In einem Flammenmeer verbrannten 30 fabrikneue Volkswagen auf zwei abgestellten Waggons am Hafenbahnhof am Veddeler Damm.

Hamburg. Heute im Laufe des Tages wären die beiden Autozüge von einer Hafenbahn zum Schuppen 48 am Unikai geschleppt und auf eines der riesigen RoRo-Schiffe verladen worden - einer Roll-on-Roll-off-Fähre mit befahrbaren Decks. Doch die Reise endete früher als gedacht: In einem wahren Flammenmeer verbrannten in der Nacht zum Sonnabend 30 fabrikneue Volkswagen der Marken Golf und Tiguan, nachdem Brandstifter auf zwei abgestellten Waggons am Hafenbahnhof am Veddeler Damm (Kleiner Grasbrook) Feuer gelegt hatten. Der Sachschaden wird auf mehr als 1,5 Millionen Euro geschätzt.

Ein Mitarbeiter im nahen Stellwerk hatte die Flammen zuerst entdeckt und gegen 3.45 Uhr die Feuerwehr alarmiert, die die Gefahrenstufe wenige Minuten später noch auf zweiten Alarm erhöhte. Knapp 70 Feuerwehrleute versuchten in den folgenden Stunden zu retten was noch zu retten war, setzten neben Wasser auch Löschschaum ein. Doch wo zuvor noch eine weiße Klebefolie Lack und Fenster schützte, war wenig später nicht mehr als Ruß und verkohlter Stahl. Die Löscharbeiten gestalteten sich sehr schwierig, weil die Feuerwehr ihre Schläuche über mehrere andere Züge legen musste, um zum Brandort zu gelangen. Vom Veddeler Damm aus gesehen, standen die beiden Züge auf Gleis drei und vier und waren nicht einsehbar, weil auf den Parallelgleisen zur Straße hin zwei weitere Züge abgestellt worden waren.

Wie das Abendblatt erfuhr, hatte der Stellwerkmitarbeiter drei Personen vom Hafenbahnhof flüchten sehen, woraufhin die Polizei zur Großfahndung ansetzte. Die Suchtrupps blieben jedoch ohne Erfolg und die mutmaßlichen Täter in der Dunkelheit verschluckt. Lange war unklar, ob es sich überhaupt um Brandstiftung handelte. Erst am Sonnabendnachmittag konnten die Brandermittler des Landeskriminalamtes (LKA) mit Gewissheit erklären, dass der Brand vorsätzlich gelegt worden und nicht durch einen technischen Defekt entstanden war. Wie das Feuer gelegt wurde, dazu schweigen die Beamten. Bekannt wurde nur, dass die Täter auf jedem der beiden nebeneinander stehenden Autozüge jeweils einen Neuwagen auf der unteren Ebene der Doppelstockwagen entzündeten. Diese müssen dann die über und neben ihnen stehenden Autos entfacht haben.

Neben den laufenden Brandermittlungen soll heute ein Sachverständiger der Umweltbehörde klären, ob der Boden auf dem Hafenbahnhof durch Löschschaum kontaminiert wurde und möglicherweise gereinigt werden muss.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Einen Zusammenhang mit der Brandanschlagserie, die Hamburg seit dem vergangenen Jahr erschüttert, sieht die Polizei bisher nicht. "Wir können nichts ausschließen", sagte Sprecherin Ulrike Sweden mit Blick auf die Ermittlungen, bislang gebe es jedoch keine Bezüge zu der Brandserie. Dies sei ein "total untypischer Fall", der in dieser Dimension noch nicht vorgekommen sei. Wer für den Schaden aufkommen muss, ist noch unklar. Neben den Autos wurden auch vier Transportwaggons beschädigt und zwei völlig zerstört. Nach Abendblatt-Informationen steht der Betreiber der Transportzüge in der Pflicht, solange die Autos aufgeladen sind. Im aktuellen Fall wäre dies die Bahn-Tochter DB Cargo.