Die Bischofskonferenz hat zugesichert, den Missbrauchsskandal „lückenlos“ aufzuklären. Auch die Prävention soll verstärkt werden.

Freiburg. Nachdem mehrere Missbrauchsfälle an katholischen Einrichtungen bekannt geworden sind, will die katholische Kirche ihre Präventionsarbeit verstärken. Unter anderem wurde der Bischof von Trier, Stephan Ackermann, zum besonderen Beauftragten der Bischofskonferenz für alle Fragen im Zusammenhang mit dem sexuellen Missbrauch Minderjähriger im kirchlichen Bereich ernannt. Bei der in Bonn ansässigen Bischofskonferenz werde eine Koordinationsstelle zur Untersuchung von Missbrauchsfällen und zur Unterstützung der juristischen Strafverfolgung eingerichtet.

Insgesamt will die katholische Kirche ihre Präventionsarbeit verstärken. Die Gemeinden und besonders die Verantwortlichen in den Schulen und der Jugendarbeit seien aufgefordert, „eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens zu pflegen“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der deutschen Bischöfe zum Abschluss ihrer Vollversammlung in Freiburg. Die Bischofskonferenz werde für Opfer zudem eine bundesweite Telefon-Hotline einrichten. Außerdem sollen die aus dem Jahre 2002 stammenden kirchlichen Leitlinien zur Untersuchung von sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche bis zum August überarbeitet werden. Dabei solle insbesondere das Vorbeugen solcher Fälle gestärkt werden.

In ihrer Erklärung baten die Bischöfe erneut um Entschuldigung für das erlittene Unrecht. „Beschämt und schockiert bitten wir alle um Entschuldigung und Vergebung, die Opfer dieser abscheulichen Taten geworden sind“, heißt es in dem Papier. Der Missbrauchsskandal hatte Ende Januar seinen Ausgang am Berliner Canisius-Kolleg genommen. Seitdem meldeten sich weit mehr als hundert Opfer aus dem gesamten Bundesgebiet. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sicherte erneut eine „lückenlose Aufklärung“ zu. Zollitsch untermauerte auch seine Kritik an Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Die Ministerin habe „die Rechtstreue der katholischen Kirche in Zweifel gezogen“. Das wiege in einem Rechtsstaat besonders schwer.

Leutheusser-Schnarrenberger hatte den Zorn der Bischöfe auf sich gezogen, als sie sagte, dass sie erwarte, „dass die Verantwortlichen der katholischen Kirche endlich konstruktiv mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten, Hinweise geben, mitaufklären“. Bisher habe sie nicht den Eindruck, dass die Verantwortlichen „ein aktives Interesse an wirklich rückhaltloser und lückenloser Aufklärung gezeigt haben“.

Zollitsch begrüßte, dass Leutheusser-Schnarrenberger inzwischen brieflich reagiert habe, nachdem er ihr am Dienstag eine Frist für eine Richtigstellung ihrer Aussagen vom Montagabend gesetzt hatte. Der Konflikt um die Äußerungen der FDP-Politikerin in den Tagesthemen sei für ihn damit vorerst beendet.

In der Koalition sorgt der Fall indes für zusätzliche Misstöne. Unionspolitiker warfen Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) Respektlosigkeit und unberechtigte Kritik an der katholischen Kirche vor. Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, die FDP-Politikerin gehe eindeutig zu weit, wenn sie den falschen Eindruck erwecke, die Kirche behindere eine Aufklärung der Missbrauchsfälle.

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, Günter Krings (CDU), sagte derselben Zeitung: „Ich kann nicht erkennen, dass die Kirche sich bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle ungebührliche Verzögerungen vorwerfen lassen muss.“ CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl warf der Ministerin vor, „die katholische Kirche in der Öffentlichkeit pauschal auf die Anklagebank gesetzt“ zu haben. Damit sei sie weit über das Ziel hinaus geschossen.