Die geheimnisvolle Galyna Kolotnyzka ist zurück in der Ukraine. Ohne sie und seine weibliche Leibgarde ging Machthaber Gaddafi nie auf Reisen.

Tripolis/Washington/London. Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi muss nun auch auf die Pflege durch seine bevorzugte Krankenschwester verzichten: Die von US-Diplomaten in WikiLeaks-Dokumenten als „üppige“ blonde Frau beschriebene Galyna Kolotnyzka floh vor den Unruhen in ihre ukrainische Heimat. Die Frau verschanzte sich am Montag in der Wohnung ihrer Mutter in einer Vorstadt von Kiew, wie ein Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Kolotnyzka war am Sonntag gemeinsam mit anderen ukrainischen Staatsbürgern aus Libyen ausgeflogen worden.

Die Krankenschwester hatte vor neun Jahren einen Job in einem libyschen Krankenhaus angenommen, später sollte sie sich exklusiv um Gaddafis gesundheitliches Wohl kümmern. Die Frau war über die Enthüllungsplattform WikiLeaks bekannt geworden, die aus Depeschen von US-Diplomaten zitiert hatte. Demnach ging Gaddafi, der derzeit trotz heftiger Proteste in seinem Land brutal an der Macht festhält, offenbar nie ohne Kolotnyzka auf Reisen.

Kolotnyzkas Tochter sagte am Montag vor Journalisten, ihre Mutter sei müde. „Lasst ihr etwas Zeit zum Erholen“, bat Tatjana Kolotnyzka. Die Mutter Irina Kolotnyzka sagte der ukrainischen Zeitung „Komsomolskaja Prawda“, dass die Krankenschwester nicht nach Libyen zurückkehren werde. Den Journalisten warf sie vor, ihre Tochter als „irgendeine Art von Liebhaberin Gaddafis“ dargestellt zu haben. „Geht zur Hölle“, rief sie dem Bericht zufolge den Reportern der „Komsomolskaja Prawda“ zu.

Unterdessen bemüht sich die Bundesregierung, die noch verbliebenen 86 Bundesbürger aus Libyen herauszuholen. Es seien noch 38 Deutsche in der Hauptstadt Tripolis und weitere 48 im Landesinneren, sagte Außenamtssprecher Andreas Peschke. Botschaft und Krisenstab prüften mit Hochdruck, wie man ihnen beim Verlassen des Landes helfen könne. „Da werden alle Möglichkeiten in Erwägung gezogen, der Landweg, der Luftweg und der Seeweg.“

Am Sonnabend hatte die Bundeswehr mit zwei Transall-Maschinen Dutzende Menschen aus einem Wüstencamp ausgeflogen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes brachten sie 132 Ausländer in Sicherheit, darunter Dutzende Deutsche und EU-Bürger. Regierungssprecher Steffen Seibert dankte ausdrücklich den britischen Partnern für die Zusammenarbeit bei Evakuierungsaktionen am Wochenende. Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte, Libyens Machthaber Gaddafi müsse sofort abtreten. „Er sollte die Zeichen der Zeit erkennen und Libyen, seinem Volk, durch seinen möglichst sofortigen Rücktritt und Rückzug einen Weg in eine freie und friedliche Zukunft eröffnen“, sagte Seibert. „Die Gewalt gegen die libysche Bevölkerung muss ein Ende haben.“

Nach den Vereinten Nationen will auch die EU noch am heutigen Montag Sanktionen gegen das libysche Regime verhängen. „Wir erwarten heute eine Entscheidung des EU-Rates über restriktive Maßnahmen“, sagte die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton in Brüssel. Damit werde die Uno-Resolution umgesetzt. Zu den Sanktionen gehörten daher Einreiseverbote, Kontensperrung und ein Waffenembargo. Darüber hinaus werde die EU aber auch ein Verbot für Handel mit Polizeiausrüstung beschließen. „Die Maßnahmen richten sich gegen General Gaddafi, seine Familie und die Mitglieder seines engsten Kreises“, sagte die Sprecherin. (AFP/dpa/rtr/abendblatt.de)