Das nennt man Pech. Gerade jetzt ist der Kanzlerkandidat in ein Rekordtief gefallen. Ausgerechnet. Vier Tage bevor die Sozialdemokraten in Berlin ihr Wahlprogramm vorstellen wollen, was der offiziellen Eröffnung des Wahlkampfs gleichkommt.

Das nennt man Pech. Gerade jetzt ist der Kanzlerkandidat in ein Rekordtief gefallen. Ausgerechnet. Vier Tage bevor die Sozialdemokraten in Berlin ihr Wahlprogramm vorstellen wollen, was der offiziellen Eröffnung des Wahlkampfs gleichkommt. Bei 22 Prozent orten die Demoskopen Frank-Walter Steinmeier zurzeit - damit hat Merkels Herausforderer zwei weitere Prozentpunkte auf dem Weg zum Kanzleramt verloren.

Andererseits ist man in der Union durchaus gut beraten, sich nicht zu früh zu freuen. Denn obwohl die Bundeskanzlerin in der jüngsten Forsa-Umfrage mit 51 Prozent ihre Bestmarke vom Januar erreicht, können CDU und CSU von Angela Merkels Popularität nicht profitieren. Die Unionsparteien sanken in der Wählergunst um einen Punkt auf 35 Prozent. Zum Vergleich: Die SPD verharrt bei 24 Prozent, die Grünen liegen bei 10 Prozent. Für die Linkspartei würden 11 Prozent der Bürger ihre Stimme abgeben, für die FDP 16 Prozent.

Gemeinsam liegt das "bürgerliche Lager" aus CDU/CSU und FDP mit 51 Prozent also vorne, gefolgt von einer rechnerisch ebenfalls möglichen "Ampel-Koalition", bestehend aus SPD, FDP und Grünen (50 Prozent). Für das "linke Lager" reicht es zurzeit hingegen nicht: SPD, Grüne und Linkspartei kämen gemeinsam nur auf 45 Prozent.

Aber noch sei nichts entschieden, sagt Forsa-Chef Manfred Güllner, dessen Institut die Umfrage im Auftrag von "Stern" und RTL erhoben hat. Das Lager der Unentschlossenen und Nichtwähler (jeweils 15 Prozent) sei mit 30 Prozent derzeit um 8 Punkte größer als bei der Bundestagswahl 2005. Entscheidend werde es sein, ob die Parteien dieses Potenzial ausschöpfen können. Güllner wies darauf hin, dass Nichtwähler ihre Entscheidung oft bewusst träfen. Grund für so eine "Unmutsäußerung" sei ein allgemeiner Vertrauensverlust in die Parteien und die Politiker. "Das Personalangebot der Parteien vor Ort ist oft eine Zumutung", sagte Güllner im Interview mit stern.de.

Das größte Potenzial nach oben hat nach Ansicht des Meinungsforschers die SPD. "Unter den Unentschlossenen sind derzeit mehr Menschen, die 2005 SPD gewählt haben, als Wähler anderer Parteien. Deswegen hat die SPD gewisse Wählerreserven wie schon 2002 und 2005", sagt Güllner. Die Union habe sich hingegen bis heute nicht von ihrem Verlust an Wählersubstanz erholen können, den sie in der Kohl-Ära erlitten habe.