Prof. Dieter Lenzen galt in Berlin als Förderer der Eliten und Gegner von Studiengebühren. Die Hamburger Hochschule leitet er seit März. Einige wissen das noch nicht.

"Wir haben einen neuen Präsidenten?" oder "Dieter Lenzen? Nie gehört." Das sagen einige Studenten auf dem Hamburger Campus. Dort hat Dieter Lenzen am 1. März sein Büro bezogen - als neuer Unipräsident. Nach anfänglichen Protesten der Studentenschaft gegen den Erziehungswissenschaftler, den viele für autoritär und wirtschaftsnah halten, ist es aber ruhig geworden. Was erwarten die Studierenden vom neuen Mann an der Spitze?

Mancher sorgt sich um die Ausrichtung der Uni. "Dieter Lenzen sollte sich um die Probleme der Uni Hamburg kümmern und nicht das gleiche Eliteprogramm wie in Berlin durchziehen", meint Soziologie-Studentin Carina Lemke (19). Sie beklagt, dass es mehr Studierende in diesem Jahr gebe, jedoch keine zusätzlichen Räumlichkeiten. "Manchmal halten wir Vorlesungen im Kino ab, weil nirgends genug Platz vorhanden ist", sagt ihre Kommilitonin Simone Madruß (21).

In einem Rundbrief versuchte der neue Uni-Präsident vor Amtsantritt die Studenten milde zu stimmen und versprach zahlreiche Verbesserungen. Unter anderem will er sich für die Abschaffung der Studiengebühren einsetzen. Derzeit zahlen immatrikulierte Studenten aller Fachrichtungen Studiengebühren in Höhe von 375 Euro pro Semester zusätzlich zu den Semestergebühren von 253 Euro. Lukas Biermann (21) Student der Anglistik und Geschichte (Bachelor), ist skeptisch: "Ich bin gegen Studiengebühren, aber ich glaube ja nicht daran, dass Lenzen etwas bewegen kann. Ein offener Dialog zwischen ihm und den Studenten wäre gut. Ich werde mich überraschen lassen, was passiert."

Severin Pabsch (24), Vorstand des AStA der Universität Hamburg, erwartet Ähnliches vom Berliner Import. "Dieter Lenzen muss viele Gespräche mit allen Statusgruppen führen und die Wünsche und Bedürfnisse der Einzelnen berücksichtigen. Allerdings darf er nicht nur reden - es müssen auch Taten folgen." Dem Jura-Studenten ist auch der Ruf seiner Universität wichtig. Eine vernünftige Außendarstellung der Universität müsse vom neuen Präsidenten geschaffen werden, und Lenzen sollte den Mut haben, sich auch mit Behörden und Ämtern anzulegen.

Es ist Mittagszeit, und die Studenten strömen in die Mensa. Andreas Gollers (41), Betriebsmanager der Mensa des Studierendenwerks Hamburg, möchte der neuen Führung am Arbeitsplatz eine Chance geben. "Man hat ja noch nicht viel gesehen. Der Universitätsstandort ist wichtig, und auch die Mensa belegt bundesweit den zweiten Platz unter den Studenten. Dieter Lenzen hat viel vor, wir ziehen da mit ihm an einem Strang."

Es ist noch nicht viel Zeit vergangen, seit Lenzen sein Amt angetreten hat. Die Studenten haben allerdings viele Wünsche: "Die Prüfungsordnung sollte entschärft werden, man steht zu sehr unter Druck, alles in der vorgegebenen Zeit zu schaffen", sagt BWL-Student Felix Zell (24). Sein Kommilitone Michael Kipka (24) fordert kleinere Übungsgruppen und mehr Lerneinrichtungen. "Man muss an der Uni ewig suchen, bis man einen Platz gefunden hat. Wir lernen meistens im Café."

Zur Diskussion steht immer noch ein Umzug der Universität in die HafenCity. Nicht alle Studenten wehren sich gegen diese Pläne. "Die Gebäude hier müssten dringend renoviert werden, es fällt fast alles auseinander. Aber man könnte auch gleich eine neue Uni in der HafenCity bauen", meint Sebastian Weigel (23), Computing-and-Science-Student auf Bachelor. Bisher hat Dieter Lenzen diese Pläne abgelehnt.

Umbau, Umzug, Umstrukturierungen - in den nächsten Monaten steht einiges an.

Nur eines steht fest: Auf Dieter Lenzen wartet eine Menge Arbeit.