Sie trat für den Clan des Diktators auf. Gaddafi soll eine Flucht per Privatjet nach Weißrussland planen. Brachte er Diamanten zu Lukaschenko?

Hamburg. Zumindest ihr ist es peinlich: Die kanadische Popsängerin Nelly Furtado will umgerechnet 750.000 Euro Gage spenden, die sie 2007 für einen Auftritt vor Mitgliedern des Clans des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi erhalten habe. Während andere Stars wie Usher und Beyoncé sich nicht zu ihren Auftritten für die libysche Diktatoren-Familie äußern, machte Furtado ihren Auftritt über den Kurznachrichtendienst Twitter bekannt. „2007 habe ich eine Million Dollar vom Gaddafi-Clan für eine 45-minütige Show in einem Hotel in Italien erhalten“, schrieb die Sängerin und verkündete, dass sie das Geld spenden werde. Beyoncé und Usher traten Berichten zufolge an Silvester für Gaddafis Sohn Muatassim auf der Karibikinsel St. Barts auf. Im Jahr zuvor trällerte Mariah Carey.

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Unterdessen bereiten Gaddafi und seine Familie möglicherweise eine Flucht nach Weißrussland vor. Darauf deuten nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstitutes Sipri mindestens zwei Flüge von Gaddafis Privatflugzeug von Tripolis zu einem weißrussischen Flugplatz in den letzten sieben Tagen hin. Der weißrussische Staatschef Alexander Lukaschenko gilt als letzter Diktator Europas. Sipri-Experte Hugh Griffiths sagte im schwedischen Rundfunksender SR, ein Überwachungssystem für Waffentransporte habe die Flüge nach Weißrussland zweifelsfrei identifiziert. Erwiesen sei auch, dass das Land in den letzten Wochen 40 Tonnen Waffen an Libyen geliefert habe. Als Zahlungsmittel habe Gaddafi mit seinem Privatjet wahrscheinlich Diamanten nach Weißrussland geschafft. Der libysche Staatschef hat allerdings seit Ausbruch der Unruhen eine Flucht ins Ausland stets ausgeschlossen.

Unterdessen hat der deutsche Bundespräsident Christian Wulff einen Abbruch der Kontakte zu Ländern gefordert, deren Herrscher sich gewaltsam an der Macht halten. „Wenn Gewalt gegen friedliche Demonstranten angewandt wird, wenn Polizei oder Militär auf friedliebende Menschen schießen, dann müssen wir den Kontakt unterlassen, abbrechen“, sagte er im Deutschlandradio Kultur vor dem Hintergrund der Entwicklung in der arabischen Welt. Wulff sagte weiter, dass Europa und auch Deutschland die Lage in der arabischen Welt teilweise falsch eingeschätzt hätten.

„Fakt ist, dass wir Systeme (...) positiv eingeschätzt hatten, die ein kritischeres Wort verdient gehabt hätten, und dass wir vor allem in Europa manches Land für relativ stabil gehalten haben, an dem wir jetzt erleben können, dass es völlig instabil geworden war.“

Mit Material von dpa