Gestern Abend kam etwas Farbe in den Wahlkampf: Auf einem knallroten Teppich lief der Mann zur Präsentation seines Kinofilms, den angeblich 18 Prozent der Deutschen wählen würden: Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling.

Er ist nicht die einzige bizarre Figur im Wahlkampf 2009. Die Piratenpartei, die sich wenig für die Welt, aber viel für Freiheit im virtuellen Netz interessiert, kommt in einer Internet-Abstimmung unter 75 000 Jungwählern auf über 30 Prozent. Und hätte der Bundeswahlleiter auch die seltsame Gabriele Pauli oder die Satirepartei von "Titanic"-Chef Martin Sonneborn zugelassen, gäbe es noch mehr irrlichternde Wahlkämpfer, die schrille Bilder und schräge Sprüche beisteuern könnten.

Von den etablierten Parteien hingegen hört man eher wenig. Franz Müntefering versuchte es nun mit persönlichen Attacken gegen Angela Merkel - eine ziemlich billige Masche. Genauso billig wie die Häme der Union über den Deutschland-Plan des Kandidaten Steinmeier. Und doch wäre es wohlfeil, als Wähler nun die Langeweile zu beklagen und den blutleeren Wahlkampf zum Anlass für die eigene Parteienverdrossenheit zu nehmen. Denn die großen Parteien verhalten sich rational, wenn sie im Vagen bleiben und nicht permanent mit dem Knüppel aufeinander eindreschen. Zum einen haben CDU und SPD vier Jahre miteinander regiert - und das in weiten Teilen sogar besser, als viele Wähler glauben. Zum anderen würden allzu große Versprechen nach dem 27. September schnell verblassen: Nach der Wahl wird die Regierung die milliardenschweren Trümmer der Finanzkrise beseitigen müssen. Und Wahrheiten, das weiß Angela Merkel seit dem letzten Wahlkampf, belohnen die Deutschen nicht. Da geben sich die Wähler lieber einen Sommer den Illusionen mit Schlämmer, Piraten und Co. hin. Der Herbst wird noch hart genug.