Merkel sagt, sie habe volles Vertrauen, dass Wulff alle offenen Fragen beantworten werde. Seine Entschuldigung sollte respektiert werden.

Hamburg. Trotz aller Vorwürfe: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellt sich demonstrativ hinter Bundespräsident Christian Wulff. Merkel habe „große Wertschätzung für Christian Wulff als Menschen und für Christian Wulff als Bundespräsidenten. Sie hat große Achtung vor dem Amt, das er innehat“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Wulffs Entschuldigung sollte respektiert werden. Merkel habe volles Vertrauen, dass Wulff auch weitere Fragen beantworten werde, falls solche auftauchten.

Lesen Sie dazu auch:

+++ Wulffs Worte auf der Mobilbox bleiben geheim ++++
+++ Neuer Druck auf Wulff - und Merkel schweigt +++
+++ Wulff laut Umfragen nicht überzeugend +++
+++ Knigge-Experte: Kein Geld für Übernachtungen bei Freunden +++
+++ Das sagen die Leser +++

+++ Kommentar: Der Wulff in uns +++

+++ Der Briefwechsel zwischen Wulff und Diekmann +++
+++ Helmut Kohl hat die "Bild" einst als "Drecksblatt" beschimpft +++

Es wäre ein richtiger Schritt gewesen, sich in einem Interview, das Wulff am Mittwoch ARD und ZDF gegeben habe, den Fragen der Journalisten zu stellen. Auf diese Weise könne er das Vertrauen der Bürger wiederherstellen, erhofft sich Merkel. Die Kanzlerin habe zur Kenntnis genommen, dass Wulff seinen Anruf bei „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann in dem Interview als „schweren Fehler bezeichnet hat, den er mit seinem eigenen Amtsverständnis nicht in Übereinstimmung bringen kann“ und für den er deswegen um Entschuldigung gebeten habe.

Kanzlerin liegt Mailbox-Abschrift nicht vor

Die Entscheidung, ob die Abschrift des umstrittenen Anrufs auf Diekmanns Mailbox veröffentlich werden sollte, sei ausschließlich Angelegenheit der „Bild“-Zeitung und des Bundespräsidenten, sagte Seibert. Der Kanzlerin liege keine Abschrift des Anrufes vor. Aus Achtung vor dem Amt gebe die Kanzlerin dem Präsidenten keine öffentlichen Ratschläge. Wulff habe einen vollen Terminkalender und „Arbeit, die er für uns alle macht“, sagte Seibert. Der Bundespräsident habe in den ersten anderthalb Jahren seiner Amtszeit bereits wichtige Impulse gesetzt „und wird mit Sicherheit auf dieser Ebene weiterarbeiten“. In der Mischung aus Transparenz und täglicher Arbeit des Staatsoberhauptes könne Vertrauen wieder zurückgewonnen werden.

Auf die Frage, ob die Affäre erledigt sei, sagte Seibert, es gebe „keinen Moment, wo man sagen kann: Jetzt ist es vorbei“. Eine Debatte entwickele sich eben. „Es hat keinen Zweck, irgendwo was für erledigt zu erklären.“ Wulff steht seit Wochen unter anderem wegen eines umstrittenen Privatkredits in der Kritik. Zudem hat er durch eine persönliche Intervention bei der „Bild“-Zeitung versucht, die Berichterstattung über den Fall zu beeinflussen.

Für Verwirrung sorgte ein Bericht der BW Bank widerspricht den Darstellungen des Bundespräsidenten hinsichtlich des Zustandekommens der Kreditvereinbarung. Zumindest teilweise. In seinem TV-Interview erklärte Wulff, dass eine mündliche Vereinbarung zwischen ihm und der Bank bereits im November zustande gekommen sei. In der Tageszeitung „Die Welt“ widersprach nun die BW-Bank und teilte mit, dass eine mündliche Vereinbarung nicht ausreiche um den Vertrag gültig zu machen.

„Ein Kreditvertrag mit Verbrauchern bedarf der Schriftform“, heißt es in einer Antwort der Bank auf eine entsprechende Anfrage der Zeitung. Einen schriftlichen Vertrag habe die Bank aber erst am 12. Dezember an Wulff geschickt, unterschrieben habe er den Kreditvertrag am 21. Dezember und damit rund eine Woche nach den ersten Medienberichten über seine Hausfinanzierung. Bei der Bank sei der unterschriebene Vertrag erst am 27. Dezember eingegangen.

Wulff hatte am Mittwoch in einem Fernsehinterview Vorwürfen widersprochen, der neue Kreditvertrag mit der BW Bank sei deutlich später zustande gekommen als von ihm zunächst angegeben. Mit dem Kredit will Wulff Mitte Januar ein rollierendes Geldmarktdarlehen der BW Bank ablösen, das er zuvor zur Finanzierung seines Hauses in Burgwedel genutzt hatte.