Nach den blutigen Unruhen in Kairo nahmen Zehntausende an einer Trauerprozessionen teil. Viele machten die Streitkräfte verantwortlich.

Kairo. Auch zwei Tage nach den schweren Ausschreitungen in Ägyptens Hauptstadt Kairo, dauern die Proteste gegen den regierenden Militärrat wegen der Gewalt gegen koptische Christen weiter an. Zehntausende Teilnehmer einer Beerdigungs-Prozession für 17 Getötete in Kairo unterbrachen am Dienstag ihre Gebete mit Sprechchören wie „nieder mit der Militärherrschaft“. Viele machten die Streitkräfte für die Angriffe verantwortlich, bei denen insgesamt 26 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt wurden.

„Das Volk will den Sturz des Marschalls“, riefen die Trauergäste. Gemeint war Feldmarschall Hussein Tantawi, der den Militärrat leitet. Die Militärführung kündigte an, sie werde „die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit zu stabilisieren“. Gegen Gewalttäter werde mit der ganzen Härte des Gesetzes vorgegangen.

Die getöteten Christen wurden in einem kirchen-eigenen Massengrab in einem Vorort westlich von Kairo beigesetzt. Nach Angaben von Gerichtsmedizinern waren viele von ihnen von gepanzerten Fahrzeugen überfahren oder erschossen worden. Die koptische Kirche Ägyptens beschuldigte die Regierung erneut, wiederholte Angriffe auf Christen ungestraft zu dulden. Sie rief dazu auf, drei Tage lang zu fasten und zu beten. An dem Fasten wollten sich auch Muslime beteiligen.

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UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte nach den Unruhen in Kairo die Übergangsregierung Ägyptens zur Garantie und zum Schutz der Menschen- und Freiheitsrechte aller Menschen jeden Glaubens aufgerufen. Das ägyptische Volk forderte Ban auf, geeint zu bleiben und den Geist des historischen Wandels vom Frühjahr 2011 aufrecht zu erhalten, wie der stellvertretende UN-Sprecher Eduardo del Buey am Montagabend mitteilte. Die Angriffe auf eine Kundgebung koptischer Christen am Sonntag waren die schwersten Ausschreitungen seit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak vor acht Monaten.

(abendblatt.de/dapd)