Gegen den Boykottaufruf: Gabriel freut sich auf die Diskussion. Papst Benedikt XVI. spricht am 22. September im Bundestag – und löst eine Debatte aus.

Hamburg. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel distanziert sich von Boykottaufrufen aus seiner eigenen Partei gegen die für den 22. September geplante Papst-Rede im Bundestag. „Man muss nicht alle Überzeugungen des Papstes teilen, aber auf die Auseinandersetzung mit diesen Überzeugungen sollte man sich in jedem Fall freuen“, sagte Gabriel dem Hamburger Abendblatt . Wer sich selbst als aufgeklärt empfinde, sollte eigentlich neugierig auf die Meinung anderer sein, betonte Gabriel. Er selbst sei sehr gespannt „auf die Antworten des Papstes zu den Herausforderungen unserer Zeit“. Zudem hoffe er als Lutheraner auf ein „deutliches und positives Signal an die Ökumene“.

Am Wochenende hatte die Führung der SPD-Bundestagsfraktion den Boykottaufruf zurückgewiesen. Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte der „Bild am Sonntag“, der Papst halte keinen Gottesdienst, sondern spreche zu aktuellen weltpolitischen Fragen. „Dadurch wird in keiner Weise infrage gestellt, dass unser Staat religiös und weltanschaulich neutral ist.“ Er selbst freue sich auf die Rede des Papstes, so Oppermann. Es sei aber jedem Abgeordneten freigestellt, daran teilzunehmen. Der SPD-Abgeordnete Rolf Schwanitz, Sprecher der Gruppierung „Laizisten in der SPD“, hatte nach Informationen der „Rheinischen Post“ zum Boykott der Ansprache aufgerufen. Die Rede eines Kirchenoberhaupts im Parlament sei nicht mit dem Grundsatz der religiösen Neutralität des Staates vereinbar. Der Bundestag werde als „schmückendes Beiwerk“ missbraucht. Außerdem trage der Papst eine Mitschuld an der Unterdrückung, Ausbeutung und Stigmatisierung von Millionen Menschen.

Der Vize der Unionsfraktion im Bundestag, Johannes Singhammer (CSU), kritisierte den Vorstoß gegen den Papst. „Ich bedaure, dass mit Herrn Schwanitz von den Sozialdemokraten ein aggressiver Atheismus, von Intoleranz geprägt, dem Papst das Wort im Deutschen Bundestag verbieten will“, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Für ihn selbst sei es eine Freude, dass der deutsche Papst, „der als Mann des Friedens weltweit Achtung genießt“, im Bundestag sprechen werde.

Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), erwartet, dass die Rede des Papstes im Bundestag eine „Sternstunde des Parlaments“ wird. Den Boykottaufruf aus den Reihen der SPD kritisierte der CDU-Politiker scharf: „Es ist mehr als peinlich, dem Heiligen Vater schon bevor er angereist ist, zu signalisieren, dass er im Deutschen Bundestag nicht willkommen ist“, sagte Bosbach der „Rheinischen Post“. Der Papst besucht vom 22. bis 25. September Deutschland . Stationen seiner Reise sind Berlin, das Bistum Erfurt und Freiburg. Die viertägige Reise ist der erste offizielle Besuch von Benedikt XVI. in seiner deutschen Heimat. (abendblatt.de/KNA)