Die Hansestadt ringt um die Finanzierung des Überseequartiers. Die Banken fordern von den Investoren weitere Sicherheiten.

Hamburg. Die Krise um das Überseequartier in der Hamburger HafenCity spitzt sich zu. Schon am Freitag will der Stadtplanungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft zu einer Sondersitzung zusammenkommen, um über die ins Wanken geratene Finanzierung des milliardenschweren Hamburger Renommier-Projekts zu beraten. Dieses ist gefährdet, weil die Banken von den Investoren - einem deutsch-niederländischen Konsortium - angesichts der Wirtschaftskrise weitere Sicherheiten fordern.

+++ Der neue Masterplan für die HafenCity +++

HafenCity-Geschäftsführer Jürgen Bruns-Berentelg warnt schon jetzt vor einem drohenden Baustopp. Falls die Hamburger Bürgerschaft den Investoren nicht entgegenkomme und rechtzeitig einem geänderten Kaufvertrag und Mietgarantien zustimme, könnten die Banken eine Finanzierung verweigern. "Und dann wird dort vorerst nichts mehr vorangehen", sagte er dem Abendblatt. "Das wäre international ein riesiger Vertrauensverlust für Hamburg."

Rund eine Milliarde Euro will das Konsortium in das künftige Überseequartier investieren - etwa doppelt so viel, wie die benachbarte Elbphilharmonie kosten soll. Ein Drittel der insgesamt 280 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche (Wohnungen, Büros, Einzelhandel) im künftigen Überseequartier, der "City in der HafenCity" (Bruns-Berentelg) ist nahezu fertig. Zwei Drittel des künftigen Herzstücks der HafenCity sind aber noch unbebaut.

Der Senat hat die Rettungsleine bereits gezogen: Er will den deutsch-niederländischen Investoren mit einem geänderten Kaufvertrag entgegenkommen, der vor allem Mietgarantien für Büros und die Lockerung von etlichen Vertragsklauseln wie etwa konkrete Baustarttermine vorsieht. Etwa 26.000 Quadratmeter Bürofläche will die Stadt nun selbst mieten - was rund 410.000 Euro pro Monat kosten würde. Für weitere 14.000 Quadratmeter Bürofläche gibt sie zudem eine Mietgarantie über 15 Jahre und 45 Millionen Euro, kann diese Fläche aber in eigener Regie vermieten. Beides soll den Bau von zwei Gebäuden im brachliegenden Süden des Quartiers sichern.

Der Opposition allerdings genügen die bisher vorliegenden Informationen nicht. Sie hält die finanziellen Folgen des neu gefassten Vertrags für nicht überschaubar. "Hier entsteht ein neuer Brandherd", sagt der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Andy Grote, "wir müssen nun vieles auf den Prüfstand stellen." Warum beispielsweise müsse die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt für viel Geld neu in Wilhelmsburg bauen - wenn Hamburg auf der anderen Seite Büros in der HafenCity jetzt teuer anmieten wolle?, fragt er. Und warum sollte man eine neue Hochschule in der HafenCity bauen? Grote: "Wenn das Haushaltsdefizit so dramatisch groß ist wie jetzt, muss doch mit dem Sparen irgendwann angefangen werden."

Über eine Anfrage an den Senat verlangt der SPD-Politiker nun eine detaillierte Auflistung aller Kosten, die mit den geänderten Bedingungen einhergehen. Und er fordert eine Übersicht über die Durchschnittsmieten für Hamburgs Behörden. Denn in der HafenCity sollen am neuen Standort der Wirtschaftsbehörde 15,84 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden - viele Büros wie etwa in Hammerbrook werden aber zu Preisen um 8 Euro angeboten.

Am Freitag wollen Haushalts- und Stadtplanungsausschuss der Bürgerschaft nun zu einer gemeinsamen Sondersitzung zu dem Thema zusammenkommen. Noch vor der Sommerpause, mahnt Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL), müsse der geänderte Vertrag von der Bürgerschaft verabschiedet werden.