Das nordkoreanische Militär droht dem Nachbarn mit einer “besonderen Aktion“. Südkorea hatte vergangene Woche neue Raketen stationiert.

Seoul. Nach der internationalen Kritik an seinem Start einer neuen Mehrstufenrakete setzt Nordkorea weiter auf scharfe Töne. Das Oberkommando der nordkoreanischen Streitkräfte drohte am Montag, mit baldigen „speziellen Aktionen“ die südkoreanische Regierung von Präsident Lee Myung Bak und „konservative“ Medien des Nachbarlandes binnen weniger Minuten zu vernichten. Lees Regierung bezeichnete Nordkorea wie üblich als Gruppe von Verrätern. Um welche Aktionen es sich handeln könnte, blieb unklar.

„Die speziellen Aktionen unserer revolutionären Streitkräfte werden bald starten, um die rücksichtslosen Herausforderungen der Gruppe von Verrätern zu erwidern“, wurde das Oberkommando von den staatlichen Medien des kommunistischen Landes zitiert. Sobald die Aktionen eingeleitet seien, würden die „rattenähnliche Gruppe und die Stützpunkte der Provokationen in drei bis vier Minuten in Asche gelegt“, hieß es.

Nordkorea hatte Südkorea in den vergangenen Monaten immer wieder scharf angegriffen und erst in der vergangenen Woche erneut mit einem „Heiligen Krieg“ gedroht. Der Regierung von Lee hatte dem Land unter anderem vorgeworfen, die Führung in Pjöngjang angesichts der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des in Nordkorea als Staatsgründer verehrten Kim Il Sung am 15. April beleidigt zu haben.

Südkorea hatte vergangene Woche erklärt, neue Marschflugkörper stationiert zu haben, die potenzielle Ziele in ganz Nordkorea erreichen können. Diese Lenkflugkörper hätten eine Reichweite von mehr als 1000 Kilometern und könnten jede Raketen- oder Atomanlage im Nachbarland treffen, hatte Generalmajor Shin Won Sik vom Verteidigungsministerium am Donnerstag vor Journalisten in Seoul erklärt.

+++Nordkorea bestätigt Scheitern des Raketenstarts+++

Die Waffen würden für den Fall „rücksichtsloser Provokationen“ durch Nordkorea eingesetzt. Zudem wurden den Angaben zufolge neue ballistische Raketen mit einer Reichweite von 300 Kilometern in Südkorea aufgestellt. Das Ministerium macht keine näheren Angaben zu den Marschflugkörpern. Südkoreanische Medien hatten aber bereits vor zwei Jahren berichtet, dass das Land einen neuen Marschflugkörper vom Typ Hyunmu-3C entwickle, der eine Reichweite von bis zu 1500 Kilometern habe. Damit könnte dieser nicht nur ganz Nordkorea, sondern auch Gebiete in China, Japan und Russland erreichen.

Südkoreas Bekanntmachung über die Aufstellung neuer Raketen und Marschflugkörper erfolgte zu einem Zeitpunkt neuer Spannungen in der Region. Westliche Staaten hatten den letztlich gescheiterten Start der Langstreckenrakete vor zehn Tagen scharf verurteilt und auch China hatte ihn mit Sorge aufgenommen. Pjöngjang hatte daraufhin die Bereitschaft zu Vergeltungsaktionen erklärt. Um welche Maßnahmen es sich handelt, war nicht klar. Damit steigt Experten zufolge die Wahrscheinlichkeit, dass das weitgehend abgeschottete Land einen dritten Atomwaffentest vorantreibt. In den Jahren 2006 und 2009 hatte Nordkorea jeweils nach Raketenstarts Atombomben getestet.

Die Führung in Pjöngjang untersagte den Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde zudem die Einreise. Eine entsprechende Übereinkunft mit den USA vom Februar sei nicht mehr gültig, hatte das nordkoreanische Außenministerium am vergangenen Dienstag mitgeteilt. Als Reaktion auf den missglückten Raketenstart hatten die USA ihrerseits eine Vereinbarung über Nahrungsmittelhilfen für das verarmte Land gekündigt.

Mit Material von dpa/dapd/rtr