Hidden Champions, Hightech-Verbindungen für Motoren und Klimaanlagen

Lüneburg. Es sind die großen Dinge, die für Ralph-G. Matzen zählen: Flugzeuge, Schiffe, Kräne, Lkw, Busse, Radlader, Muldenkipper, Minenbagger oder Generatoren für Notstromaggregate in Krankenhäusern und auf Flughäfen. ,,Wir stellen Schläuche her, die kaum jemand zu Gesicht bekommt, aber ohne die es nicht geht", sagt der Geschäftsführer und Gründer des Unternehmens Matzen Schlauch-Technik.

In der Hauptsache produziert die Firma Schläuche für große Dieselmotoren, für Klimaanlagen, Abwassersysteme, Küchen und Belüftungsanlagen in Flugzeugen, für Gebläse in Kläranlagen und Zementwerken sowie für Kompressoren und Presslufthämmer. "Weltweit gibt es sechs bis acht Firmen, die ähnliche Produkte anbieten wie wir", sagt Matzen, dessen Unternehmen Außenstellen und Kooperationen in England, Italien und Malaysia hat. Zu den namhaften Matzen-Kunden zählen unter anderem der Flugzeugbauer Airbus, die Motorenhersteller Deutz und MTU.

Das Ende der Fahnenstange auf dem Weltmarkt sei für die reinen Industrieprodukte des Lüneburger Unternehmens noch nicht erreicht. "Die neuen Abgasnormen helfen uns, weil Motoren effizienter werden." Außerdem bildet sich gerade ein neues Betätigungsfeld heraus: Motorenhersteller für Wohnmobile in der Größe fahrender Villen werden für das Unternehmen interessant.

Der Jahresumsatz liegt nach Angaben des Geschäftsführers aktuell bei 7,5 Millionen Euro. "Wir waren vor der Wirtschaftskrise schon bei zehn Millionen Euro. Die Krise auf dem Markt für Nutzfahrzeuge haben wir gespürt. Aber wir konnten die Einbrüche kompensieren", sagt Matzen. Geholfen habe die Kurzarbeit. "Inzwischen stellen wir wieder Mitarbeiter ein und sind sogar auf dem Personalbestand wie vor der Krise." Und Matzen sucht weitere neue Mitarbeiter: "Perspektivisch sollen in den kommenden zwei Jahren zehn in Lüneburg dazukommen, hauptsächlich für die Arbeitsbereiche Forschung, Entwicklung und Technik." Überdies suche er zurzeit Verkäufer. Doch die seien nicht zu finden. "Weshalb das so ist, erschließt sich mir nicht."

Der 55-Jährige hat die Firma, die im Ursprung ein Unternehmen für die Schlauchherstellung seiner Familie in Hamburg war, ab 1992 neu gegründet und aufgestellt, als das Original in einem internationalen Konzern aufgegangen war. "Ich habe es auf breitere Füße gestellt. Dazu gehörte ein Jointventure in Italien, das zwischen 1996 und 1998 komplettiert wurde und 2002 ein Standort in England sowie neuerdings eine Kooperation in Malaysia."

Angefangen hat Matzen in Boizenburg. "Dank der Aufbau-Ost-Förderung", sagt er. Ohne großes Eigenkapital sei ihm damals klar gewesen, dass er aus Hamburg fort müsse. Die Förderung, die es für die Ansiedlung in der mecklenburgischen Kleinstadt an der Elbe gab, kam ihm zugute. "Seitdem läuft die Hauptproduktion in Boizenburg."

Im Jahr 2002 ging Matzen nach Lüneburg. "Das war eine strategische Überlegung. Unsere internationalen Kunden sollen uns als Hightech-Unternehmen wahrnehmen. Und das geht in Lüneburg besser als in Boizenburg, auch weil Hamburg mit dem Hafen und Airbus von hier aus besser zu erreichen ist." So baute er an der Max-Jenne-Straße im Industriegebiet Hafen den Verwaltungs-, Entwicklungs- und Forschungsstandort seiner Firma auf, das sogenannte Technikum. "Allerdings lasse ich offen, ob nicht eines Tages in Lüneburg die Fertigung für die Hightech-Branche eingerichtet wird." Zurzeit beschäftigt Matzen in Lüneburg 20 Mitarbeiter, die gesamte Gruppe hat 120: unter anderem Kaufleute für den Groß- und Außenhandel, Industriekaufleute und technische Zeichner.

"Mein wichtigstes Kapital sind meine Mitarbeiter", sagt er. Und die versucht Matzen, in der Region zu finden. Das ist nicht immer leicht. "Ich benötige Leute, die internationales Management beherrschen mit einem Gefühl für ein mittelständisches Unternehmen. Aber auch Ingenieure, die in der Lage sind zu verstehen, was in der Luftfahrt und dem Fahrzeugbau aktuell ist und Techniker beziehungsweise Ingenieure für Systemtechnologie." Daher wünscht er sich von der Leuphana-Universität eine andere Ausrichtung, die sie sich mehr am Industriestandort Lüneburg orientiert.

"In Teilbereichen wie etwa bei der Betriebswirtschaft mit internationalem Management ist es schon gut. Trotzdem siedeln sich kaum Studenten an, weil sie mit ihrer Ausbildung keinen Job in Lüneburg finden." Ein Studiengang Wirtschaftsingenieur, zumal als dualer Studiengang, wäre erstrebenswert: "Eine Business-School hätte Zukunft, genauso wie die verstärkte Erwachsenenbildung."

Auch an die Stadt hat er einen Wunsch, um den Standort zu stärken: "Eine Asphaltpiste für den Flugplatz, damit Geschäftsflieger landen können." Dass die kommen würden, sei zu 100 Prozent sicher, sagt Matzen: "Es gibt in Lüneburg zahlreiche Firmen mit internationalen Kunden. Nicht nur uns."