Seine Entscheidung ist ein Paukenschlag für die katholische Kirche: Benedikt XVI. gibt sein Pontifikat zum 28. Februar ab. Es ist der erste freiwillige Rücktritt eines Papstes seit mehr als 700 Jahren

Hamburg/Rom. Selbst im Vatikan waren nur wenige Vertraute eingeweiht. "Es hat uns getroffen wie ein Blitz aus heiterem Himmel", sagte Kurienkardinal Angelo Sodano. Völlig überraschend hat Papst Benedikt XVI. am Montagmittag seinen Rücktritt für den 28. Februar angekündigt. Der 85-Jährige gab seine Entscheidung vor der Kardinalsversammlung bekannt. Nachdem er wiederholt sein Gewissen vor Gott geprüft habe, sei er zur Gewissheit gelangt, "dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben".

Die Entscheidung Benedikts ist ein in der Kirchengeschichte nahezu beispielloser Schritt: Zuletzt hatte 1294 mit Coelestin V. ein Papst aus freien Stücken sein Amt abgegeben. Nach Aussage von Vatikansprecher Federico Lombardi könnte der Nachfolger Benedikts noch vor Ostern feststehen, dem höchsten Fest der katholischen Kirche. Das Konklave, das den neuen Papst wählt, solle im März zusammentreten. Benedikt, der seit fast acht Jahren an der Spitze der katholischen Kirche steht, werde nach seiner Amtszeit in ein Kloster im Vatikan umziehen, sagte Lombardi. Dort wolle er ein Leben in Gebet und Meditation führen.

Auch Hamburgs Erzbischof Werner Thissen hat die Ankündigung unvorbereitet getroffen: "Ich muss gestehen, als ich um 12 Uhr die Nachricht hörte, dass ich nach Luft gerungen habe." Der Rücktritt bedeute einen "riesigen Schreck" für die katholische Kirche. Hamburgs Weihbischof Hans-Jochen Jaschke wertete die Entscheidung als "ein Zeichen von Größe und Stärke". Benedikt werde mit diesem Schritt in die Geschichtsbücher eingehen, sagte er dem Abendblatt.

Weltweit wurde der Entschluss Benedikts mit Überraschung und höchstem Respekt aufgenommen. Bundespräsident Joachim Gauck sagte, für "diesen historisch höchst seltenen Entschluss sind großer Mut und Selbstreflexion nötig. Beides findet meinen außerordentlichen Respekt." Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte den scheidenden Papst als einen der bedeutendsten religiösen Denker der Gegenwart.