Nach Angaben der somalischen Regierung haben Sicherheitskräfte die islamistische Al-Shabab-Miliz größtenteils aus Mogadischu vertrieben.

Mogadischu. Positive Nachricht für Hungernde und Hilfsorganisationen in Somalia: Die Islamisten der somalischen Al-Shabab-Miliz sind nach Angaben der Regierung größtenteils aus der Hauptstadt Mogadischu vertrieben worden. Sie haben sich in der Nacht zum Sonnabend offenbar aus vielen Stützpunkten in der Hauptstadt Mogadischu zurückgezogen. Ein Sprecher der Regierung bezeichnete den Schritt als „goldenen Sieg für das somalische Volk“. Ein Sprecher von Al-Schabab sprach in einem lokalen Radiosender von einem taktischen Rückzug und kündigte Vergeltung an. In welchem Umfang der Rückzug stattfand und was er für den Hilfseinsatz in der Stadt bedeutet, blieb unklar.

Der somalische Präsident Scheich Scharif Scheich Ahmed lobte die Sicherheitskräfte für die Vertreibung der „Friedenhasser und Terroristen“ aus der Hauptstadt. „Ich rufe die somalische Bevölkerung dazu auf, ihren Soldaten zu helfen und sie zu unterstützen und alle Al-Schabab-Mitglieder auszuliefern, die sich in ihren Häusern verstecken“, erklärte er am Sonnabend.

Das Land hat seit 20 Jahren keine funktionierende Regierung und ist seit Wochen von der schwersten Hungersnot seit 60 Jahren betroffen. Regierungssprecher Abdirahman Omar Osman sagte: „Erstmals seit 20 Jahren haben die Somalier jetzt die goldene Gelegenheit zu sehen, dass ihre Regierung Mogadischu vollständig beherrscht“. Die Regierungstruppen seien nach einem Angriff von Milizionären gegen die Islamisten vorgegangen. „Es gibt heute morgen keine Al-Schabab mehr in Mogadischu.“

Dagegen erklärte Al-Schabab-Sprecher Scheich Ali Mohamud Rage: „Wir haben unsere Taktik geändert. Deshalb haben wir uns aus Mogadischu zurückgezogen.“ Nun würden die Angriffe verdoppelt, sagte er im lokalen Rundfunksender Radio Koran (IQK). „Wir werden ihnen in den kommenden Stunden eine unvergessliche Lehre erteilen.“

Bewohner berichteten, dass Al-Shabab-Milizen ihre Positionen über Nacht verlassen hätten. Seit ihrer Gründung 2007 hat die Gruppe Mogadischu noch nie komplett verlassen. Vonseiten der Afrikanischen Union (AU) - die 9.000 Soldaten in der Stadt stationiert hat - hieß es, man prüfe die Berichte über den Rückzug.

Die vom Westen unterstützte somalische Regierung beherrscht nur kleine Teile des seit dem Bürgerkrieg von 1991 zerrissenen Landes. Selbst die Hauptstadt war bisher nicht völlig unter ihrer Kontrolle. Die Al-Shabab-Miliz kontrolliert in vielen Teilen des Landes den Zugang zur notleidenden Bevölkerung. Die 2009 nach einer Friedensregelung gebildete Regierung wird von Friedenstruppen der Afrikanischen Union AMISOM unterstützt. Sie wird jedoch von der Schabaab-Miliz bekämpft, die große Teile Südsomalias beherrscht, wo die derzeitige Hungersnot besonders schlimm ist.

Der Bürgerkrieg erschwert die Versorgung der Hungernden in der größten Dürre seit Jahrzehnten. Seit Jahren lassen die Rebellen nur bedingt Hilfslieferungen an die leidende Bevölkerung zu. Sie begründen dies damit, dass viele westliche Organisationen politische Ziele verfolgten. Zuletzt drohten sie mit Angriffen auf die Lager in und um Mogadischu, in denen mehr als 100.000 Hungernde Zuflucht gesucht haben. Die Schabab-Milizen kämpfen für einen islamischen Gottesstaat am Horn von Afrika, der sich an einem weltweiten Dschihad beteiligt.

Aufgrund des Hungers sind allein im Süden des Landes nach US-Schätzungen in den vergangenen 90 Tagen mehr als 29.000 Kinder unter fünf Jahren gestorben. Nach Uno-Angaben sind derzeit 640.000 Kinder im Land akut unterernährt. Die Organisation hat fünf Hunger-Zonen in Somalia ausgewiesen, darunter auch die Flüchtlingslager in Mogadischu.

Mit Material von dpa/dapd