Kate Middleton musste lange warten. Jetzt hat Prinz William endlich um ihre Hand angehalten. Mit dem Verlobungsring seiner Mutter, Lady Diana.

Hamburg. Die vorerst letzte Frau, die das schaffte, was Kate Middleton schaffte, nämlich sich als Bürgerliche einen wirklich mutmaßlichen englischen Thronfolger zu angeln, war Anne Hyde, die den Duke of York eroberte, den späteren König James II. Die heimliche Hochzeit wurde am 24. November 1659 im niederländischen Breda vollzogen und später in London offiziell nachgeholt. Doch bis zu Anne Hydes Tod 14 Jahre später wollten vor allem die Gerüchte nicht verstummen, sie hätte sich durch den gesamten St. James Palace bis eben ganz nach oben geschlafen.

Der latente "Skandal Royal", der ab dem Jahre 1837 dann nahtlos im luxuriöseren Buckingham-Palast fortgesetzt wurde, hat eine lange Tradition. Mindestens genauso lang ist die Liste der bürgerlichen Töchter und Söhne, die im Laufe der Jahrhunderte das edle blaue Blut der Windsors verdünnten.

Doch mit der öffentlichen Präsentation des neuen Brautpaares, live ausgestrahlt in alle Welt, verbunden mit der offiziellen Ankündigung, Kate Middleton, 28, und der gleichaltrige Prinz William würden im Frühling oder im Sommer des nächsten Jahres heiraten, könnte es mit den Schmuddelgeschichten über ebenso unbefriedigende wie auch unglückliche Ehen der Könige erst einmal für längere Zeit vorbei sein: Denn eine idealere Schwiegertochter und zukünftige Königin als Kate kann es nicht geben. Und keiner anderen als ihr dürfte wohl auch der ovale Verlobungsring besser stehen. Der blaue Saphir, 18 Karat schwer, umsäumt von 14 kleinen Brillanten, hatte schließlich schon mal als Verlobungsring gedient - am Ringfinger von Lady Diana, der "Prinzessin der Herzen".

Damit demonstriert der Prinz die Verehrung und Liebe für seine Mutter. Und stellt damit seine Braut auf eine Stufe mit der beliebtesten Prinzessin, die die Windsors jemals hatten. Der Ring passte perfekt zu Kates blauem Kleid, das sie kürzlich schon auf der Hochzeit ihrer Freunde Harry Meade and Rosemarie Bradford trug, kurz vor ihrem Abflug mit William nach Kenia in den Urlaub. Sage niemand, dass die Royals nicht auch einen Sinn fürs Sparen hätten. Doch es gibt niemanden auf der Insel, der ihr seinen afrikanischen Hochzeitsantrag jetzt nicht gönnt. "Wir hatten eine schöne Zeit in Afrika und es hat sich einfach richtig angefühlt", sagte Prinz William gestern. Zuvor habe er mit Kate bereits ein Jahr immer wieder über die Ehe gesprochen. Wie genau er um die Hand seiner künftigen Prinzessin angehalten hat, wollte William nicht verraten, doch er habe seine "romantische Seite gezeigt". Wurde ja auch Zeit.

Das hübsche, fröhliche, braunhaarige Mädel, erstgeborene Tochter einer ehemaligen Stewardess und eines "Ramp-Agents" der British Airways, die mit einem gut gehenden Internet-Shop für Kinderparty-Artikel inzwischen zu Millionären geworden sind, gilt nicht nur als sauber, sondern als geradezu astrein; dazu charakterfest, verschwiegen und nicht zuletzt selbstbewusst. Die Queen "is amused".

Endlich einmal wieder.

Prinz Charles und der Premierminister David Cameron sind "delighted" und Labour-Parteichef Ed Miliband ist sogar "absolutely delighted". Er vermutet, dass "die ganze Nation den beiden ewiges Glück wünschen wird". Auf Twitter und Facebook kann man in der Tat den Eindruck gewinnen, dass genau dies der Fall ist. Jetzt erst fällt auch auf, dass es in den gut sieben Jahren, in denen "Kate 'n' Willy" inzwischen in einer Art Ehe auf Probe zusammenglucken, kaum etwas Aufregendes über die Beziehung der beiden zu berichten gab.

Ihr gegenseitiges Interesse erwuchs erstmals im Jahr 2001 in einer Männer-WG im schottischen Fife, als sie an der Universität von St. Andrews studierten und Kate als korrektives Element innerhalb der Viererbande den einsamen Prinzen dazu überredete, das Studium durchzuziehen und nicht an den Nagel zu hängen. Sie riet ihm zum Wechsel von Kunstgeschichte zu Geografie. Ein Jahr später sah man den Zweiten in der Rangfolge der englischen Thronerben dann in der ersten Reihe einer Dessous-Schau sitzen, einer Wohltätigkeitsveranstaltung für Kinder. Über den Laufsteg modelte Catherine Elizabeth Middleton und unten ärgerte sich der Prinz kein Stück darüber, dass er 200 Pfund dafür ausgegeben hatte, um seine Mitbewohnerin endlich mal in Reizwäsche zu sehen. Von jenem Augenblick an, so erzählen alle üblichen zitierfähigen "Freundinnen und Freunde", seien die beiden ein Paar gewesen.

Kates Eltern kauften noch im selben Jahr ein strategisch günstig gelegenes Apartment für ihre Tochter im Londoner Stadtteil Chelsea. So begann Teil zwei der königlich-bürgerlichen Lovestory, die Geschichte von "Waity Katie".

Sport, Schule, Studium: Die junge, modebewusste Frau, die bis dahin alles im Leben erfolgreich zu Ende gebracht hatte, wurde vom Prinzen schnöde hingehalten. Auch als ihre Beziehung 2003 öffentlich wurde; auch als sie längst am königlichen Hof eingeführt war und mit Erlaubnis der königlichen Oma ihre Sommerferien auf Schloss Balmoral mit William verbrachte und am regelmäßigen Skispaß mit Papa Charly im schweizerischen Klosters teilnahm, so fehlte ihr doch eins: ein ordentliches Bekenntnis ihres Dauerfreundes.

Seitens des relativ strengen Protokolls des Buckingham-Palastes stand einer Ehe von Anfang an nichts im Wege. Feiern kann sie zwar, die Kate, aber sie fiel noch nie betrunken aus einem Nachtklub, auch nicht mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Pippa, die in London als professionelle Partyveranstalterin arbeitet und im Jahr 2008 vom Magazin "Tatler" zu den "200 coolsten Leuten des Londoner Nightlife" gezählt wurde. Auch von Kates Bruder James, 21, geht keine Gefahr aus: Er hat gerade eine Bäckereikette eröffnet.

Fleiß, Disziplin, sicheres Auftreten, doch vor allem ihre ungeheure Verschwiegenheit machten Kate zur Heiratskandidatin Nummer eins. Kolportiert ist von ihr nur ein einziger Satz: "William ist so glücklich, wenn er mit mir ausgehen kann." Der Queen war schnell klar, dass ihr Lieblingsenkel mit Kate kaum Gefahr laufen würde, in die Ehefalle zu tappen, in die schon ihr Sohn hineingetreten war, als er mit Diana Spencer zwar eine jüngere Aristokratin ehelichte, aber auch eine Frau, die kein Interesse für seine Interessen besaß. Deshalb sind sich alle Beobachter sicher, dass die Queen diskret intervenierte, als die Beziehung im Juni 2007 zu scheitern drohte - an der Unschlüssigkeit des Prinzen. Mehrere Monate wurden die beiden nicht mehr zusammen gesehen. Kate jedoch wurde, von Fotografen gejagt, weiterhin zu offiziellen Anlässen in den Buckingham-Palast geladen. Erst als Kate und William im Dezember jenes Jahres bei der traditionellen Fasanenjagd gemeinsam die erlegten Vögel von den Wiesen einsammelten, konnte wieder aufgeatmet werden.

Seit gestern, als um 11.17 Uhr Greenwich-Zeit das offizielle Statement des Königshauses veröffentlicht wurde, steht fest: Der Hochzeitstermin war schon längst beschlossene Sache. Denn im Juni 2011 feiert Prinz Philip seinen 90. Geburtstag, im Juli heiratet Fürst Albert in Monaco, doch im Mai wird die Queen 85 Jahre alt. Wir tippen daher auf einen Zeitpunkt kurz vor dem Geburtstag der Königin, im traditionell schönsten Monat zum Heiraten.