Hidden Champions, Weltmarktführer LAP sitzt in der Lüneburger Zeppelinstraße und hat satte Zuwachsraten

Lüneburg. Wenn Regina Busch durch die Büros und Produktionshallen an der Zeppelinstraße 23 geht, hält sie an jedem dritten Schreib- oder Werktisch einen kurzen Schnack. Und an jedem gibt's einen freundlichen Gruß für die 44-Jährige, die seit zwei Jahren Personalchefin bei LAP ist. Dem Lüneburger Unternehmen, das 85 Prozent aller Kliniken weltweit mit Apparaten zur Positionierung von Patienten bei der Krebstherapie und in der Röntgendiagnostik ausstattet.

Vor 25 Jahren waren es noch 50 solcher Geräte, die das Lüneburger Unternehmen LAP GmbH Laser Applikationen jährlich verkaufte. Heute sind es 5000. Die Raumlaser von LAP zeigen mit feinen Linien auf dem Körper des Patienten die Lage des Linearbeschleunigers an, mit dem der Tumor bestrahlt wird. Auf der Haut ist die Lage des Tumors markiert, und zur Therapie wird die Markierung auf der Haut mit den projizierten Laserlinien durch Verstellen der Liege in genaue Übereinstimmung gebracht.

Ziel der exakten Positionierung des Patienten: Das zu bestrahlende Gewebe soll sich genau im sogenannten Isozentrum des Beschleunigers befinden, damit kein gesundes Gewebe der Strahlung ausgesetzt wird.

In Lüneburg entwickelt, produziert und vertreibt das mittelständische Unternehmen seine Raumlaser und anderen Geräte für Medizintechnik und Industrie mit 180 Mitarbeitern, 35 davon Frauen. Weltweit arbeiten 220 Menschen für LAP, doch entwickelt und produziert wird ausschließlich in der Zeppelinstraße im Gewerbegebiet Ost.

Und jährlich werden es 20 Prozent mehr. Wenn Regina Busch durch die Büros und Produktionshallen geht, geht sie daher auch an einem vor Jahren als provisorisches Lager aufgestellten Zelt vorbei und an Aktenschränken, die in den Fluren von Werkhallen stehen. Weil der Betrieb aus allen Nähten platzt. "Im April nächsten Jahres startet unser nächster Neubau", sagt die Personalreferentin. Und der jüngste ist erst zwei Jahre her.

Vor zwei Jahren war es auch, dass Regina Busch sich initiativ bei LAP bewarb. Für ihre Diplomarbeit in Wirtschaftsrecht hatte sie eine Befragung bei Unternehmen gemacht und die Antwort vom technischen Leiter bekommen. "Da wusste ich, das Unternehmen hat keine Personalabteilung, und habe mich beworben."

Wer jährlich um 20 Prozent wächst, bekommt Probleme, die Stellen zu besetzen. "Wir sind nicht sehr bekannt, konkurrieren bei den Fachkräften mit Größen wie Philips und Siemens", sagt LAP-Geschäftsführer Guido Jung. Die Firma stellt sich daher bei Messen und Hochschulforen vor, arbeitet eng mit den regionalen Universitäten Leuphana, der TU Hamburg-Harburg und HAW Hamburg zusammen, demnächst sollen weitere hinzukommen. LAP bietet den Studenten Praktika und Veranstaltungen in ihren Räumlichkeiten an, damit sie die Firma kennen lernen, kooperiert bei Abschluss-, Semester- und Forschungsarbeiten.

LAP schaltet natürlich auch Anzeigen, nutzt die Netzwerke seiner Mitarbeiter, beauftragt Headhunter und Personaldienstleister. Und trotzdem: Einen Ingenieur für den Service im Ausland sucht die Firma seit mehr als einem Jahr.

Doch wer einmal bei LAP unterschrieben hat, bleibt in der Regel auch. Gerade einmal zwei Kündigungen gab es in diesem Jahr. Marion Burmester hat seit ihrer Ausbildung nicht gekündigt. Sie hat an der Zeppelinstraße gelernt, Lasermonteurin. Und schraubt noch heute Bauteile für Laser zusammen. Für die Medizintechnik oder auch die Luftfahrtindustrie, den Airbus 380 zum Beispiel. Das macht Marion Burmester seit 20 Jahren, im knallroten LAP-Sweatshirt. Die hat Regina Busch für alle LAPler bestellt.

Natürlich sind es nicht die Adventskalender und Nikoläuse für jeden, und auch nicht die roten Pullover, die die Mitarbeiter bei LAP ans Unternehmen binden. Die dafür sorgen, dass Hamburger nach Lüneburg pendeln. Und wenn sie Kinder bekommen, nach Lüneburg ziehen. Aber dass sie getragen werden, und zwar gern und oft, zeigt die Verbundenheit der Frauen und Männer zu ihrem Arbeitgeber.

Der hat seit der Zeit von Regina Busch viel dafür getan, dass ihre Flexibilität größer wird: "Wir bieten Vertrauensarbeitszeit und sehr großzügige, flexible Regelungen. Hier muss niemand von 8 bis 12 Uhr arbeiten." Wer öfter länger geblieben ist, kann sich Ausgleichstage nehmen. Zweimal die Woche gibt es Obst, Getränke sind grundsätzlich frei. Es gibt Broschüren zum Thema Karriere und Ausbildung, und - laut Buschs Erfahrung das Wichtigste - jedem Mitarbeiter stehen jährlich rechnerisch 1000 Euro für Fort- und Weiterbildung zu. Dazu gibt es Trainings für die Führungskräfte, geplant sind nächstes Jahr auch Seminare für zukünftige Teamleiter. Und jeden Freitag wird Englischunterricht angeboten.

Belohnt wurde das Engagement des Betriebs in diesem Jahr mit drei Auszeichnungen: dem Siegel und dem Fami-Award für Familienfreundlichkeit sowie dem Preis für Innovation und Ausbildung der Stiftung des Arbeitgeberverbands. Außerdem bildet LAP eines der wenigen sogenannten Kompetenz-Tandems aus Wissenschaft und Wirtschaft des sogenannten Innovationsinkubators der Leuphana Universität: ein Projekt dreht sich um die Optimierung von Prozessen, das andere um Personalentwicklung und -bindung. Beides Themen, die unverzichtbar sind, will LAP weiterhin Weltmarktführer bleiben.