Die Union begrüßt die Beilegung des Streits um die Äußerungen von Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger.

Berlin/Freiburg. Die katholische Kirche hat sich noch einmal für die Missbrauchsfälle in ihren Reihen entschuldigt und will an sich arbeiten. "Beschämt und schockiert bitten wir all jene um Entschuldigung und Vergebung, die Opfer dieser abscheulichen Taten geworden sind", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch gestern in Freiburg zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung. "Wir haben das Ausmaß der Verfehlungen unterschätzt."

Die deutschen Bischöfe setzten zum Abschluss ihrer Konferenz mit sofortiger Wirkung einen Vier-Punkte-Plan und einen besonderen Beauftragten für Missbrauchsfälle ein. Die Aufgabe übernimmt der Bischof von Trier, Stephan Ackermann. Sein zugehöriges Büro, das im Sekretariat der Bischofskonferenz in Bonn angesiedelt wird, soll die Zusammenarbeit zwischen den Bistümern und mit den Orden in allen relevanten Fragen ausbauen und für die Verbindung mit den zivilgesellschaftlichen Initiativen und staatlichen Aktivitäten sorgen. Damit hat die katholische Kirche für diesen Bereich erstmals eine zentrale Anlaufstelle.

Die Konferenz beschloss außerdem, dass bei Verdachtsfällen die Staatsanwaltschaft "frühzeitig eingeschaltet" werde. Zum Schutz der Opfer müsse aber zuvor geklärt werden, ob diese das auch wünschten. Außerdem startet die Bischofskonferenz eine bundesweite Informations-Hotline. Notwendig sei eine "ehrliche Aufklärung, frei von falscher Rücksichtnahme", sagte Zollitsch. Darauf hätten die Opfer ein Recht. Zudem sollen die acht Jahre alten Missbrauchsrichtlinien der Kirche verschärft werden.

Die Staatsanwaltschaft München II hat wegen der Missbrauchsvorwürfe im Internat des Klosters Ettal ein Ermittlungsverfahren gegen einen Klosterangehörigen eingeleitet. Es gehe dabei um sexuellen Missbrauch von Kindern, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Eduard Meyer. Die Vorwürfe seien noch nicht verjährt. Am Vortag war der Abt des Klosters, Barnabas Bögle, zurückgetreten. Anfang der Woche waren mehrere Missbrauchsfälle in seinem Kloster bekannt geworden.

Die kritischen Aussagen von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zur Rolle der Kirche im Missbrauchsskandal sorgen weiter für Verärgerung in der Union. "Die Justizministerin hatte kein Recht, grundlos der katholischen Kirche mangelndes Interesse an Aufklärung zu unterstellen", sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, dem Hamburger Abendblatt. Nun sei der Streit beigelegt, fügte er mit Blick auf versöhnliche Äußerungen der Deutschen Bischofskonferenz hinzu. "Ich bin froh, dass die katholische Kirche und die Bundesregierung miteinander reden."

Erzbischof Zollitsch hatte zuvor den Streit mit der Justizministerin um die Aufklärung der Missbrauchsfälle für beendet erklärt. Die Ministerin habe den Bischöfen in einem Schreiben den Willen zur lückenlosen Aufklärung bescheinigt. "Ich bin froh und dankbar für diese Klarstellung", sagte Zollitsch zum Abschluss der Frühjahrstagung. Für die nächsten Wochen sei zudem ein klärendes Gespräch zwischen ihm und der Ministerin vereinbart.

Die FDP-Politikerin hatte der Kirche vor dem Hintergrund jüngst bekannt gewordener Missbrauchsfälle vorgeworfen, diese habe nicht ausreichend mit den Strafverfolgungsbehörden zusammengearbeitet. Daraufhin hatte sie der erboste Zollitsch ultimativ zur Rücknahme ihrer Äußerung aufgefordert und sich bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschwert. Der Streit um das sensible Thema drohte die schwarz-gelbe Koalition ernsthaft zu belasten.