Während im Limburger Dom die Glocken für eine Protestaktion gegen den überteuerten Sitz von Josef-Peter Tebartz-van Elst läuteten, machte sich der umstrittene Bischof selbst auf den Weg zum Papst.

Berlin. Aus geplanten 2,5 Millionen Euro Baukosten sind mittlerweile mehr als 30 geworden – und vielleicht sind es wegen Folgekosten für Bauschäden an Straßen und Hausfassaden bald 40. Die Limburger Bischofsresidenz ist nicht nur zum Millionengrab, sondern auch zum handfesten Problem für Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst geworden. Hinzu kommen immer neue Vorwürfe wegen seiner autoritären Amtsführung.

Bei einer Messe im Limburger Dom am Sonntagmorgen war Tebartz-van Elst nicht zu sehen. Vor dem Gotteshaus meldeten sich enttäuschte Gläubige zu Wort. Aus Protest ließen Kritiker die Kirchenglocken um 12 Uhr 13 Mal schlagen. Die Aktion „Jetzt schlägt’s 13“ war der Auftakt einer Demonstration von frustrierten Katholiken. „Ich bete für die Heilung von der Großmannssucht unseres Bischofs“, sagte einer der Gläubigen.

Tebartz-van Elst, der am Sonntag mit der Billig-Airline Ryanair nach Rom reiste, um mit Papst Franziskus zu sprechen, soll seit Jahren von den hohen Kosten für seine Residenz gewusst, aber immer eine niedrigere Summe verbreitet haben. Nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ sollte auch die Aufsicht des Vatikans und des Vermögensverwaltungsrats umgangen werden. Im Sommer 2011 sei dem Rat ein Kostenvolumen von 17 Millionen Euro vorgelegt worden, zerlegt in zehn einzelne Projekte. Die Posten hätten damit unter der Summe von fünf Millionen Euro gelegen, ab der Bauvorhaben dem Vatikan angezeigt werden müssten. Der Gang zum Heiligen Vater dürfte also ein ausgesprochen schwerer für den Limburger Bischof werden. Vermutlich wollte er dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, zuvorkommen – dieser hatte sich vorige Woche von Tebartz-van Elst klar distanziert.

Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat gegen den Bischof Strafbefehl wegen falscher eidesstattlicher Versicherungen beantragt. Davon unabhängig gingen bei der Staatsanwaltschaft Limburg neun Strafanzeigen gegen den Bischof ein. In den nächsten Tagen will die Behörde prüfen, ob ein Anfangsverdacht der Untreue besteht.

Karsten Kammholz, 34, war von 2009 bis 2012 Leiter des Hauptstadtbüros und arbeitet heute bei der „Welt“ in Berlin