Als Joseph Ratzinger zum Papst gewählt wurde, wollte er das Profil des Katholizismus schärfen. Er wurde nicht müde, für die Ökumene zu werben, betonte aber zugleich die Unterschiede zwischen den Konfessionen.

Joseph Ratzinger wurde vor 85 Jahren, am Karsamstag 1927, im bayerischen Marktl am Inn geboren. Nach Priesterweihe und Promotion lehrte er zunächst als Hochschulprofessor in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) gehörte Ratzinger zu den reformorientierten Theologen. Als Berater von Erzbischof Joseph Frings nahm er an den Konzilsberatungen teil. Später stieg der Professor in der Kirchenhierarchie auf: 1977 wurde er Erzbischof von München und Freising. Am 25. November 1981 ernannte Papst Johannes Paul II. ihn zum Präfekten der Glaubenskongregation.

Am 19. April 2005 wurde der Kurienkardinal Ratzinger zum Papst gewählt und gab sich den Namen Benedikt XVI. Anders als sein charismatischer Vorgänger aus Polen pflegte der frühere Professor in seiner bisherigen Amtszeit vor allem die akademische Auseinandersetzung, traf sich informell mit seinen ehemaligen Schülern, aber auch seinen Kritikern.

Neben seinen Ansprachen, den Apostolischen Schreiben und den drei Enzykliken wirkt das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche durch seine Bücher. Ohne lehramtlichen Anspruch veröffentlichte der Theologe 2007 sein erstes Jesus-Buch. Der Folgeband des auf drei Bände angelegten Werkes zur Botschaft und Gestalt von Jesus von Nazareth erschien 2011.

Die Hochstimmung, die nach der Wahl den „deutschen“ Papst begleitete, machte bald kritischer Beobachtung Platz. In vielem setzte Benedikt XVI. auf Kontinuität: Wie Johannes Paul II. besucht er katholische Kirchenprovinzen in allen Teilen der Welt, führt die Weltjugendtage ebenso fort wie die interreligiösen Friedenstreffen.

Im Jahr 2011 stattete Benedikt erstmals seinem Heimatland, dem Land der Reformation, einen offiziellen Besuch ab. Im säkularisierten Deutschland sieht der Papst „Gottesdunkel und Wertedunkel“ besonders verbreitet, die er als eigentliche Bedrohung der modernen Gesellschaften ansieht. Seine Reise sei kein „religiöser Tourismus und noch weniger eine Show“, sagte Benedikt wenige Tage vor seinem Deutschlandbesuch im „Wort zum Sonntag“.

+++ Der Rücktritt im Wortlaut +++

Mit Spannung wurde vor allem seine Rede im Bundestag erwartet. Dabei erinnerte er mit Blick auf ein weitgehend säkularisiertes Umfeld an die jüdisch-christlichen Wurzeln Europas. Beim symbolträchtigen Ökumene-Gipfel im ehemaligen Augustinerkloster in Erfurt sparte er Streitfragen zwischen Protestanten und Katholiken aus. An dem Ort, an dem Martin Luther (1483-1546) seine ersten Gottesdienste gefeiert hatte, betete der Papst für die Einheit der Christen. Eine Absage erteilte er indes all denen, die ein „ökumenisches Gastgeschenk“ erwartet hatten.

Benedikt bemühte sich als Kirchenoberhaupt um den Dialog mit den protestantischen, vorrangig jedoch mit den orthodoxen Kirchen. Diese stehen der katholischen Kirche in der Liturgie ohnehin näher. Regelrechte Einbrüche erfuhr das päpstliche Dialog-Bemühen im Zusammenhang mit der Aufhebung der Exkommunikation der traditionalistischen Pius-Bruderschaft. Vor allem die Affäre um den Holocaust-Leugner und Traditionalistenbischof Richard Williamson bot Anlass für Missdeutungen und internationale Kritik an dem Kurs Roms.

Überwiegend kritisch bewertet wurden die Reaktionen des Vatikans auf die 2010 bekannt gewordenen Missbrauchsskandale in katholischen Einrichtungen in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Irland. Als Präfekt der Glaubenskongregation hatte Ratzinger die Zuständigkeit für Missbrauchsfälle an seine Behörde angebunden. Als Papst setzte er sich für Aufklärung und Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden ein.

Die interreligiösen Gesprächsrunden mit Juden und Muslimen wurden unter Benedikt intensiviert. Keinen Gesprächsbedarf sieht der amtieren Papst allerdings angesichts der Erneuerungsforderungen, wie sie vor allem im deutschen Sprachraum bei den Stichworten Zölibat, Frauenpriestertum und Zulassung konfessionsverschiedener Eheleute zum Abendmahl artikuliert werden. Forderungen nach innerkirchlichen Reformen wies er zurück. Darin komme ein Aktionismus zum Ausdruck, der die Kirche nicht nach dem Willen Gottes, sondern der Menschen gestalten wolle, beschied er die katholischen Reformkräfte.