Nordkoreas Ex-Diktator Kim Jong Il wäre heute 70 Jahre alt geworden. Nun thront der “geliebte Führer“ als bronzene Reiterstatue über Pjöngjang.

Pjöngjang. Mit einer großen Militärparade und Treuebekundungen für den Sohn und Nachfolger von Kim Jong Il hat Nordkorea den 70. Geburtstag des kürzlich gestorbenen Machthabers begangen. Das Staatsfernsehen zeigte am Donnerstag Bilder, wie Kims ganz in schwarz gekleideter Sohn Kim Jong Un von einer Tribüne aus den Platz vor dem Kumsusan-Gedächtnispalast in Pjöngjang überblickte, auf dem Tausende von Soldaten und Bürger des langjährigen Alleinherrschers gedachten. Bei einer Parade marschierten Soldaten, Fahrzeuge mit Artilleriegeschützen und Raketenwerfen fuhren an dem Sohn und weiteren ranghohen Funktionären und Militärs vorbei.

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Ein fast sechs Meter hohes bronzenes Reiterstandbild, das Vater und Sohn Seite an Seite zeigt, wurde im Rahmen einer großen Propagandakampagne zum Geburtstag enthüllt. Bei einer Feierstunde am Mittwoch gelobten tausende Militärs und Parteifunktionäre dem jungen Kim Jong Un die Treue. Parlamentspräsident Kim Yong Nam als nominelles Staatsoberhaupt bezeichnete ihn in einer Ansprache als unbestrittenen Nachfolger Kim Jong Ils.

Der hatte sich kürzlich veröffentlichten Redeauszügen von 1999 zufolge demonstrative Verehrung verbeten, so lange er seinem armen 24-Millionen-Volk noch nicht den versprochenen Wohlstand verschafft habe. „Ich kann nicht anlässlich meines 60. Geburtstags eine Statue von mir aufstellen lassen, wenn ich noch so viele wichtige Aufgaben zu erfüllen habe wie den wirtschaftlichen Aufbau, die Verbesserung des Lebensstandards und die Wiedervereinigung unseres Landes“, soll Kim Jong Il seinerzeit erklärt haben. Er schob einem Zeitungsbericht zufolge das Problem damals Parteifunktionären zu mit der Bemerkung, man möge seine Wünsche und sein Dilemma „richtig verstehen“.

Mystische Zeichen

Die Künstler des Ateliers Mansudae fanden einen Kompromiss und stellten ihn als Doppelstandbild mit seinem Vater dar. Den Anstoß zu dem Denkmal habe der Sohn Kim Jong Un vor zwei Monaten gegeben, berichtete der Bildhauer Ro Ik-hwa. „Es ist bislang ohne Beispiel, ein solches riesiges Reiterstandbild binnen zwei Monaten fertigzustellen“, sagte er. „Wir haben Tag und Nacht daran gearbeitet, es zu vollenden, und die Treue unseres Volkes zu demonstrieren.“ Die Künstler verrieten auch, dass eine überlebensgroße Bronzestatue wie die des Staatsgründers in der Hauptstadt auch von Kim Jong Il schon in Arbeit ist.

Wie sein Vater vor ihm wird er nun als „Generalissimo“ bezeichnet. Auch Briefmarken, Gedenkmünzen und Medaillen wurden in den Wochen vor dem zum „Tag des leuchtenden Sterns“ erklärten Geburtstag eilig produziert. Parolen zu Ehren Kim Jong Ils wurden in Berghänge gemeißelt und Loblieder komponiert. Große Militärparaden werden am Geburtstag nicht erwartet, doch die alljährliche Blumenausstellung mit zigtausenden „Kimjongilien“, nach dem Diktator benannten leuchtend roten Begonien, findet wie immer statt.

Zudem vermeldeten die staatlich gelenkten Medien übernatürliche Zeichen wie glühende Berge, doppelte Regenbogen, weinende Bären und Scharen von Elstern, die sich angeblich über Gedenkstätten sammeln sollen. „Kim Jung Uns Vater und Großvater als Götter darzustellen, ist wichtig für ein Regime, das auf Erbfolge beruht“, meint der Nordkorea-Spezialist Peter Beck von der Asien-Stiftung aus Seoul. „Die Legitimität stammt von seinen Vorvätern. Kim Jong Uns Vater und Großvater mögen tot sein, doch er verkörpert ihren Geist.“ (dapd/dpa)