Wohnungen für Normalverdiener. Ein neuer Masterplan sieht preiswerten Wohnungsbau im noch unbebauten Teil des neuen Stadtteils vor.

Hamburg. Er ist nicht ganz preiswert, dieser Blick hier oben: Gut 11.000 Euro pro Quadratmeter werden für die oberen Eigentumswohnungen im Marco-Polo-Tower verlangt. Und dafür gibt's in dem Luxuswohnturm in der westlichen HafenCity gerade mal ein neues Zuhause in Rohbauausstattung. Eine etwas andere Preislage soll nun im Osten dieses neuen Hamburger Stadtteils angestrebt werden. Knapp zehn Jahre nach dem Baustart der ersten HafenCity-Gebäude hat die Stadt für die zweite Halbzeit dieses städtebaulichen Mammutsprogramms gerade den Masterplan überarbeitet. Von kommender Woche an sollen die Details mit mehreren Veranstaltungen öffentlich diskutiert werden. Die Richtung, die der schwarz-grüne Senat einschlagen will, deutet sich aber bereits an. Auf eine Kernformel gebracht: Es wird wohl dichter und preiswerter gebaut als bisher geplant. Ein Potenzial von mehr als 3000 Wohnungen ist nach verschiedenen Einschätzungen dort östlich des Magdeburger Hafens noch möglich.

Ein Schwerpunkt der Neubauten dürfte auf der Landzunge am Baakenhafen unweit der Norderelbbrücken liegen. Und viele der Wohnungen sollen für Normalverdiener erschwinglich sein. Sozialwohnungen und auch Genossenschaftswohnungen werden darunter sein, hieß es im Vorfeld. Wie viele Einheiten es genau werden, wie groß und wie teuer sie dann sind - das sind alles Details, die erst in späteren Phasen geklärt werden. "Aber die Richtung stimmt", sagt der GAL-Stadtentwicklungsexperte Horst Becker. Ziel der GAL sei eine Aufteilung nach dem Schlüssel 30, 30, 40 - also 40 Prozent der Flächen für Sozial- und Genossenschaftswohnungen, 30 Prozent frei finanzierter Mietwohnungsbau und 30 Prozent Eigentumswohnungen.

Geplant ist auf der Wohninsel Baakenhafen nach Abendblatt-Informationen anders als noch in der ersten, zehn Jahre alten Masterplan-Fassung, eine neue Anordnung der Gebäude sowie eine dichtere Bebauung. Als Lärmschutz würden außen Gewerbebauten entstehen, die eine Art Schirm für Wohnbauten bieten könnten. Die Planungen sehen zudem Aufschüttungen im Hafenbecken vor, um Platz für Freizeit und Erholung zu erhalten. Gar von einer "Freizeitinsel" ist bei Planern die Rede. Die Weichenstellung zu einem Schwerpunkt mit eher preiswertem Wohnungsbau in der Osthälfte der HafenCity dürfte auch die SPD unterstützen. SPD-Stadtentwicklungsexperte Andy Grote fordert zudem den Einstieg der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga. "Das muss ein normaler Stadtteil werden, in dem sich ein Hamburger nicht mehr wie ein Tourist in der eigenen Stadt fühlt", sagt er.

Umstritten ist allerdings das sogenannte Oberhafenareal in der Ost-HafenCity: Das Gebiet liegt auf brachem Bahngelände am Wasser und gegenüber dem Großmarkt. Schon jetzt haben sich dort in alten Bahnschuppen Künstler und andere Kreative niedergelassen. Anders als bisher in der HafenCity soll das Gelände nun nicht mehr auf ein sturmflutsicheres Niveau aufgeschüttet werden. Und alte "Bestandgebäude" blieben erhalten, bestätigt die HafenCity GmbH. Doch das reicht SPD-Politiker Grote nicht: Solange der Oberhafen zur eher teuren HafenCity gehöre, funktioniere das nicht mit einem neuen Kreativquartier, sagt er. "Das wird nicht angenommen, die HafenCity ist etwas völlig anderes." Anders sieht es GAL-Politiker Becker: Der Oberhafen müsse Teil der HafenCity bleiben, sagt er: "Wer, wenn nicht die HafenCity GmbH, soll denn die notwendigen Umbauten im Oberhafen finanzieren?"

Ob HafenCity oder nicht: Aus seinem Dornröschenschlaf dürfte das abgelegene Areal am Oberhafen nun geweckt werden mit den neuen Plänen. Vorgesehen sind dort gleich zwei neue Brücken: Eine Fußgängerbrücke Richtung Innenstadt und eine Straßenbrücke Richtung Amsinckstraße.