Hidden Champions: Die Eurolaser GmbH in der Goseburg stellt individuell ausgerichtete Systeme her

Lüneburg. Hat Holger Hasse erst einmal angefangen zu erzählen, für welche Produkte seine Lasersysteme benutzt werden, dann hört der Ingenieur damit so schnell nicht wieder auf. Kein Wunder: Die Anlagen seiner Firma, der Lüneburger Eurolaser GmbH, werden mittlerweile weltweit eingesetzt - so vielseitig, dass es schwerfällt, beim Aufzählen der Anwendungsbereiche ein Ende zu finden.

Dabei kommen Verbraucher mit den Eurolaser-Produkten selten direkt in Berührung. Denn mit den Laser-Systemen, die die Mitarbeiter hier designen und fertigen, werden in anderen Firmen die unterschiedlichsten Materialien verarbeitet. Beinahe alles lässt sich mit dem gebündelten Licht zuschneiden, beschriften oder gravieren: Folien, Holz, Furnier, Kunststoffe, Pappe, Papier, Textilien und Gewebe. Dabei arbeiten die Anlagen bis auf das Hundertstel eines Millimeters genau. Der gängigste Werkstoff ist Acryl, um hochwertig wirkende Werbemittel, Präsentationsständer, Dekorationen oder Modelle herzustellen.

Erst ab etwa zehn Zentimetern Dicke kapituliert bei Acryl auch der stärkste Laserstrahl. Alles andere lässt sich schnell und bequem am Computer einstellen: Der Lichtstrahl schneidet jede beliebige Form innerhalb von Sekunden aus, dabei liegt das Material lose auf der Arbeitsfläche und wird optisch erfasst. Grenzen finden die Laser nur bei einigen Werkstoffen, die mit einem solchen Verbrennungsprozess nicht behandelt werden können, oder etwa beim Zuschnitt von Glas und Metallen. "Da gibt es andere Anbieter, die sich darauf spezialisiert haben", sagt Holger Hasse.

Und so werden mit den Präzisions-Anlangen aus Lüneburg nicht nur Werbeschilder produziert, sondern auch Segeltücher, Spielzeuge, Laufschuhe, Plüsch für Kuscheltiere, Musikinstrumente, Folien für Tastaturen und Armaturen, Verpackungen, filigranes Kunsthandwerk, Luftfilter, Vlies, Fußmatten, Fußballtrikots, Stempel, Prototypen für Windeln und sogar Spezialfolien für Satelliten. Und das ist noch lange nicht alles.

Die so genannten CNC-Anlagen ("Computerized Numerical Control") sind frei programmierbare Werktische, die in den Hallen in der Borsigstraße mit einem individuellen Aufbau bestückt werden - je nach Einsatzbereich. Komplette Systeme kosten ab 15 000 bis über 200 000 Euro. Eine wesentliche Erleichterung: Die Präzisions-CNC-Anlagen eines Schweizer Herstellers, in die Eurolaser die moderne Lasertechnik integriert, gibt es schon - ausgestattet mit konventioneller Fräs- oder Schneidetechnik - in Betrieben rund um die Welt. Die großen Vorteile gegenüber konventionellen Methoden: hohe Präzision, einfache Anwendung, Individualität und Flexibilität.

"Das Rezept bei uns lautet: Lego", erklärt Holger Hasse mit einem Lächeln. "Sie können damit machen was Sie wollen. Genau das ist es, was der Lasermarkt braucht." Und das ist es auch, was Eurolaser zum Weltmarktführer auf seinem Gebiet macht - auch wenn das ein Begriff sei, mit dem man sich hier noch nie geschmückt habe. Holger Hasse, der Ingenieur aus Leidenschaft, schwärmt: "Lasertechnik als solche gibt es überall. Aber wir sind die besten darin, uns in die Kundenprobleme hineinzudenken."

Der zweite "Trick", der das mittelständische Unternehmen zu einem Global Player gemacht hat, sei Menschlichkeit. Hasse: "Die Grundlage für jahrzehntelange Geschäftsbeziehungen." Auch in diesem Bereich sei die Firma mit ihren rund 75 Mitarbeitern vielleicht so etwas wie ein Weltmarktführer. Hasse erklärt: "Es ist unser ganzes Konzept: Wenn ein Kunde mit Jetlag aus China kommt, setzen wir uns mit ihm mit einem Cappuccino in den hellen Wintergarten. Dann fühlt er sich gleich wohl." Auch die historische Lüneburger Architektur habe schon manchen Kunden fasziniert. "Die Begeisterung schlägt Wellen, wenn die Amerikaner hier durch die Altstadt laufen", berichtet Hasse. "Die kriegen hier jede Speicherkarte voll."

Und so ist Menschlichkeit auch das "Geheimrezept" für den Umgang mit Mitarbeitern bei Eurolaser. "Eine in unseren Augen vernünftige und ausgewogene Einstellung zu Familie und Arbeit ist uns am wichtigsten. Mit dem nötigen Know-how können wir unsere Mitarbeiter selbst ausstatten", sagt Hasse. Eine Qualifikation zum "Laser-Fachmann" gebe es ohnehin nicht. Knapp 20 Prozent der Arbeitnehmer bei Eurolaser sind Auszubildende, im Team arbeiten neben türkischen Mitarbeitern auch Kollegen aus weiteren Nationen. "Gerade diese Mitarbeiter haben ein ungeheures Potenzial", sagt Hasse.

Auch "ältere Semester" beschäftigen Holger Hasse und sein Geschäftsführer-Kollege und Lüneburger Matthias Kluczinski gern. Er sei der letzte, der jemanden wegen seines Alters rauswirft oder nicht einstellt. Bei allem gilt die Maxime des Mittelständlers. "Wir sind sehr mit der Region verbunden und nehmen jeden hoch motivierten Bewerber, der bei uns ins Team passt", so Hasse.

Schon seit der Gründung 1994 im HIT-Technopark in Harburg sind bei Eurolaser überwiegend Mitarbeiter aus der Region tätig, in den ersten Jahren besonders aus den Bereichen Stade, Pinneberg und Lüneburg. 1999 zog das Unternehmen nach Seevetal um, vor eineinhalb Jahren übernahm Eurolaser die Räume des ehemaligen Fitness-Centers "Tropolis" in der Borsigstraße und verfügt seitdem über 5000 Quadratmeter Fläche. Der Standort biete eine sehr gute Verkehrsanbindung, so Hasse, mit den Laserfirmen LAP und SEF bilde sich sogar ein kleines Cluster in der Branche.

Holger Hasse fährt das Prinzip eines kollegialen und positiven Führungsstils. "Es ist uns immer wichtig, ein Konzept zu haben, das unser Überleben und das unserer Mitarbeiter sichert." Das spiegelt sich im Teamgeist und sehr zufriedenen Mitarbeitern wider, findet er. Und dass es den Geschäftsführern ernst damit ist, zeigt sich derzeit im hinteren Teil des Komplexes. Den einst atriumartigen Wellnessbereich des früheren Fitness-Centers bauen Hasse und Kluczinski zu einer großen Lounge um, in der sich die Mitarbeiter in den Pausen aufhalten können. Hasse: "Wir wollen ein Buffet errichten und Essen kommen lassen." Außerdem soll ein Garten mit Wasserfall und Außenmöbeln entstehen. "Zum Relaxen, um zum Mittag mal richtig abschalten zu können", sagt Hasse. Er scheint verstanden zu haben, wie man seine Mitarbeiter motiviert.