Wer Sarrazin ins Amt hievte, trägt auch Schuld an der Affäre.

Die Reaktionen auf den Rauswurf von Thilo Sarrazin aus dem Bundesbankvorstand sind nicht schwer vorauszusehen: Von Denkverboten wird die Rede sein, vom Totmachen eines Mahners, vom Bruch des Rechts auf Meinungsfreiheit.

Unbestritten: Mit seiner Kritik an der oftmals verfehlten Integrationspolitik hat SPD-Mitglied Sarrazin einen Nerv getroffen. Angesichts der harschen Kritik haben sich viele Deutsche mit dem ehemaligen Berliner Finanzsenator solidarisiert, nun, mit seiner Entlassung, könnte Sarrazin zu einer Art Märtyrer für eine in ihren Augen gute Sache avancieren.

Dennoch ist die Entlassung Sarrazins folgerichtig. Sarrazin muss die Bundesbank verlassen, weil er die Reputation seines Amtes als Bundesbankvorstand benutzt hat, um seinen Äußerungen und Publikationen mehr Gewicht zu verleihen. Das Amt des Bundesbankers ist eines der wichtigsten in der deutschen und damit auch in der europäischen Finanzpolitik. Dem Prinzip nach verlangt diese Position parteipolitische Neutralität und Zurückhaltung. An nichts davon hat sich Sarrazin gehalten.

Freilich, der Autor Sarrazin betont immer wieder, er habe seine Thesen als Privatmann aufgeschrieben. Indes, es gibt Ämter, für die diese Trennung nicht gelten kann. Könnte man sich eine Angela Merkel vorstellen, die abends vor die Kameras tritt, sich als Privatperson im Feierabend bezeichnet und den Euro infrage stellt? Man kann es nicht.

Zu viel Mitleid ist an dieser Stelle nicht angebracht, zumal Sarrazin mit der Entlassung auch nicht mundtot gemacht wird, wie mancher argwöhnen mag.

Der Privatier darf weiterhin Interviews geben, Bücher schreiben und Reden halten. Er sollte es sogar. Denn nur, wenn sich die Öffentlichkeit inhaltlich mit seinen Thesen auseinandersetzt, wird sie erkennen, wie wenig Erkenntnisgewinn sie aus diesen vermeintlich unvermeintlichen Schreckensszenarien zieht.

Der eigentliche Skandal ist, dass Sarrazin überhaupt in sein Amt gekommen ist. In diesem Fall zeichnet ausgerechnet die SPD dafür verantwortlich - und ihre Motive waren wenig löblich: Den Berliner Sozialdemokraten ging es nicht darum, einen erfahrenen Finanzexperten an die richtige Stelle zu befördern, sondern vor allem darum, einen politischen Querkopf abzuschieben. Auch die SPD hat damit dem Ruf der Bank geschadet - und trägt eine wesentliche Mitschuld an den Ausmaßen dieser Affäre.