Die Krisensitzung mit Präsident Sarkozy brachte kein Ergebnis. Öltanker auf dem Rhein wurden blockiert. Auch die deutsche Industrie ist betroffen.

Paris/Hamburg. Die französische Regierung hat in der Nacht zum Mittwoch Blockaden dreier großer Benzinlager durch die Polizei auflösen lassen. Über Nacht sei der Zugang zu den von Demonstranten belagerten Depots in La Rochelle, Donge und Le Mans ermöglicht worden, sagte Innenminister Brice Hortefeux. Dadurch hätten Millionen Liter Benzin ausgeliefert werden können. Im Zuge der Proteste gegen die Rentenreform wurden auch zahlreiche Raffinerien bestreikt, was dazu führte, dass Tausenden Tankstellen der Treibstoff ausging.

Unterdessen teilte die Gewerkschaft CGT mit, ihre Anhänger hätten in Südfrankreich ein großes Treibstofflager blockiert, von dem Flughäfen beliefert würden. Neben den zivilen Airports in Lyon, Marseille und Nizza sei auch einer der Nato betroffen.

In dem erbittert geführten Massenstreik haben Demonstranten offenbar Öl-Frachtkähne auf dem Rhein in der Nähe von Straßburg gestoppt. Die Streikenden hätten die Schiffe daran gehindert, dringend benötigte Ölprodukte aus benachbarten Ländern nach Frankreich zu importieren, sagten Rohstoffhändler. Wegen der Proteste der Arbeiter im Hafen Fos-Lavera bei Marseille mussten Öl-Raffinerien in Deutschland und der Schweiz bereits ihre Produktion anhalten oder senken. Die Streiks lösten zudem einen Anstieg der Frachtraten um zehn Prozent aus.

Auch an diesem Mittwoch wird wieder mit Ausfälle und Verspätungen im Luft- und Bahnverkehr gerechnet. In Hamburg ist allerdings noch kein Ausfall in den Frankreich-Verbindungen des Flughafens bekannt.

Im Elysée-Palast beriet die Regierung darüber, wie sie die Blockaden bei der Benzin-Versorgung auflösen könnte. Die Sitzung, an der neben Präsident Nicolas Sarkozy unter anderem auch Innenminister Brice Hortefeux und Arbeitsminister Eric Woerth teilnahmen, dauerte jedoch nur gut eine halbe Stunde. Eine Erklärung gab keines der Kabinettsmitglieder ab. Die umstrittene Rentenreform wird noch in dieser Woche im Senat beraten, der frühestens Donnerstagabend endgültig abstimmen dürfte. Den derzeitigen Plänen zufolge sollen die Franzosen künftig frühestens mit 62 Jahren statt bisher mit 60 Jahren in Rente gehen können. Die volle Rente können Franzosen dann erst mit 67 statt wie bisher mit 65 beziehen. Die Mehrheit der Franzosen unterstützt die Proteste gegen die Reform.