Berlin. Die Kostenexplosion ist auch an der Eisbranche nicht vorbeigegangen. Welche Trends die Kunden erwarten und was sie dafür zahlen müssen.

So langsam schält sich nun doch die Sonne aus den grauen Wolken. Und aus den Erfahrungen der letzten Hitze-Sommer wird auch in diesem Jahr eine kühle Erfrischung an der Eisdiele Abhilfe gegen trockene Kehlen schaffen. Nachdem die Eis-Branche unter Corona stark gelitten hat, startet sie mit neuen Ideen und Trends in die Eis-Zeit 2023. Doch stark gestiegene Lebensmittel- und Energiepreise machen auch dieser Branche zu schaffen – mit Folgen für die Kunden.

Was sich in diesem Jahr wieder großer Beliebtheit erfreuen wird sind die Klassiker unter den Eissorten, wie Annalisa Carnio von der Union der italienischen Speiseeishersteller (Uniteis) dieser Redaktion verrät: „Ich kann aus der Erfahrung der letzten Saison ankündigen, dass wenn der Sommer warm wird, die Fruchteissorten der Renner sind.“ Dazu gehören vor allem Sorbetsorten, die dem Zeitgeist entsprechend oft aus regionalen Früchten hergestellt werden. „Die Leute wollen sich bewusst ernähren, was erfrischend, leicht und köstlich ist, aber nicht so schwer“, so Carnio.

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In der Vergangenheit experimentierten die Eisdielen aber auch immer wieder mit exotischeren Geschmacksrichtungen. „Kombination mit ungewöhnlichen Zutaten wie Grüner Tee oder Kaffee sind zwar gefragt, aber das sind nie Zugpferde in der Eisdiele“, sagt Carnio. Demnach gehen Kunden gerne neue Wege und probieren neue Kreationen wie Gurkeneis oder Passionsfrucht aus, kehren dann aber schnell wieder zu Klassikern wie Stracciatella zurück. „Das Publikum ist da sehr konservativ.“

Der Trend geht zum veganen Eis

Neben den Geschmacksrichtungen zeichnet sich auch in der Zusammensetzung der Zutaten eine neue Linie ab. „Der Handel fordert ganz klar den veganen Trend”, sagt Olaf Höhn, Geschäftsführer von Florida Eis, der neben seinem Eiscafe in Berlin-Spandau seine Produkte im Großhandel vertreibt. Aktuell habe er vier vegane Eissorten im Angebot: Lebkuchen für den Winter und für den Sommer Vanille-Mango-Maracuja, Vanille und Schokolade.

Florida-Eis Geschäftsführer Olaf Höhn.
Florida-Eis Geschäftsführer Olaf Höhn. © Maurizio Gambarini | Maurizio Gambarini

Wie die Informationsstelle der Markeneishersteller, „Eis Info Service“, schreibt, setzen auch die führenden Player der Branche wie Langnese oder Ferrero auf vegane Produkte, etwa beim Stieleis „Raspberry Swirl“, das mit veganer Schokolade umzogen ist. Für die klassischen Eisdielen verspricht Carnio ebenfalls vegane Sorten: „Schokoeis wird dann nicht mit Milch und Sahne produziert, sondern als eine Art Sorbet.“

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„Der Trend wird ein wenig gesünder“, sagt Höhn, wobei „gesund“ im Zusammenhang mit Eis immer relativiert werden müsse. „Wir sind natürlich ein Genussmittelhersteller und kein Lebensmittelhersteller - und schon gar keiner, der Diät-Sorten herstellt.“ Höhn hat für Unverträglichkeiten auch laktosefreies Eis im Sortiment. Zudem habe er im Vergleich zu früheren Zeiten den Zuckeranteil reduziert, wobei er zuckerfreies Eis ablehnt. Auch Carnio kann bestätigen, dass Eis ohne Zucker bislang eher eine Seltenheit auf dem Markt ist. „Das sollte man auch nicht verschönern: Eis soll schmecken und nicht gesund machen“, so Höhn.

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Eispreise liegen zwischen 1,30 und über zwei Euro

Die Eisbranche hat harte Zeiten hinter sich: Zuerst die coronabedingten Lockdowns, später drückte die durch den Ukraine-Krieg entstandene Inflation auf das Gemüt der Eiscafébesitzer. „Dann haben sie wieder aufgemacht, dann war das Personal weg“, so Carnio.

Doch der Sommer 2023 bringt Licht ans Ende des Tunnels: „Es gibt einen Nachholeffekt, Eiscafés laufen wieder gut, die Menschen gehen wieder hin“, sagt Unternehmer Höhn, der durch seinen Großhandel auch in der Coronazeit profitierten konnte. Entsprechend musste er den Preis pro Kugel in seinem Berliner Eiscafe in diesem Jahr lediglich um zehn Cent, von 1,40 auf 1,50 Euro, anheben. Zum Vergleich: Gestartet ist er 1984 mit 50-60 Pfennig pro Kugel. „Heute, mit 1,50 Euro, muss man selber als Hersteller sagen: Es ist alles sehr teuer geworden.“

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Bei den Mitgliedern von Uniteis bewegt sich der Kugelpreis derzeit zwischen 1,30 und 1,70, wobei es regional deutliche Unterschiede gibt, sodass in den Städten wie Berlin oder München eine Kugel auch über zwei Euro kosten kann. „Wir haben ein optimales Preis-Leistungsverhältnis für ein frisches Produkt in Deutschland“, bewirbt Carnio die Preise und verweist auf Nachbarländer wie Frankreich oder Spanien, wo die Kugel auch deutlich über drei Euro kosten könne.

Eis-Branche: Hohe Ausgaben durch Energie- und Lebensmittelpreise

„Es musste eine Anpassung geben und das ist immer eine Betriebskalkulation“, sagt Carnio „Wir leben in einer Welt, wo alles teurer geworden ist“. So sind etwa laut Statistischem Bundesamt die Erzeugerpreise für Speiseeis im Vergleich zu Februar letzten Jahres um fast 28 Prozent gestiegen. Gerade die Preise für Butter und Milch sind laut Höhn zuletzt in die Höhe geschossen, wobei sich die Kosten langsam wieder normalisieren.

Hinzu kommen für die meisten Eisdielen die gestiegenen Energiekosten. „Eine Eisdiele ist abhängig vom Strom in der Produktion, der Lagerung und im Verkauf“, so Carnio. Auch der angehobene Mindestlohn mache der Branche zu schaffen, zumal es ohnehin Personalmangel gebe. Beim Eispreis müssten die Eisdielen so letztlich einen Kompromiss eingehen, bei dem die Marge zwar dünner wird und nicht alle Kosten an den Kunden weitergegeben werden, die Läden aber dennoch überleben können.