Nachfolgersuche und Bewertung der Leistung Benedikts XVI. - der Ticker informiert Sie über aktuelle Entwicklungen rund um den Vatikanstaat.

Hamburg. Einen Tag nach der völlig überraschenden Ankündigung von Papst Benedikt XVI., sein Pontifikat zum 28. Februar niederzulegen, rückt die künftige Besetzung des Heiligen Stuhls in den Fokus der Verantwortlichen der katholischen Kirche. Aber auch die Leistung des scheidenden deutschen Kirchenoberhauptes wird weltweit noch einmal in aller Ausführlichkeit kommentiert.

Bleiben Sie mit dem Liveticker auf dem Neuestem Stand zu Entwicklungen in der katholischen Kirche am Tag nach der Rücktrittsankündigung Benedikts XVI.

+++ Papst kürzlich am Herzen operiert +++

17.44 Uhr: Papst Benedikt XVI. hat sich nach Angaben des Vatikan vor einigen Monaten einer Routineoperation am Herzen unterzogen. Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte am Dienstag den Eingriff, bei dem die Batterien des Herzschrittmachers ausgewechselt worden seien. Der Schrittmacher selbst sei Benedikt XVI. bereits vor Pontifikatsbeginn eingesetzt worden. Zugleich betonte Lombardi, der Papst habe sich nicht aufgrund akuter gesundheitlicher Probleme, sondern wegen des altersbedingten Nachlassens seiner Kräfte zum Rücktritt entschlossen.

+++ Meisner kritisiert Deutsche: Häme über Papst war verletzend +++

15.10 Uhr: Der Kölner Kardinal Joachim Meisner kritisiert die Deutschen für ihren Umgang mit dem scheidenden Papst Benedikt XVI. „Es hat mich immer verletzt, wie abschätzig, ja hämisch in Deutschland über den Papst gesprochen wurde“, sagte Meisner im Interview von „fr-online“. Vielen habe ein „Gefühl des Selbstbewusstseins, ja des Stolzes“ gefehlt, dass erstmals nach fast 500 Jahren wieder ein Deutscher „ein solches Amt mit dieser globalen Verantwortung“ bekleidet habe.

+++ Papstrückzug macht sich auch bei ebay bemerkbar +++

14.23 Uhr: Die Rückzugsankündigung von Papst Benedikt XVI. hinterlässt auch Spuren im Internet-Auktionshaus ebay. Unter den seit Montag neu gelisteten Gegenständen befindet sich mit Stand von Dienstagmittag eine Originalausgabe der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ vom 11. Februar 2013 mit der Nachricht vom Amtsverzicht auf der Titelseite. Die achtseitige Nachmittagsausgabe „in exzellentem Zustand“ ist für 69 US-Dollar (Tageskurs 52 Euro) zu haben. Preiswerter kommt mit 15,58 US-Dollar (11,60 Euro) die Dienstagsausgabe der italienischen Tageszeitung „Il Giornale“. Sie berichtet unter der Überschrift „Amen“ von dem Ereignis.

Ebenfalls unter den neuen Angeboten: Ein „Papst-Teddybär“ – „brandneu“ und „unbenutzt“ – von Steiff für 515 US-Dollar (385 Euro) sowie ein Briefmarkensatz aus dem afrikanischen Äquatorial-Guinea zum Besuch von Benedikt XVI. im Heiligen Land 2009 für 16 US-Dollar (12 Euro). Der Verkäufer aus Israel teilt mit, er habe noch weitere Papst-Memorabilia im Angebot.

+++ Keine Entschädigung für ausgefallene Papstaudienz +++

13.46 Uhr: Fällt eine Papstaudienz als Programmpunkt einer Reise aus, haben Touristen in der Regel keinen Anspruch auf Entschädigung. Auch die Erstattung eines Teils des Reisepreises könnten Urlauber dann nicht fordern, sagt der Reiserechtler Paul Degott aus Hannover. Nach dem Papstrücktritt am 28. Februar wird es eine Zeit lang keinen Papst geben. Für diese Phase waren allerdings Audienzen bei Papst Benedikt angesetzt.

Einen Rechtsanspruch haben Reisende nur, wenn der Veranstalter die Audienz garantiert hat. „Es ist wie mit der Schneesicherheit“, sagt Degott. Sichert der Veranstalter etwas zu, das er nicht einhält, kann der Reisende das Geld dafür zurückverlangen. Ist die Audienz nur ein Programmpunkt, der aber nicht garantiert ist, muss der Veranstalter kein Geld erstatten.

Die meisten Veranstalter geben keine Audienzgarantie. Denn Reisen zum Papst würden früh geplant, sagt Georg Röwekamp, Geschäftsführer von Biblische Reisen. Daher kann es immer sein, dass der Heilige Vater zum Zeitpunkt der Reise im Ausland ist oder aus anderen Gründen keine Zeit hat.

+++ Papst trägt seit einiger Zeit einen Herzschrittmacher +++

13.38 Uhr: Papst Benedikt XVI. trägt nach Angaben des Vatikan seit einiger Zeit einen Herzschrittmacher. Der Papst sei aber nicht in einem schlechten Gesundheitszustand, betont Sprecher Federico Lombardi. Bei einem kleinen Routineeingriff seien vor drei Monaten die Batterien des Gerätes ausgetauscht worden. Mit der Entscheidung des des Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche, zum Monatsende sein Amt niederzulegen, habe dies jedoch nichts zu tun. Die Gründe lägen vielmehr in der Wahrnehmung des Papstes, dass mit fortschreitendem Alter seine Kräfte schwänden.

+++ Warum Benedikt sein Amt abends um genau 20 Uhr aufgibt +++

13.22 Uhr: Vatikan-Sprecher Federico Lombardi hat die Frage vieler Beobachter beantwortet, warum denn Benedikt XVI. am 28. Februar genau um 20 Uhr sein Amt abgibt. Das habe nichts mit juristischen oder sonstigen Gründen zu tun, erläuterte Lombardi vor Journalisten in Rom. Vielmehr „endet um diese Uhrzeit normalerweise der Arbeitstag des Heiligen Vaters.“

+++ Vier Millionen Tweets zum Papst-Rücktritt +++

12.52 Uhr: Der Amtsverzicht des Papstes hat in den sozialen Netzwerken hohe Wellen geschlagen. Allein bei Twitter tauchte laut einer am Dienstag in Hamburg veröffentlichten MEEDIA-Analyse mehr als 4 Millionen mal das Wort „Papst“ in verschiedenen Sprachen in Tweets auf. Mit großem Abstand am häufigsten wurde mit 2,2 Millionen Tweets demnach auf Spanisch und Portugiesisch über den Papst-Rücktritt getwittert, dahinter folgen die Sprachen Englisch (1,6 Millionen Tweets), Französisch (196.000 Tweets), Deutsch (61.000 Tweets) und Russisch (22.000 Tweets).

Die Analysten weisen darauf hin, dass Twitter in Deutschland weiterhin nicht so populär sei wie in anderen Ländern; von daher seien die vergleichsweise geringen Zahlen zu erklären. Der Papst-Rücktritt habe aber mehr Resonanz gefunden als die Sexismus-Debatte und das Wort „aufschrei“, das über Tage die Medien geprägt hatte und mit 40.000 Tweets in den ersten 24 Stunden als größtes deutsches Twitter-Phänomen bezeichnet wurde.

Dennoch: Den größten Social-Media-Hype der jüngeren Vergangenheit hat Benedikt XVI. den Angaben zufolge nicht ausgelöst: Am Tag der Wiederwahl von Barack Obama Anfang November gab es mehr als 18 Millionen Tweets weltweit mit dem Wort „Obama“.

+++ Zentralrat der Muslime bekundet Papst „tiefen Respekt“ +++

12.21 Uhr: Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) hat Papst Benedikt XVI. nach seiner Rücktrittsankündigung „tiefen Respekt und Anerkennung“ bekundet. ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek erinnerte am Dienstag in Köln „an die freundschaftlichen Begegnungen“ des Papstes mit Vertretern des muslimischen Verbandes und weiterer Religionsgemeinschaften 2005 in Köln und 2011 in Berlin.

Nach den Worten Mazyeks habe es anfänglich zwar Irritationen gegeben; 2006 war die Regensburger Rede von Benedikt XVI. auf Kritik der Muslime gestoßen. Doch die Besuche des scheidenden Papstes in der Blauen Moschee in Istanbul sowie zuletzt seine Nahost-Reise machten deutlich, dass er dem Islam hohe Wertschätzung entgegenbringe, betonte der ZMD-Vorsitzende. Dem interreligiösen Dialog und dem Gespräch zwischen Muslimen und Christen habe er einen großen Stellenwert beigemessen.

+++ Gewohntes Arbeitspensum für Papst bis Monatsende +++

11.43 Uhr: Papst Benedikt XVI. wird das gewohnte Arbeitspensum bis zu seinem für das Monatsende angekündigten Rücktritt absolvieren. Am Mittwoch will er der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz vorstehen. Am Nachmittag wird er wie üblich vom Petersdom im Rahmen der Aschermittwochsprozession auf den römischen Aventin-Hügel ziehen.

Der Beginn der Fastenzeit wird im Vatikan durch die Fastenexerzitien für die gesamte Kurie gekennzeichnet sein, in der auch der Papst sich von öffentlichen Terminen zurückhält. Am Tag vor seinem Rücktritt wird er jedoch erneut eine Generalaudienz halten.

Bis zu seinem Rücktritt am 28. Februar wird auch der Papstauftritt auf Twitter aufrecht erhalten bleiben. Die abendliche Uhrzeit für das Ende des Pontifikats wird in Rom als administrative Entscheidung interpretiert. Die Amtsgeschäfte gehen am nächsten Morgen auf das Kardinalskollegium über.

+++ Papst-Bruder schließt Besuch von Benedikt XVI. in Deutschland aus +++

11.30 Uhr: Papst-Bruder Georg Ratzinger schließt einen Deutschland-Besuch von Benedikt XVI. nach dessen Rücktritt aus. „Eine Dienstreise kommt sowieso nicht mehr infrage, und auch einen privaten Besuch halte ich für höchst unwahrscheinlich“, sagte der 89-Jährige. Er rechne auch nicht mehr mit einer Visite Benedikts in seinem Regensburger Haus, ergänzte der langjährige Domkapellmeister. Ratzinger verwies darauf, dass die neue Wohnung seines Bruders im Vatikan bereits eingerichtet werde. Auch für ihn werde es dann ein Gästezimmer geben, erklärte der 89-Jährige.

+++ „Eckiger Tisch“: Papst hat Vertuschen bei Missbrauch beendet +++

10.58 Uhr: Die Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“ hat Papst Benedikt XVI. für seine Verdienste bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen gewürdigt. Als Papst habe er das „zweite Verbrechen“ des Verheimlichens und Vertuschens beendet, erklärte der Sprecher der Initiative, Matthias Katsch, am Dienstag. Zugleich betonte Katsch, der Papst habe dies nicht freiwillig getan, sondern unter dem Eindruck der Debatte, die die Betroffenen durch das Durchbrechen des Schweigekartells ausgelöst hätten. Bei aller Betroffenheit habe er „keine Verantwortung übernommen für sein Versagen als Vorgesetzter oder als Repräsentant seiner Kirche“, so Katsch.

Weiter betonte er, der Rücktritt von Benedikt XVI. sei „der vielleicht beste Dienst, den er seiner Kirche erweisen konnte“. Dadurch öffne sich die Chance auf wirkliche Veränderungen. In der Gruppe „Eckiger Tisch“ haben sich Missbrauchsopfer von Jesuitenschulen zusammengeschlossen.

+++ Beckstein hofft auf Fortschritte in der Ökumene +++

10.55 Uhr: Vom neuen Papst erhofft sich der Vizepräses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Günther Beckstein, mehr Fortschritte in der Ökumene. Ihn habe gestört, dass Benedikt XVI. in der Ökumene-Frage die erzkonservativen Piusbrüder offenbar wichtiger waren als die Protestanten, sagte Beckstein. Benedikt XVI. habe zwar in der Ökumene „viel guten Willen“ gezeigt, es sei aber nichts vorangegangen, kritisierte der frühere bayerische Ministerpräsident.

+++ Joas: Papst aus Afrika oder Asien wäre Symbol der Globalisierung +++

10.50 Uhr: Das Wachstum der katholischen Kirche außerhalb Europas kann nach Einschätzung des Freiburger Soziologen Hans Joas die kommende Papstwahl beeinflussen. „Ein Papst aus Afrika oder Asien wäre ein Symbol für diese Veränderung“, erklärte er am Montagabend bei einer Veranstaltung in Berlin. Die zunehmende Globalisierung des Christentums verändere auch dessen Charakter, betonte Joas, der Katholik ist. Er äußerte sich in der Humboldt-Universität in einem Vortrag zum Verhältnis von christlichem Glauben und Menschenrechten.

+++ Missbrauchsopfer erhoffen von neuem Papst Öffnung der Kirchenakten +++

10.42 Uhr: Die Missbrauchsopfergruppe „Eckiger Tisch“ sieht den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. als Chance für eine überfällige Erneuerung der katholischen Kirche. „Der erste Schritt dazu könnte die Öffnung der Kirchenakten im Vatikan zu den Missbrauchsfällen für unabhängige Untersuchungen sein“, sagte Sprecher Matthias Katsch, selbst Betroffener an einer Jesuitenschule, am Dienstag in Berlin. Ein zweiter, noch größerer Schritt, wäre eine freiwillige, großzügige Entschädigung der vielen Tausend Betroffenen weltweit durch die Kirche.

Papst Benedikt habe mit dem sexuellen Missbrauch in Einrichtungen der katholischen Kirche weltweit umgehen müssen. Er habe sich sicher bemüht und die Untätigkeit seines Vorgängers beendet, räumte Katsch ein. „Aber letztlich war er nicht in der Lage, wirklich etwas an den strukturellen und doktrinären Ursachen zu ändern.“

Denn Josef Ratzinger sei selbst Teil des Systems gewesen, das dieses sogenannte „zweite Verbrechen“ des Verheimlichens und Vertuschens nach der eigentlichen Tat an zahllosen Opfern sexuellen Missbrauchs in seiner Kirche zu verantworten habe. „Als Erzbischof und Leiter der Glaubenskongregation hatte er Anteil daran. Als Papst hat er diese schändliche Praxis beendet“, erklärte der Sprecher der Opfergruppe.

Allerdings habe der Papst dies nicht freiwillig getan, sondern erst reagiert, als die Betroffenen das Schweigekartell durchbrochen hätten. „Papst Benedikt hat bei aller Betroffenheit keine Verantwortung für sein Versagen als Vorgesetzter oder als Repräsentant für seine Kirche übernommen“, kritisierte Katsch. „Dies ist nun seinem Nachfolger vorbehalten.“ Der „Eckige Tisch“ vertritt Betroffene, die an Jesuitenschulen in Deutschland Opfer von Missbrauch wurden, unter anderem am Bonner Aloisiuskolleg.

+++ Küng rechnet nicht mit katholischem „Gorbatschow“ als Nachfolger Benedikts +++

10.29 Uhr: Der Tübinger Theologe Hans Küng hält es für unwahrscheinlich, dass dem scheidenden Papst Benedikt XVI. ein katholischer Systemveränderer nachfolgen wird. Das Konklave habe schon immer so entschieden, dass sich niemand „zu einem neuen Gorbatschow entwickeln“ könne, sagte Küng am Dienstag im Südwestrundfunk.

Küng hält es zwar für nicht ausgeschlossen, dass das nächste römisch-katholische Oberhaupt aus einem Entwicklungsland kommt. Gerade in Lateinamerika ist es nach Ansicht des Theologen möglich, einen geeigneten Papst zu finden. Allerdings seien die Italiener „durch Papst Ratzinger wieder zu einer großen Macht im Kardinalskollegium gemacht worden“, sagte Küng. Sie würden sich sicherlich bemühen, etwa den Kardinal von Mailand, Angelo Scola, nach vorne zu bringen.

Einige Reformen in der katholischen Kirche seien auch im Sinne der Kurie „unumgänglich“, meinte Küng. Er wünsche sich vor allem, dass der „enge Kirchenbegriff abgelegt“ und damit ein Projekt des Zweiten Vatikanischen Konzils umgesetzt werde. Bewegung in diese Richtung sei zu erwarten, „wenn man nicht mehr einen Papst hat, der sogar die evangelischen Kirchen nicht als Kirchen anerkennen will“.

Küng zählt weltweit zu den profiliertesten christlichen Theologen der Gegenwart. 1979 entzog ihm Rom die Lehrerlaubnis. Mit seiner Papst- und Kirchenkritik eroberte er sich ein Millionenpublikum. Küng war als Tübinger Professor zum Berater des Zweiten Vatikanischen Konzils berufen worden. Mit Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI., war er damals der jüngste Teilnehmer.

+++ Regensburger Bischof: Papst-Rückkehr wäre Sensation +++

10.20 Uhr: Der neue Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer glaubt nicht, dass Papst Benedikt XVI. noch einmal Regensburg besucht. „Es wäre eine Sensation, wenn er hierherkäme“, sagte der Voderholzer am Dienstag. Vor allem macht sich der Papstexperte Sorgen aber um die Gesundheit des Heiligen Vaters. „Bei letzten Besuch in Rom bemerkte ich, dass er sehr schmal geworden und unsicher auf den Füßen ist“, erläuterte Voderholzer, der seit einigen Jahren das Institut Papst Benedikt XVI. leitet, das die gesammelten Schriften des Papstes herausgibt. Der Zustand müsse sich in den vergangenen Wochen sehr verschlechtert haben. „So eine Entscheidung trifft man nicht, wenn nur irgendwo etwas zwickt“, betonte Voderholzer nach der Rücktrittsankündigung von Benedikt XVI.

+++ Gedämpftes Interesse am Papst im TV +++

10.18 Uhr: Die Rücktrittserklärung von Papst Benedikt XVI. rief beim deutschen Fernsehpublikum nur mäßiges Interesse hervor. Den ARD-„Brennpunkt“ um 20.15 Uhr schalteten 3,59 Millionen Zuschauer (10,5 Prozent) ein und das ZDF-„spezial“ um 19.28 Uhr 3,02 Millionen (10,0 Prozent). Die „Tagesschau extra“-Ausgabe um 13 Uhr kam immerhin auf 1,91 Millionen (15,8 Prozent). Zeitgleich um 13 Uhr sahen 1,28 Millionen Menschen (10,2 Prozent) im ZDF das „Mittagsmagazin“.

+++ Australische und asiatische Bischöfe bedauern Papstrücktritt +++

10.15 Uhr: Mit „Überraschung und Traurigkeit“ haben Bischöfe in Australien, Neuseeland, Indien und auf den Philippinen auf den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. reagiert. Der Vorsitzende der Australischen Bischofskonferenz, Erzbischof Denis Hart, würdigte den scheidenden Papst am Dienstag als einen „herausragenden Theologen und Lehrer“.

Der Vorsitzende der Neuseeländischen Bischofskonferenz, Erzbischof John Dew, äußerte Verständnis für die in „Demut und nach Gebeten und Reflexion“ getroffene Entscheidung des Papstes. Die neuseeländischen Bischöfe würden weiterhin für ihn beten, so Dew.

Manilas Kardinal Luis Antonio Tagle sprach von der „großen Trauer“ der Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe über den Rücktritt des Papstes. „Wir fühlen uns wie Kinder, die sich an den Vater klammern, der sich von ihnen verabschiedet“, sagte er. Zugleich äußerte Tagle jedoch auch „Bewunderung über die Demut, Ehrlichkeit, den Mut und die Ernsthaftigkeit des Heiligen Vaters“.

Der Vorsitzende der Indischen Bischofskonferenz, Kardinal Oswald Gracias, würdigte Benedikt XVI. als „brillanten Theologen“ und „großen spirituellen Führer in unserer modernen Zeit“, der „ohne Angst und mit Mut in Fragen des Glaubens und der Moral die Wahrheit ausgesprochen hat“.

+++ Kardinal Woelki: Neuer Papst soll ruhig älter sein +++

9.50 Uhr: Im Zuge der Suche nach einem neuen katholischen Kirchenoberhaupt hat der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki mit Zurückhaltung auf Forderungen nach einem jüngeren Papst reagiert. Er glaube, dass es gar nicht verkehrt sei, wenn der Papst etwas älter ist, sagte Woelki am Dienstagmorgen im Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb). Woelki, der mit 56 Jahren zu den weltweit jüngsten Kardinälen zählt, nannte ein Alter von „Mitte 60, Anfang 70 oder Ende 60“.

Der Berliner Erzbischof verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass es eine lange Zeit sei, dieses Amt „auch 20, 25 Jahre ausüben und ausfüllen zu müssen“. Woelki unterstrich: „Insofern, glaube ich, kann das durchaus auch ein menschlicher Aspekt sein, wenn dort jemand mit dieser Aufgabe betraut wird, der nicht ganz zu jung ist.“

Bei einem Nachfolger müsse es sich um einen „Seelsorger“ und um einen Mann handeln, „der ein Herz für die Menschen hat“, sagte Woelki. Auch müsse es dem künftigen Papst gelingen, den Glauben in eine Sprache zu übersetzen, die die Menschen heute verstehen, fügte der Kardinal hinzu.

+++ Deutsche Bischöfe wünschen sich Kontinuität +++

9.28 Uhr: Nach der Rücktrittsankündigung des Papstes hoffen deutsche katholische Bischöfe, dass das nächste Kirchenoberhaupt in der Tradition seiner Vorgänger stehen wird. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sagte der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstagsausgabe), wichtig sei, dass der neue heilige Vater seinen Dienst in der Kontinuität von Benedikt XVI. und Johannes Paul II. sehe.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner wünscht sich einen Amtsträger von ähnlich hoher Bildung wie Joseph Ratzinger und mit großer menschlicher Erfahrung. Eine Mischung aus Benedikt XVI. und Johannes Paul II. „wäre nicht schlecht“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom Dienstag: „Die beiden haben sich herrlich ergänzt.“ Wichtig sei aber auch, dass der neue Papst von vitaler Gesundheit sei: „Nicht älter als 70 würde ich sagen.“

Benedikt hatte am Montag angekündigt, Ende Februar zurückzutreten. Der 85-Jährige aus Bayern gebürtige Joseph Ratzinger begründete seinen Schritt mit schwindenden körperlichen und geistigen Kräften. Der Vatikan rechnet mit der Wahl eines Nachfolgers bis zum Osterfest Ende März.

Der katholische Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke würdigte die theologische Brillanz des scheidenden Papstes. „Benedikt ist der Papst, der für die Einheit von Glaube und Vernunft steht“, sagte Jaschke dem Evangelischen Pressedienst (EPD) in Hamburg. Glaube brauche die Vernunft, und die Vernunft wachse im Glauben über sich hinaus. Gott könne „nicht unvernünftig sein“, fügte er hinzu.

Katholische Laiengruppen äußerten unterdessen Kritik an der Amtsführung des Papstes. Benedikt müsse sich fragen lassen, ob er wirklich genügend gegen die „Polarisierung“ in der katholischen Kirche getan habe, sagte der Sprecher der Bewegung „Wir sind Kirche“, Christian Weisner, der „Stuttgarter Zeitung“ vom Dienstag: „Das viel zu lange Entgegenkommen gegenüber den Piusbrüdern und viele andere Dinge – etwa die Wiederzulassung der vorkonziliaren Messe – sind Zeichen dafür, dass Papst Benedikt die Kirche auf einen eher restaurativen Kurs geführt hat.“

Die Initiative „Kirche von unten“ begrüßte ausdrücklich den Rücktritt des Papstes. Benedikt habe es an Kraft und Willen gefehlt, die Kirche zu leiten, erklärte die Initiative in Berlin: „Die von Rom verordnete konservative Restauration hat die römisch-katholische Kirche vielmehr ins Abseits geführt.“

+++ Anerkennung in Israel für Benedikt XVI. +++

9.11 Uhr: Derweil ist auch in Israel der angekündigte Rücktritt von Papst Benedikt XVI. mit Bewegung und großer Anerkennung aufgenommen worden. Der Oberrabbiner der sephardischen Juden, Schlomo Amar, würdigte vor allem das Eintreten Benedikts gegen Antisemitismus und gegen das Leugnen des Holocaust, wie die Zeitung „Jerusalem Post“ am Dienstag berichtete.

Präsident Schimon Peres hob die Verdienste des Papstes für das katholisch-jüdische Verhältnis hervor. „Die Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan sind so gut wie nie zuvor, und der positive Dialog zwischen der Katholischen Kirche und den Juden legt ein Zeugnis seines Glaubens an Dialog und Zusammenarbeit ab“, zitierte die „Times of Israel“ den Friedensnobelpreisträger.

2009 waren viele Israelis jedoch enttäuscht von einer Rede Benedikts in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem bei Jerusalem. Zwar bezeichnete er den Massenmord an den Juden als „entsetzliche Tragödie“, aber viele Israelis hatten sich persönlichere Worte von dem deutschen Kirchenoberhaupt erwartet.