Etwa sieben Millionen Christen leben inmitten einer moslemischen Mehrheit am Nil

Kairo. Diskriminierung und Angst vor Gewalt gehören für viele Kopten zum Alltag. Die Straßenkämpfe zwischen koptischen Christen, Muslimen und Sicherheitskräften am Wochenende sind Ausdruck der tiefen Kluft zwischen den Glaubensgemeinschaften. Zu den blutigsten Zwischenfällen bisher gehörte der Terroranschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria in der Silvesternacht 2010/2011 mit 21 Toten und bis zu 100 Verletzten. In den Schulen würden ägyptische Kinder geradezu indoktriniert, klagten Kritiker daraufhin, vor allem im Fach Religion, in dem Christen und Muslime in separaten Gruppen unterrichtet werden. "Niemand hat eine klare Vorstellung davon, worum es bei der Religion der jeweils anderen Seite überhaupt geht", sagte ein Wissenschaftler an einem staatlichen Institut für politische Studien.

Die koptische Kirche ist eine Sonderform der orientalisch-orthodoxen Kirche und zählt weltweit zwischen 15 und 20 Millionen Mitglieder. Die größte Ansammlung von sieben bis neun Millionen Gläubigen befindet sich in Ägypten. Die dortigen Kopten sind die größte christliche Gemeinde im Nahen Osten. Knapp zehn Prozent der 80 Millionen Ägypter sind koptische Christen. Der Ursprung der Glaubensrichtung liegt ebenfalls in Ägypten: Als Gründer gilt der Evangelist Markus, im ersten Jahrhundert nach Christus war er Bischof in der Hafenstadt Alexandria.

Oberhaupt der koptischen Kirche ist seit 1971 Papst Schenuda III., seine genaue Bezeichnung lautet "Papst von Alexandrien und Patriarch des Stuhles des Heiligen Markus". Sein höchster Stellvertreter in Deutschland ist der Bischof Anba Damian. Laut Bundesinnenministerium leben etwa 6000 koptische Christen in Deutschland.

Zur Abspaltung von der Römisch-Katholischen Kirche führte das Konzil von Chalkedon im Jahr 451, auf dem sich die geistlichen Vertreter der verschiedenen Glaubensrichtungen nicht auf ein einheitliches Bekenntnis bezüglich der Natur Jesu einigen konnten. Seitdem vertreten die Anhänger der koptischen Kirche die von anderen Glaubensrichtungen abgelehnte Auffassung, dass die göttliche und menschliche Natur miteinander verbunden und in einer einzigen Natur vereint seien. Im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) nahmen Katholiken und Kopten einen Dialog auf. 1973 unterzeichneten die Päpste Paul VI. und Schenuda III. in Rom eine Übereinkunft, in der beide Kirchen den gleichen Glauben - trotz unterschiedlicher Formulierungen - bekennen.