Hidden Champions, Clage ist weltweit führend bei effizienter Wasserversorgung

Lüneburg. Jeder kennt das Problem, und meist ist es das erste des Tages: Das Wasser, das morgens in der Dusche einfach nicht warm wird, sondern erst einmal scheinbar minutenlang eiskalt aus dem Duschkopf strömt. Das zweite Problem: Wenn es dann einmal warm ist, kommt es plötzlich so heiß, dass einen eher die Verbrühungen auf dem Rücken wecken, als eine belebende Dusche.

In Lüneburg gibt es eine Firma, die sich den Kampf gegen dieses unerfreuliche Alltagsphänomen auf die Fahnen geschrieben hat. Die Clage GmbH, benannt nach ihrem Gründer Claus Gerdes, stellt elektrische Durchlauferhitzer her, die sofort warmes Wasser liefern, und zwar immer in der gewünschten Temperatur. Der besondere Clou: Die Geräte arbeiten dabei auch noch besonders energiesparend. Trotz aller Umwelttrends ist dies überraschenderweise noch immer eine Nische auf dem Weltmarkt - auf dem die Lüneburger Firma in ihrem Bereich aber mittlerweile führend ist. Ob in der Berliner O2-World oder im Crystal Century Tower in Shanghai - Clage exportiert seine Produkte in die ganze Welt. 200 000 Stück waren es in diesem Jahr.

Wie die Geräte funktionieren, kann jeder selbst im neuen und modernen Firmenkomplex von Clage testen: Im Eingangsbereich sind mehrere Vorführmodelle installiert. Mit einfachem Knopfdruck oder per Lichtschranke schaltet sich der Wasserhahn ein, heraus kommt sofort angenehm warmes Wasser - genau so warm, wie zuvor am Bedienelement eingestellt.

Wie das funktioniert, kann Jörg Gerdes, gemeinsam mit seinem Bruder Joachim Geschäftsführer des Familienunternehmens, recht anschaulich erklären: "Ein Sensor misst zunächst die Temperatur des einlaufenden Wassers." Denn die Durchlauferhitzer müssen im Sommer, wenn das Leitungswasser ohnehin 15 Grad warm ist, deutlich weniger Energie aufwenden als im Winter. Mikrochips regeln die Steuerung der Heizeinheit, so dass am Ende das Wasser genau in der gewünschten Temperatur aus dem Hahn strömt.

"Der Mensch hat an verschiedenen Orten im Haus unterschiedliche Bedürfnisse", erklärt Gerdes. Auch, was die Menge des Wassers angeht. Während in der Dusche etwa acht Liter pro Minute als angenehm gelten, reichen an einem Handwaschbecken vier bis fünf Liter pro Minute aus. "Warum soll ich in einem zentralen Wasserkreislauf 60 Grad warmes Wasser in großen Mengen über lange Zeit bereitstellen, nur um am Ende kaltes Wasser zuzumischen? Vor allem, wenn ich es nur ein paar Mal am Tag benötige?" Die Geräte, die Clage herstellt, setzen 99 Prozent der verbrauchten Energie in Warmwasser um - eine Bilanz, von der andere Hersteller weit entfernt sind.

Jörg Gerdes versteht nicht, warum bei vielen Neubauten noch immer an zentralen Wasserkreisläufen festgehalten wird, oder aber massenweise veraltete Speicher installiert werden. "Es ist absoluter Wahnsinn, wenn man sieht, dass etwa in der neuen Europapassage 250 im Grunde veraltete Geräte verbaut wurden", sagt Gerdes. Ganze 500 000 Geräte, die längst nicht auf dem neuesten Stand der Entwicklung sind, würden deutschlandweit jährlich installiert. Und das, obwohl die Geräte von Clage laut Gerdes gegenüber solchen konventionellen Geräten bis zu 60 Prozent an Bereitschaftsenergie einsparen. "Darin sind wir Spezialist und absoluter Marktführer."

Die Vision des Unternehmers: Jede zukünftige Küche, jedes Bad wird von der herkömmlichen Warmwasserversorgung abgekoppelt und bekommt stattdessen einen modernen elektronischen Durchlauferhitzer, der auf die Bedürfnisse der jeweiligen Entnahmestelle, ob am Handwaschbecken, in der Dusche oder in der Küche, abgestimmt ist. Rund 1800 Euro muss man für die entsprechenden Geräte in einem Einfamilienhaus investieren. Dafür verbrauchen die dann aber auch wirklich nur Energie, wenn tatsächlich warmes Wasser entnommen wird.

"Energiesparen ist so wichtig heute", sagt Gerdes. "Wir sprechen über sparsame Lampen und darüber, dass man Standby-Verbraucher ausschalten sollte." Bei Warmwasser fehlt es aber seiner Meinung nach noch am Bewusstsein, sich mit dem Thema Energiesparen auseinanderzusetzen - sowohl bei Verbrauchern als auch im Fachhandel und im Handwerk. Gerdes: "Wir gehen derzeit gegen einen Markt, der sich wandeln muss." Seit zwei Jahren produziert Clage übrigens auch Solarkollektoren, die mit den elektronischen Durchlauferhitzern kombiniert werden können.

Das Alleinstellungsmerkmal, mit dem sich das mittelständische Unternehmen auf dem Weltmarkt aufgestellt hat, findet sich auch intern wieder. "Die Energieeffizienz, die wir für unsere Produkte ansetzen, wollen wir für unser Unternehmen auch", sagt Jörg Gerdes. Ob in der Produktion, bei den Entwicklungsingenieuren, den Vertriebsingenieuren oder den kaufmännischen Angestellten - Gerdes sagt: "Wir fördern alle." Clage baut seine Arbeitsplätze weiter aus. Mehr als 140 Beschäftigte zählt das Unternehmen aktuell, davon zehn Auszubildende.

Der Arbeitgeberverband Lüneburg Nordostniedersachsen ehrte Clage mit dem Innovations- und Ausbildungspreis 2009. Clage sei ein höchst innovatives Unternehmen, das mit der Entwicklung und Produktion von Hochtechnologie für mehr Arbeitsplätze in der Region sorge. Auch der Mittelstandspreis 2010 des Lüneburger Wirtschaftsforums ging an Clage. Das Erfolgsrezept ist für Jörg Gerdes Transparenz und Offenheit im Umgang mit seinen Mitarbeitern. Probleme, in der Region neue Arbeitskräfte zu finden, hat Clage wahrlich nicht.

Das liegt laut Gerdes nicht zuletzt an dem attraktiven und modernen Neubau am Pirolweg, in dem die Firma seit 2007 ihren Sitz hat und der die Transparenz im Unternehmen unterstreichen soll. In dem Gebäudekomplex wurden alle Unternehmensbereiche unter ein Dach geholt, Clage wuchs dadurch auch bei der Zahl seiner Mitarbeiter deutlich. 2008 eröffnete das Familienunternehmen einen neuen Produktionsstandort am Lüneburger Hafen, an dem die Solarkollektoren gefertigt werden. Clage will weiter expandieren und Lüneburg treu bleiben: Im kommenden Jahr ist eine Ausweitung auf ein Nachbargrundstück geplant.