Kim Jong-un sichert sich ein Spitzenamt nach dem anderen. Nordkorea bereitet sich unterdessen auf Staatsbegräbnis Kim Jong Ils vor.

Seoul/Pjöngjang. Rund eine Woche nach dem Tod von Machthaber Kim Jong Il bereitet sich Nordkorea auf den endgültigen Abschied vor. Am Dienstag endete die Kondolenzphase, das Staatsbegräbnis ist am (morgigen) Mittwoch. Kim starb den nordkoreanischen Angaben zufolge am 17. Dezember an einem Herzinfarkt während einer Zugreise und ist im Kumsusan-Palast in der Hauptstadt Pjöngjang aufgebahrt.

Unterdessen mehren sich die Anzeichen, dass der Familienclan des verstorbenen Machthabers Kim Jong Il seine Macht weiter gefestigt hat. Nachdem Kims jüngster Sohn und erwählter Nachfolger, Kim Jong-un, bereits als neuer Oberbefehlshaber der Streitkräfte gefeiert wurde, pries ihn die Staatspresse des kommunistischen Landes nun auch als Leiter des Zentralkomitees der herrschenden Arbeiterpartei.

Kims einflussreicher Onkel Jang Song-thaek hatte sich am Vortag an der Seite seines Neffen und mehrerer Militärs am Glassarg des aufgebahrten Ex-Diktators in Pjöngjang gezeigt. Jang trug Militäruniform mit dem für die Machtausübung in Nordkorea wichtigen Rangabzeichen eines Generals.

"Lasst uns unser Leben einsetzen, um das Zentralkomitee der Partei unter der Führung des angesehenen Genossen Kim Jong-un zu schützen", hieß es in einem Leitartikel des Parteiorgans "Rodong Sinmun". Die Zeitung hatte Kim bereits zuvor als Oberbefehlshaber der Streitkräfte gepriesen. Mit dem jüngsten Aufruf deutet Nordkorea nach Ansicht von Beobachtern darauf hin, dass der militärisch und politisch als unerfahren geltende Sohn irgendwann den Posten des Parteichefs übernehmen soll. Der Vorsitzende des Zentralkomitees ist in der Regel auch Generalsekretär der Partei.

Kim Jong-il hatte seinen noch nicht einmal 30 Jahre alten Sohn schrittweise auf die dynastische Nachfolge in dritter Generation vorbereitet. Der langjährige Diktator, der die Macht von seinem 1994 gestorbenen Vater und "ewigen Präsidenten" Kim Il-sung übernommen hatte, war nach offiziellen Angaben am 17. Dezember im Alter von 69 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.

Unterdessen reisten aus Südkorea zwei Beileidsdelegationen um die Witwe des früheren Präsidenten Kim Dae-jung sowie der Vorsitzenden des Konzerns Hyundai, Hyun Jeong-eun, nach Nordkorea. Erwartet wird eine Verbesserung der Beziehungen beider koreanischer Staaten. Die Regierung in Seoul hatte nur diesen zwei Kondolenzdelegationen die Reise genehmigt. Nordkorea hatte sich deshalb verärgert gezeigt. Beide Länder befinden sich völkerrechtlich seit dem Ende ihres Bruderkriegs (1950-1953) noch im Kriegszustand, da noch kein Friedensvertrag geschlossen wurde. (abendblatt.de/dpa)