Steinmeier, Steinbrück, Tiefensee, von der Leyen und de Maizère kämpfen um Direktmandate

Berlin. Gleich fünf Bundesministern der Großen Koalition steht am 27. September eine besondere Bewährungsprobe bevor: Sie bewerben sich erstmals um ein Bundestagsmandat. Allen voran der SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier, der sich in Brandenburg zur Wahl stellt. Zu den Neulingen zählen auch seine Parteifreunde Peer Steinbrück und Wolfgang Tiefensee. Auf Unionsseite kämpfen Ursula von der Leyen und Thomas de Maiziére um Direktmandate.

Außenminister Steinmeier will für einen südwestlich der Hauptstadt gelegenen Wahlkreis in den Bundestag einziehen, zu dem Brandenburg an der Havel, Potsdam-Mittelmark, Teile des Havellands und Teltow-Fläming zählen und der bereits in SPD-Hand ist. Finanzminister Steinbrück kandidiert unter weniger günstigen Bedingungen im nordrhein-westfälischen Wahlkreis Mettmann I gegen die CDU-Abgeordnete Michaela Noll, die 2005 mit 47 Prozent gewann.

Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee tritt auf vertrautem Boden an: Der langjährige Oberbürgermeister von Leipzig (1998 bis 2005) will für den Wahlkreis Leipzig II in den Bundestag einziehen. 2005 gewann der Sozialdemokrat Gunter Weißgerber das Direktmandat. Familienministerin Ursula von der Leyen hat sich vorgenommen, der früheren Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn den Wahlkreis Hannover II streitig zu machen. Bulmahn hatte 2005 im Wettstreit mit dem CDU-Politiker Friedbert Pflüger 54 Prozent der Stimmen geholt. Kanzleramtsminister Thomas de Maizière tritt in dem neu zugeschnittenen Wahlkreis Meißen an.

Selbst wenn der Kampf um die Erststimmen verloren geht, jedem der fünf ist der Einzug in den Bundestag über die Landeslisten sicher: Steinmeier steht für die SPD in Brandenburg auf Platz eins, Tiefensee und de Maizière besetzen für die sächsischen Landeslisten von SPD und CDU die ersten Plätze, von der Leyen steht auf Platz eins der CDU in Niedersachsen. Nur der stellvertretende SPD-Vorsitzende Steinbrück musste seinem Parteichef Franz Müntefering und der bisherigen stellvertretendem Fraktionsvorsitzenden Angelica Schwall-Düren auf der Landesliste Nordrhein-Westfalen den Vortritt lassen. Müntefering war bereits 2005 ohne eigenen Wahlkreis in den Bundestag eingezogen.

Verglichen mit ihrem Herausforderer muss sich Kanzlerin Angela Merkel weniger Sorgen um den eigenen Wahlkreis machen. Seit der deutschen Einheit vertritt sie den Wahlkreis Stralsund-Nordvorpommern-Rügen und führt außerdem die CDU-Landesliste Mecklenburg-Vorpommern an. Merkels Wunsch-Koalitionspartner Guido Westerwelle stellt sich erneut in seiner Heimatstadt Bonn zur Wahl. 2005 wurde im Wahlkreis Bonn der SPD-Kandidat Ulrich Kelber gewählt. Dem FDP-Chef, zu dessen Fraktion derzeit kein einziger direkt gewählter Abgeordneter gehört, ist der Einzug in den Bundestag mit Listenplatz eins in Nordrein-Westfalen jedoch sicher.

Im Rennen um die Erststimmen hatte die Linke 2005 die besten Ergebnisse der drei Oppositionsparteien. Im Berliner Osten gewann sie drei Direktmandate. Das hätte auch mit einem Gesamtergebnis unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in den Bundestag gereicht. 2009 will die Linke den Erfolg mit den gleichen Personen wiederholen: Im Wahlkreis Berlin-Lichtenberg kandidiert erneut Gesine Lötzsch. Die bisherige stellvertretende Bundestagspräsidentin Petra Pau tritt wieder in Berlin-Mahrzahn-Hellersdorf an. Parteichef Gregor Gysi will sich Berlin-Treptow-Köpenick sichern. Mit dem SPD-Bundesgeschäftsführer Karl-Josef Wasserhövel hat der populäre Linke einen prominenten Konkurrenten.

Ebenfalls in der Hauptstadt gewann Hans-Christian Ströbele 2005 das einzige Direktmandat für die Grünen. Er tritt erneut im Wahlkreis Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost an. Eine Absicherung über die Landesliste hat der langjährige Parlamentarier nicht. Auch Grünen-Parteichef Cem Özdemir hat nur einen Versuch: Der frühere Europa-Abgeordnete bewirbt sich im Wahlkreis Stuttgart I um ein Direktmandat. Einen Platz auf der Landesliste Baden-Württemberg hat der Grünen-Chef nicht.

In Bayern muss die CSU bei dieser Wahl ohne ihren Chef und Ministerpräsidenten Horst Seehofer auskommen, der 2005 den Wahlkreis Ingolstadt gewann. Hier steht jetzt ebenfalls ein bundesweit bekannter Name auf dem Wahlzettel – allerdings für die SPD: Die frühere stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer bewirbt sich um das Direktmandat.