Hamburg. Wie gebannt schaut die Welt derzeit auf die Entwicklung der Finanzmärkte - doch die wahre Katastrophe spielt sich anderswo ab: Die Hungerkatastrophe am Horn von Afrika hat sich dramatisch zugespitzt. In Somalia haben die Vereinten Nationen inzwischen in fünf Regionen eine Hungersnot ausgerufen. "Wir fürchten, dass sich diese Situation noch auf andere Landesteile ausweiten wird", sagte der neue Direktor des Welternährungsprogramms in Äthiopien (WFP), Abdou Dieng, in Addis Abeba.

Insgesamt sind Uno-Angaben zufolge mittlerweile zwölf Millionen Menschen in Ostafrika von der gravierendsten Dürre seit 60 Jahren betroffen. Am schlimmsten ist die Lage nach wie vor in Somalia selbst. Allein in den vergangenen 90 Tagen sind dort nach Angaben von US-Regierungsbeauftragten 29 000 Kinder verhungert.

Am Freitag erschossen somalische Regierungssoldaten nach Zeugenaussagen sieben Flüchtlinge, nachdem eine Gruppe von Hungernden über eine Lebensmittellieferung hergefallen war. Andere Berichte sprechen sogar von mindestens zehn Toten.

Die Organisation "SOS-Kinderdörfer weltweit" rief die internationale Gemeinschaft am Freitag auf, sich auf politischer Ebene für einen dauerhaften Frieden in Somalia einzusetzen. "Es ist höchste Zeit, dass die Großmächte sich auch aufraffen, etwas zu tun, damit das sinnlose Töten in Somalia ein Ende nimmt", sagte Präsident Helmut Kutin der Nachrichtenagentur dpa. SOS konnte als einzige westliche Organisation in Somalia bleiben, als die islamistischen Milizen vor einigen Jahren mehrere andere Hilfsorganisationen aus dem Land verbannten. "Jetzt geht es als Erstes darum, die Notsituation aufzufangen", sagte Kutin. Dann aber bräuchten die Menschen Sicherheit und Frieden, um wieder eine Existenz aufzubauen. "Seit 20 Jahren geht der Bürgerkrieg hin und her - und kaum einer hat seit Abzug der USA und der multinationalen Truppen Mitte der 90er-Jahre Interesse an Somalia gezeigt", sagte Kutin.

Die Afrikanische Union (AU) kündigte für den 25. August eine Geberkonferenz in Addis Abeba an. Mit dem ursprünglich für kommenden Dienstag anberaumten Treffen in der Hauptstadt Äthiopiens reagiert die AU auf Kritik, die afrikanischen Länder seien trotz der Krise weitgehend untätig geblieben. Die AU hatte bisher nur knapp 350 000 Euro für die Hungernden gespendet.

Für das Wochenende haben US-Außenministerin Hillary Clinton und Jill Biden, die Frau des US-Vizepräsidenten, einen Besuch in Kenia angekündigt. Sie wollen prüfen, wie die USA den Hungernden helfen können.