Weihbischof Hans-Jochen Jaschke rechnet nicht mit einem Verbleib seines Limburger Amtskollegen Franz-Peter Tebartz-van Elst. „Es muss schnell zu einer Lösung kommen“, forderte er in der ARD-Sendung „Anne Will“.

Hamburg/Berlin. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hofft auf rasche Klarheit über die Zukunft des umstrittenen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst. „Es muss schnell zu einer Lösung kommen“, sagte der katholische Theologe am Mittwochabend in der ARD-Sendung „Anne Will“ (2,12 Millionen Zuschauer um 22.45 Uhr/14,2 Prozent Marktanteil). Jaschke hält einen Verbleib des Limburger Oberhirten im Amt für unwahrscheinlich und wünschte sich eine „demütige und klare“ Entscheidung des 53-jährigen Tebartz-van Elst.

Seit dem Wochenende halten sich Tebartz-van Elst und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zu getrennten Gesprächen mit Vertretern des Vatikan in Rom auf. Eine Audienz von Zollitsch bei Papst Franziskus an diesem Donnerstag könnte Bewegung in den Fall bringen.

Wie die „Bild“-Zeitung (Donnerstagsausgabe) berichtete, hat der Vermögensverwaltungsrat des Bistums Tebartz-van Elst im Jahr 2011 eine Art Generalvollmacht für die Begleichung von Mehrkosten beim Ausbau seiner Residenz ausgestellt. Laut einem Sitzungsprotokoll des Verwaltungsrats vom 1. Juli 2011 sei Tebartz-van Elst „die Ermächtigung ausgesprochen“ worden, „über den Haushaltsplan hinaus gehende Verpflichtungen einzugehen, soweit diese rechtlich geboten oder zur Erfüllung des Zwecks der Körperschaft erforderlich sind“.

Der Ermächtigung nachträglich zugestimmt hätten laut Aktenlage auch die zuständigen Mitglieder des Vermögensverwaltungsrates, Carl-Friedrich Leuschner, Michael Lucas und Jochen Riebel. Bislang hatte der Vermögensverwaltungsrat erklärt, vom Bischof über die drastische Erhöhung des Kosten getäuscht worden zu sein.

Der katholische Bischof Tebartz-van Elst steht seit Monaten in der öffentlichen Kritik. Insbesondere wird ihm der enorme Anstieg der Kosten beim Bau des mindestens 31 Millionen Euro teuren Diözesanen Zentrums in Limburg vorgeworfen.

Kirchenrechtler: Tabertz schätzt Lage falsch ein

Für den Kirchenrechtler Thomas Schüller ist offenkundig, dass Tebartz-van Elst die öffentliche Wahrnehmung seiner Person falsch einschätzt. Diese Diskrepanz zwischen Selbstbild und der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sei eine „Tragik in der Person des Bischofs“, sagte Schüller, der kurz nach dem Amtsantritt 2008 für einige Zeit als Berater an der Seite des leitenden Geistlichen stand. Der Kirchenrechtler schilderte bei „Anne Will“, dass Tebartz-van Elst häufig in einem Schema von Befehl und Gehorsam denke. Das unterscheide ihn deutlich von seinem Vorgänger Franz Kamphaus.

„Ich denke, er wird sich nicht im Amt halten können“, sagte Schüller. Diese Einschätzung teilte auch die SPD-Politikerin Ingrid Matthäus-Maier. „Der Bischof kann nicht nach Limburg zurück“, sagte sie.

„Spiegel“-Journalist Peter Wensierski schilderte in der Sendung, wie Anfragen der Medien an das Bistum wiederholt abgewehrt wurden. Zudem lenkte er den Blick auf das nahe Umfeld des Bischofs, das ebenfalls Verantwortung trage. Tebartz-van Elst habe den bisherigen Generalvikar Franz Josef Kaspar „aus der Schusslinie genommen“, als er Anfang Oktober bekanntgegeben habe, dass dieser zum Jahresende in den Ruhestand wechselt.

Schüller nannte den Generalvikar eine „Schlüsselfigur“ für das operative Geschäft im Bistum. „Da waren noch viele andere, die Verantwortung tragen“, sagte der Kirchenrechtler.

Außer dem teuren Bau auf dem Limburger Domberg wird Tebartz-van Elst auch vorgeworfen, falsche eidesstattliche Erklärungen zu einem First-Class-Upgrade bei einem Indien-Flug abgegeben zu haben, weswegen die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl beantragt hat. Neben Verschwendungssucht wird dem Bischof von den Gläubigen im Bistum ein autoritärer Führungsstil vorgehalten.