz. „Wir haben ein gewaltiges Glaubwürdigkeitsproblem. Und die Kirche in Deutschland trägt den Schaden“, sagte Zollitsch der „Bild“-Zeitung (Montag).

Zollitsch kündigte ein zügiges Handeln an. „Ich bin mir aber sicher, dass sich der Bischof von Limburg gründlich und auch mit der notwendigen Selbstkritik mit dieser Entwicklung auseinandersetzt.“ Wann die Gespräche in Rom stattfinden, blieb zunächst unklar. Papst Franziskus empfing am Montag zunächst keinen der beiden.

Tebartz-van Elst wird Verschwendung vorgeworfen, zudem hat die Hamburger Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl wegen falscher Versicherung an Eides Statt beantragt. Der Limburger Bischof hatte sich in den vergangenen Tagen zur Reise nach Rom entschlossen, nachdem die Vorwürfe wegen seiner Amtsführung immer heftiger geworden waren. Ob er mit dem Papst direkt sprechen werde, sei ihm nicht bekannt, sagte ein Sprecher des Limburger Bistums.

Merkel bewertet den Fall als Belastung für die Kirche

Ein Amtsverzicht wäre nicht die einzige Möglichkeit, sagte der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord, im rbb-inforadio. Demnach könnte der Bischof einen sogenannten Co-Adjutor, eine Art Zwangsverwalter, zur Seite gestellt bekommen. Zudem sei auch eine apostolische Visitation denkbar, „also dass der Papst eine Untersuchungskommission bestimmt“. Ein Bischof der römisch-katholischen Kirche kann nicht selbst zurücktreten, laut Kirchenrecht dem Papst aber seinen Amtsverzicht anbieten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wertet die Affäre als sehr belastend für Katholiken. Im Bistum sei für jeden erkennbar eine sehr schwierige Situation entstanden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Luxuriöse Sonderwünsche für 31 Millionen Euro

Dem Bischof wird unter anderem vorgeworfen, die Baukosten systematisch verschleiert und durch luxuriöse Sonderwünsche ständig erhöht zu haben. Ursprünglich sollte der Neubau der Bischofsresidenz 2,5 Millionen Euro kosten, später wurde mit insgesamt 5,5 Millionen Euro Baukosten gerechnet, inzwischen sind es mindestens 31 Millionen.

Ab wann der Bischof selbst über die tatsächlichen Kosten Bescheid wusste, ist allerdings unklar. Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) sollen jahrelang Baukosten unter seiner Verantwortung verschleiert worden sein. Jochen Riebel vom Vermögensverwaltungsrat des Bischofs sagte demnach, Tebartz-van Elst habe intern gesagt, die immensen Kosten für seine Residenz dürften niemals öffentlich werden.

Staatsanwaltschaft prüft Ermittlungsverfahren

Die Limburger Staatsanwaltschaft wird frühestens Ende der Woche entscheiden, ob sie ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst einleitet. Inzwischen seien ein Dutzend Strafanzeigen eingegangen, sagte Behördensprecher Hans-Joachim Herrchen am Montag. Die Behörde prüft bereits seit vergangener Woche, ob es einen konkreten Anfangsverdacht im Zusammenhang mit der Kostensteigerung beim Bau der Limburger Bischofsresidenz gibt. In diesem Fall will sie ein Ermittlungsverfahren einleiten.

Architekt belastet Limburger Bischof schwer

Mindestens zwei Verantwortliche aus dem Umfeld des Bischofs sollen nach Angaben des Architekten bereits im Sommer 2011 über die tatsächlichen Baukosten der Residenz informiert gewesen sein. Es sei seit der Kostenberechnung im Mai 2011 klar gewesen, dass der Neubau des Gebäudekomplexes auf dem Domberg deutlich stärker zu Buche schlagen werde als die damals veröffentlichte Summe, sagte der Architekt Michael Frielinghaus am Montag der dpa.

Da seinerzeit bereits mit „deutlich mehr als 20 Millionen Euro“ gerechnet worden sei, habe er sich über die kurz zuvor vom Bischöflichen Stuhl genannte Summe von 5,5 Millionen Euro „gewundert“, sagte er Architekt. Er könne aber nicht sagen, ob neben Generalvikar Franz Kaspar und Diözesanbaumeister Tilmann Staudt auch der Bischof selbst informiert gewesen sei. Die Kosten für den Bau seien keineswegs explodiert, da seit langer Zeit mit ihnen gerechnet worden sei.

Spendenbereitschaft geht zurück

Die Affäre wirkt sich möglicherweise auch auf die kirchlichen Hilfsorganisationen aus. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, sagte im Deutschlandfunk, das Spendenaufkommen gehe wegen des Skandals zurück.