Königin Beatrix ist nach fast 30 Jahren wieder auf Staatsbesuch in Deutschland. Wulff lobt die Weltoffenheit der Niederländer.

Berlin. Deutschen und Niederländern kommt nach Einschätzung von Bundespräsident Christian Wulff eine wichtige Rolle beim europäischen Einigungsprozess zu. „Als Gleichgesinnte können unsere Länder dazu beitragen, dass Europa häufiger mit einer Stimme spricht“, sagte Wulff am Dienstag beim Deutschlandbesuch der niederländischen Königin Beatrix. Die Monarchin wurde auch von Kanzlerin Angela Merkel empfangen. Die Wirtschaftsminister beider Länder stellten Defizite in den Handelsbeziehungen fest.

Bei einem Staatsbankett zu Ehren der 73 Jahre alten Königin sagte Wulff vor etwa 150 Gästen, Deutschland und die Niederlande seien „gute Nachbarn, ja Freunde geworden“. Zugleich lobte der Bundespräsident laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript die Weltoffenheit der Niederländer: „Sie waren schon früh in die Globalisierung einbezogen und sind beispielhaft dafür, wie erfolgreich Globalisierung und eigene Kultur zum besten Vorteil miteinander verbunden werden können.“

Wulff hatte die niederländische Königin auf Schloss Bellevue zuvor mit militärischen Ehren zu ihrem viertägigen Besuch in Deutschland empfangen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Bettina begrüßte er Beatrix sowie Kronprinz Willem-Alexander und Kronzprinzessin Maxima.

Die drei Blaublütler wurden von Regierungschefin Merkel im Kanzleramt empfangen. Themen bei einem gemeinsamen Mittagessen waren das Verhältnis beider Länder und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.

Wulff hatte im November 2010 seinen Antrittsbesuch in den Niederlanden absolviert. Diese Visite erwidert Königin Beatrix nun. Es ist der zweite Staatsbesuch der Königin in Deutschland, der erste Staatsbesuch liegt 29 Jahre zurück.

Potenzial in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit

Bei einem Treffen deutscher und niederländischer Unternehmer sagte Wirtschaftsminister Maxime Verhagen, Holland profitiere wie kein anderes Land vom Wirtschaftsaufschwung Deutschlands. Im Mittelstand könne die Zusammenarbeit aber noch enger sein. Auch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sah hier Potenzial „zur Intensivierung der Zusammenarbeit“.

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den Niederlanden sind intensiv. Nach Angaben der deutsch-niederländischen Handelskammer stieg das Handelsvolumen beider Länder in 2010 auf 132 Milliarden Euro. Die Niederlande sind damit zweitwichtigster Handelspartner Deutschlands. Die Bundesrepublik verkaufte vor allem pharmazeutische, chemische und IT-Produkte ins Nachbarland.

Zirkus in Neukölln

Am Mittwoch treffen die Königin und der Bundespräsident in Berlin deutsche Jugendliche, die im Einheitsjahr 1990 geboren sind, zu einem Mittagessen. In Begleitung von Bettina Wulff besucht Beatrix anschließend einen Mitmachzirkus im Stadtteil Neukölln. Mit einem Konzert des „Koninklijk Concertgebouw Orkest“ Amsterdam will sich die Königin am Mittwochabend in der Berliner Philharmonie bei den Berlinern und den Deutschen für die Gastfreundschaft während ihres Aufenthalts bedanken. Nach ihrem Berlin-Aufenthalt sind Besuche der Königin in Sachsen und Nordrhein-Westfalen vorgesehen.

(dapd/abendblatt.de)