Würde Thilo Sarrazin eine Partei gründen, wären ihm zahlreiche Stimmen der Wähler sicher. Das geht aus einer Umfrage von Emnid hervor.

Berlin. Thilo Sarrazin könnte bei der Gründung einer eigenen Partei mit großem Zuspruch rechnen. Fast jeder fünfte Deutsche (18 Prozent) könnte sich nach einer Emnid-Umfrage im Auftrag der „Bild am Sonntag“ vorstellen, diese Partei zu wählen. Besonders viel Zuspruch bekäme eine Sarrazin-Partei bei Anhängern der Linkspartei (29 Prozent). Auch 17 Prozent der Unionswähler würden eine Sarrazin-Partei wählen. Sarrazin ist wegen seiner Thesen zur Ausländer-Integration umstritten. Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner sagte dazu: "Für sie ist Sarrazin jemand, der endlich ausspricht, was viele denken.“

Allerdings wären andere Politiker der Umfrage zufolge bei einer Parteigründung noch erfolgreicher als Sarrazin, dem der Rauswurf aus der Bundesbank und aus der SPD droht. Eine Partei unter Führung des gescheiterten Präsidentschaftsbewerbers Joachim Gauck würden demnach 25 Prozent der Deutschen wählen, eine Partei des ehemaligen Unions-Fraktionschefs Friedrich Merz (CDU) 20 Prozent.

Unterdessen berichtet die Bild am Sonntag“, dass Bundesbankvorstand Sarrazin seine Vorstandskollegen vorab über sein umstrittenes Buch über die deutsche Einwanderungs- und Integrationspolitik informiert habe. Sarrazin habe den gesamten Vorstand am 16. August schriftlich über die geplante Veröffentlichung seines Buches "Deutschland schafft sich ab“ in Kenntnis gesetzt. Allerdings habe weder Bundesbank-Präsident Axel Weber noch ein anderes Vorstandsmitglied darauf reagiert und sich nach dem Inhalt des Buches erkundigt.

Sarrazin, für dessen Abberufung sich der Bundesbank-Vorstand am vergangenen Donnerstag ausgesprochen hatte, wollte am Montag laut „BamS“ seinen Dienst in der Frankfurter Zentrale der Bundesbank versehen. Schließlich werde der Antrag auf Sarrazins Abberufung erst rechtsgültig, wenn Bundespräsident Christian Wulff diesen unterschrieben habe. Nachdem Sarrazin alle Geschäftsbereiche entzogen worden seien, beantworte er zur Zeit an die Bundesbank adressierte "Bürgerpost“-Briefe, schrieb das Blatt weiter.