Ging es bei dem Kundus-Luftangriff doch nicht um die Tanklastzüge? Offenbar wollten die Bundeswehr eine Gruppe der Taliban ausschalten.

Berlin. Der Luftschlag von Kundus zielte nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ nicht auf die beiden Tanklastzüge, sondern auf eine Gruppe von Taliban und deren Anführer. Die Zeitung zitiert in ihrer Sonnabend-Ausgabe aus dem Untersuchungsbericht der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF). „Er wollte die Menschen angreifen, nicht die Fahrzeuge“, heiße es in dem geheimen Bericht über den für den Angriff verantwortlichen Oberst Georg Klein. Auch „Spiegel Online“ berichtete, der Angriff habe nicht wie bisher behauptet hauptsächlich die entführten Tanklaster zerstören sollen.

Dem Isaf-Bericht zufolge seien nach Angaben der „Süddeutschen“ vor dem Bombardement am 4. September 60 bis 80 Taliban und ihre Anführer zu den Tanklastzügen geeilt. Die Anführer hätten ihre Leute sogar vor einem möglichen Bombardement gewarnt, aber niemand habe dem Beachtung geschenkt. Oberst Klein habe selbst in einem von ihm verfassten Bericht erklärt, die Taliban „vernichten“ zu wollen, schreibt die Zeitung. Die Bundesregierung hatte in der Vergangenheit erklärt, die Tanklastzüge seien angegriffen worden, weil eine Gefahr für die deutschen Truppen drohte.

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte am Freitag den deutschen Soldaten in Kundus einen Kurzbesuch abgestattet. Er warb dort um Verständnis für den Untersuchungsausschuss des Bundestages zum Luftschlag vom September.