Uni-Präsident Dieter Lenzen forderte in der Debatte mit der Senatorin Herlind Gundelach vehement mehr Eigenständigkeit.

Hamburg. Eines gleich vorweg: Wer einen heftigen Schlagabtausch zwischen dem Hamburger Uni-Präsidenen Dieter Lenzen und Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) erwartet hatte, wurde enttäuscht. Der mögliche Umzug der Universität auf den Kleinen Grasbrook spielte am Donnerstagabend nur am Rande eine Rolle. Lenzen und Gundelach gingen betont höflich miteinander um, anstatt sich zu streiten.

Langweilig war die Diskussionsveranstaltung in der Brucerius Law School ("Universität Hamburg - Perspektiven. Potenziale. Pläne") aber keineswegs. Was nicht zuletzt an dem eloquenten und gewitzten Dieter Lenzen lag, der vor der Debatte in einem Vortrag eine Stärken-Schwächen-Analyse zur Universität Hamburg präsentierte. "In der Forschung sind wir stark, die Physik ist Weltklasse", sagte er selbstbewusst. Und die Schwächen?

Die Behörden seien unzuverlässig, was die Einhaltung ihrer Zusagen betreffe. Und schon war er bei seinem Lieblingsthema: mehr Autonomie für die Uni. "Wir müssen unabhängig in den Personalentscheidungen sein." Er kritisierte die viel zu detaillierten "Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit der Stadt". Eckpunkte würden völlig genügen, so Lenzen. Und: "Wir brauchen Verträge, die für vier, fünf Jahre im Voraus das Budget garantieren. Wir brauchen Planungssicherheit." Der Präsident ging noch einen Schritt weiter: Die Uni Hamburg solle so wie in Berlin ihre Bauten selbst erstellen. "Das könnte den Gestaltungsprozess vorantreiben", sagte er.

Herlind Gundelach war in der Defensive. Sie musste einräumen, dass es bei dem Thema Autonomie der Uni "Nachholbedarf" gebe. Das Hochschulgesetz sei in der Tat verbesserungswürdig. "Es befindet sich in der Evaluation. Ich hoffe, dass wir bald Lösungen finden, damit die Hochschulen Klarheit haben", sagte sie.

Erstaunliches sagte sie zum heftig umstrittenen Umzug. "Ich habe keine Standortfrage angezettelt", sagte sie. Sie habe lediglich vier Szenarien vorgestellt. "Es ist doch wichtig, darüber zu reden, was möglich wäre." Noch vor zwei Jahren, bevor sie ins Amt berufen worden sei, habe sich darüber niemand Gedanken gemacht. Gundelach: "Die Uni muss sich der Stadt öffnen für Diskussionen. Und die Stadt muss auf die geöffneten Arme zugehen." Und dann sprach sie von einem Füllhorn. Der Senat sei "sehr entschlossen, sehr viel Geld in die Hand zu nehmen. Damit der Sanierungsstau endlich behoben wird".

Dieter Lenzen hörte es gern. Er sprach von dem "Gesicht", das die Uni haben müsse. "Es ist eine leistungsfähige Uni, aber das ist nicht hinreichend sichtbar", so der Uni-Präsident. "Die Bevölkerung muss sich zu ihr bekennen. Und die Uni muss bekannt werden." Er schloss sich seinem Vorredner an, Bielefelds Ex-Uni-Chef Dieter Timmermann, der entschlossen resümierte: "Erfolg macht sexy." Lenzen verkniff es sich nicht, ein "Und Sex macht erfolgreich" hinzuzufügen. Eine Bemerkung, die bei bei den 300 Zuschauern im Audimax für vergnügtes Lachen sorgte. Die "Erfolg macht sexy"-These konnte Herlind Gundelach jedoch nicht teilen. "Erfolg wäre mir zu wenig", sagte sie. "Schließlich können Eltern doch auch nicht nur ihre erfolgreichen Kinder lieben, sondern auch die weniger erfolgreichen."