Die brutale Gewalt des ägyptischen MIlitärs gegen Demonstrantinnen rief weltweit Empörung hervor. Doch die wütenden Frauen wehren sich.

Kairo. Mitten in Kairo wurde Ghada Kamal von Soldaten zusammengeschlagen. Wenige Tage später ist die Ärztin wieder auf der Straße und ruft zum Widerstand gegen Ägyptens Militärmachthaber auf. „Wenn es in Ägypten noch Männer gibt, dann sollen sie herkommen und uns in unserem Kampf gegen das Militär beistehen“, sagt sie.

Bilder von Soldaten, die einer verschleierten jungen Demonstrantin in Kairo in der vergangenen Woche die Kleider vom Leib rissen und sie misshandelten, gingen um die Welt und riefen internationale Empörung hervor. Die Militärjunta steht seitdem im Kreuzfeuer der Kritik. Am Dienstag demonstrierten Tausende Ägypterinnen gemeinsam mit Ghada Kamal in Kairo. Sie protestierten gegen die Militärmachthaber und gegen Uniformierte, die Demonstrantinnen verprügeln und belästigen. Für Ägyptens Frauen haben die Militärs die letzten Grenzen überschritten: „Ägyptens Mädchen sind die rote Linie“, hieß es auf Plakaten. Und: „Es ist eine Schande, dass unsere Soldaten Demonstranten angreifen und Frauen schlagen“. US-Außenministerin Hillary Clinton zeigt sich schockiert über die Gewalt. „Die systematische Erniedrigung ägyptischer Frauen entehrt den Staat“, sagt Clinton. Sie sei „einem großen Volk nicht angemessen“.

+++Demonstranten getrieben von Hass auf Polizei+++

Zur Prügelattacke kam es bei Straßenkämpfen von Armeeinheiten mit Regierungsgegnern nahe dem Tahrir-Platz. Seit Beginn der erneuten Proteste am 16. Dezember wurden 14 Menschen getötet und beinahe 800 verletzt. Frauenrechtlerinnen drohen, den Fall vor internationale Gerichte zu bringen, sollte es keine öffentliche Untersuchung geben und sollten die Schuldigen straffrei davon kommen. Die Militärregierung, an der Macht seit dem Ende des Regimes von Präsident Husni Mubarak im Februar, versucht, ihre Kritikerinnen zu besänftigen. Man empfinde „tiefes Bedauern“ wegen der Übergriffe gegen Demonstrantinnen und werde die Täter bestrafen, versichert sie. „Wir haben vollsten Respekt für Ägyptens Frauen und schätzen ihr positives Engagement im politischen Leben auf dem Weg zu Ägyptens demokratischen Wandel.“

Die Wut der Ägypterinnen haben diese Versprechungen nicht gedämpft. „Seit er die Macht übernommen hat, bemüht sich der Militärrat, Frauen daran zu hindern, die Zukunft Ägyptens nach Mubarak mitzuformen“ sagt die Aktivistin Reem Al-Chafesch. Das Militär habe sogar versucht, Mädchen durch „Jungfrauentests“ zu entwürdigen. Die Militärs hatten Berichten zufolge im März festgenommene Demonstrantinnen gegen ihren Willen auf ihre Jungfräulichkeit untersuchen lassen. Ägyptische Zeitungen berichteten am Mittwoch, dass sich Verdächtige in Zusammenhang mit diesen Schikanen nun vor dem obersten Militärgericht verantworten müssen.

Regierungsgegner haben für diesen Freitag zu neuen Protesten gegen die brutale Behandlung von Demonstranten durch die Sicherheitskräfte aufgerufen. Auch viele Aktivistinnen werden wieder auf die Straße gehen, ungeachtet der Gewalt. „Anstatt für unsere Rolle bei der Revolution geehrt zu werden, hat man uns an den Rand gedrängt und sogar geschlagen“, sagt die Parlamentskandidatin Huda Nasrallah. „Viele haben dem Mädchen, das von den Soldaten misshandelt wurde, die Schuld gegeben, anstatt sie zu unterstützen. Wir werden wohl noch lange brauchen um die Einstellung der Gesellschaft zu Frauen zu andern.“