Merkels wichtigster Mann, Finanzminister Schäuble, wird nach seiner Erkrankung früher als geplant seine Geschäfte wieder aufnehmen.

Berlin. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ist wieder da. Es ist ein bisschen wie ein Comeback, auch wenn der Finanzminister „nur“ nach drei Wochen aus dem Krankenhaus zurückkehrt. Dabei ging es um mehr, als der 68-Jährige eine Wunde auskurierte, die ihm schon länger Sorgen macht. Denn es wurde heftig spekuliert, ob der wichtigste Mann im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sich aus dem Amt zurückziehen könnte. Schäuble ließ dementieren, dass er Kanzlerin Angela Merkel (CDU) aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt angeboten hat. Seine Zukunft ist jedoch weiter offen: Sie hängt noch mehr als bisher davon ab, wie belastbar Schäuble ist.

Überraschend kam am Freitag die Nachricht, dass Schäuble beim Koalitionstreffen zur Ökosteuer an diesem Sonntag wieder mit an Bord sein soll. Als wäre ein Beweis nötig, meldete sich der Finanzminister zu Wort. „Ich frage mich stets: Kann ich den Pflichten dieses Amtes gerecht werden? Dazu gehört auch die Frage der Gesundheit“, sagte Schäuble der „Bild am Sonntag“. Solange er überzeugt sei, dass er es könne, mache er die Arbeit mit Freude. „Wenn ich zu einer anderen Überzeugung käme, müsste ich damit auch leben. Da gilt der alte biblische Satz: Alles hat seine Zeit. Ich bin jetzt 68 Jahre alt und seit 20 Jahren querschnittsgelähmt.“

Das Zitat wirft die Frage auf, wie die Zeitplanung für Schäuble denn genau aussieht. Doch das verrät der Christdemokrat nicht. „Am Ende hängt alles nicht an einem selber“, hatte er in einem Interview gesagt, nachdem er im Frühjahr bereits im Krankenhaus war. Ein Druckgeschwür, unter dem Rollstuhlfahrer häufig leiden, wollte nicht heilen. Die Wunde nach dem Austausch eines Implantats wurde nun versorgt und genäht. Auch in der Klinik schonte sich Schäuble nicht. „In stabiler Seitenlage“ arbeitete er weiter, stand in Kontakt mit Kanzlerin Angela Merkel und Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (beide CDU).

Während der Zeit im Krankenhaus meldete sich Thomas Schäuble, der Bruder von Wolfgang Schäuble, im Magazin „Stern“ mit drastischen Worten: „Das über halbjährige Wundsein hat ihn zermürbt.“ Und der Finanzminister selbst soll Vertrauten gesagt haben: „Wenn ich nach vier Wochen merke, es geht nicht mehr, ziehe ich die Konsequenzen. Davon hält mich niemand ab.“ Schäubles Sprecher Michael Offer hatte in einer Pressekonferenz zunächst ein deutliches Dementi vermieden. Dann stellte er klar, dass sein Chef kein Rücktrittsangebot gemacht habe – Schäuble hatte sich vom Krankenbett live eingeschaltet.

Schon früh wurden dann von seinem Büro Signale für eine Rückkehr ausgesendet. Beim G20-Finanzministertreffen in Südkorea vertrat ihn aber noch Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP). Vier Wochen sollte der Klinikaufenthalt dauern. Diese Auszeit war vorsichtshalber etwas länger berechnet, verriet Schäuble. „Jetzt bin ich ein paar Tage früher wieder da umso besser.“ Die Rücktrittsdebatten hat er nach eigenen Worten nie als diskriminierend empfunden.

Nun will Schäuble wieder das Ruder übernehmen, aber erstmal langsamer machen. Er freut sich auf die Arbeit. Und darüber, dass seine Ärzte ihm gesagt hätten, alles sei in Ordnung. Die Erwartungen sind hoch, das weiß er. Im Mai sagte er nach einem weiteren Klinikaufenthalt: „Das Land kann es in derart schwierigen Zeiten nur für eine begrenzte Zeit ertragen, wenn der Finanzminister bei wichtigen Terminen fehlt.“