In Marseille müssen Soldaten den Müll wegräumen. Es gibt erste Benzin-Rationierungen. Fluggesellschaften beklagen Streikkosten.

Paris. Bei der Aufhebung einer Raffinerie-Blockade bei Paris durch die Polizei sind nach Gewerkschaftsangaben drei Demonstranten verletzt worden. Mehrere Dutzend Menschen hatten am Freitagmorgen vergeblich versucht, die Räumung der Sperren durch Bereitschaftspolizei zu stoppen. Das Innenministerium verteidigte die Räumung der Blockade und die damit einhergehende Zwangsverpflichtung von Mitarbeitern mit dem „nationalen Interesse“.

In Marseille hat die Regierung nach Informationen des „Figaro“ das Militär aktiviert, um den wegen der Streiks liegen gebliebenen Müll wegzuräumen. Präsident Nicolas Sarkozy hatte angekündigt, dass er alle bestreikten oder blockierten Raffinerien wieder in Betrieb nehmen lassen wolle. Die Gewerkschaften hatten erklärt, sie wollten ihre Proteste auch nach der Annahme der umstrittenen Rentenreform fortsetzen. Sie hielten auch am Freitag an, allerdings in geringerem Ausmaß als in den vergangenen Tagen.

Zum ersten Mal sind auf dem französischen Festland als Folge der Streiks Treibstoff-Rationierungen verhängt worden. Sie gelten in zwei Departements in der Normandie. Danach dürfen pro Pkw nur noch 20 beziehungsweise 30 Liter Sprit verkauft werden. Lastwagen dürfen höchstens 150 Liter Diesel tanken. Zuvor waren auf der Insel Korsika Rationierungen erlassen worden.

Französische Fluglinien haben die immens hohen Kosten der Proteste gegen die Rentenreform beklagt. Die seit Tagen andauernden Streiks und die Blockade von Treibstofflagern kosteten die Fluglinien bereits jetzt mehr als die Folgen des Ausbruchs des isländischen Vulkans Eyjafjöll im April , sagte der Vorsitzende des französischen Luftfahrtverbands FNAM, Lionel Guerin.

Frankreichs größte Fluggesellschaft Air France hatte bereits zuvor beklagt, jeder Streiktag koste sie rund fünf Millionen Euro. Der Ausbruch des Vulkans im April hatte die französischen Fluglinien 188 Millionen Euro gekostet. Die Aschewolke aus dem Gletschervulkan führte tagelang zur Sperrung weiter Teile des Luftraums über Europa. Mehr als 100.000 Flüge wurden gestrichen. Über die Rentenreform wird voraussichtlich an diesem Freitag abschließend entschieden.