Mit Sondermaschinen der Reiseveranstalter werden rund 5000 deutsche Urlauber aus Tunesien zurück nach Deutschland geflogen.

Oberursel/Hannover. Auch die deutschen Reiseveranstalter ziehen Konsequenzen aus der angepannten Lage in Tunesien: Nach der Freigabe des Luftraums und der Öffnung der Flughäfen haben Reiseveranstalter angesichts der anhaltenden Ungewissheit und Unruhen im Land damit begonnen, deutsche Urlauber aus dem Land auszufliegen. Die Unternehmen setzten zahlreiche Sondermaschinen ein, um etwa 5000 Urlauber am Sonnabend nach Deutschland zurück zu bringen, so die Reiseanbieter.

Der Tourismusanbieter TUI wollte am Sonnabend seine rund tausend Gäste mit Sondermaschinen ausfliegen. Die Urlauber würden das Land von den Flughäfen von Monastir und Djerba verlassen, sagte Unternehmenssprecherin Anja Braun der Nachrichtenagentur AFP. Chefreiseleiterin Ulla Buchert erklärte: „Es sieht so aus, als könnten heute noch alle TUI-Gäste das Land verlassen.“ Die Gäste seien „in der Regel sehr verständig und folgen unserem Rat, nach Hause zu fliegen“, sagte Buchert. Vereinzelt gebe es jedoch Gäste, die nicht zurückreisen wollten. Diese blieben auf eigenes Risiko und eigene Kosten.

Bis zum 24. Januar sagten TUI sowie die Reiseanbieter FTI Group und Rewe-Touristik alle Tunesienreisen ab. Die Kunden könnten bis Ende Januar kostenfrei in ein anderes Reiseland umbuchen, teilte Rewe-Touristik mit. Der Reiseveranstalter begann ebenfalls am Sonnabend mit der Rückholung der rund 2100 Gäste.

Der Reiseanbieter Thomas Cook hatte bereits am Freitag damit begonnen, deutsche Urlauber aus dem Maghreb-Staat auszufliegen. Bis zum späten Freitagabend seien rund 230 Gäste ausgeflogen worden, sagte Unternehmenssprecher Mathias Brandes am Sonnabend in Oberursel. Thomas Cook habe dafür vier Sondermaschinen organisiert, die die Urlauber nach Düsseldorf, Berlin und Wien gebracht hätten. Weitere Maschinen sollten am Sonnabend folgen.

Die rund 1800 verbliebenen Thomas-Cook-Gäste auf der tunesischen Insel Djerba und in der Region Monastir hätten in ihren Hotels eine ruhige Nacht verbracht und sollten möglichst alle am Sonnabend in ihre Heimat zurückgebracht werden. Thomas Cook sagte alle Tunesien-Reisen bis zum 21. Januar ab. Die Fluggesellschaft Lufthansa sagte für Samstag ihren einzigen Flug nach Tunesien von Frankfurt am Main in die Hauptstadt Tunis ab.

Tunesiens zivile Luftfahrtbehörde teilte mit, dass nach einer zwischenzeitlichen Sperrung des Luftraums alle tunesischen Flughäfen wieder für den Verkehr geöffnet worden seien. Flugstreichungen und Verspätungen wurden jedoch nicht ausgeschlossen.

Wegen der Unruhen in Tunesien, die den langjährigen Staatschef Zine El Abidine Ben Ali zur Flucht veranlassten, hatte das Auswärtige Amt seine Reisehinweise für Tunesien am Freitag verschärft. Von nicht unbedingt erforderlichen Reisen nach Tunesien wurde abgeraten und „dringend“ empfohlen, Anweisungen der Sicherheitsbehörden zu beachten.

Auch Frankreich und Russland wollen ihre Urlauber zurückholen. Laut dem französischen Tourismusverband könne ab Sonnabend damit begonnen werden, die Urlauber auszufliegen, allerdings könne dies einige Tage dauern, da es an genügend Flugzeugen mangele und es wegen der Ausgangssperre in Tunesien zu Problemen komme. Nach offiziellen Angaben befinden sich derzeit etwa 8000 Franzosen im Land. Auch 253 Russen halten sich derzeit in Tunesien auf, die am Sonntag ausgeflogen werden sollten, wie der russische Tourismusagenturchef der Nachrichtenagentur Interfax sagte.

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