Sechs Wochen ist das kleine Rind jetzt alt, das im Haustierrevier von Hagenbecks Tierpark seit seiner Geburt die Besucher entzückt.

Stellingen. Die Bezeichnung "Zwerg" geht selten mit körperlicher Größe einher. Wenn Thomas Feierabend also betont, seine Zwergzebus seien "Mini-Zwergzebus" - dann müssen die Tiere schon außergewöhnlich klein sein. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, haben diese Mini-Zwerge jetzt auch noch Nachwuchs: Sophia, ein Kälbchen im Taschenformat.

Sechs Wochen ist das kleine Rind jetzt alt, das im Haustierrevier von Hagenbecks Tierpark seit seiner Geburt die Besucher entzückt. Neben Mutter Lisa und Vater Franz lebt Sophia hier mit den Thüringer Waldeseln und den Girgentana-Ziegen in einer Anlage zusammen.

Gleich ihre Geburt am 11. September sorgte für Aufregung: "Sophia wurde auf der Anlage und nicht im Stall geboren, und alle anderen Tiere zeigten sofort großes Interesse an der Lütten", sagt Reviertierpfleger Feierabend. Das Interesse war so groß, dass Feierabend und seine Mitarbeiter beschlossen, nach dem großen "öffentlichen" Auftritt Mutter und Kind ein paar ruhige Tage für sich zu gönnen, "damit die Mutter-Kind-Bindung auch richtig gefestigt wird". Und so blieben die beiden die nächsten zwei Tage im Stall.

Seitdem sind sie aber wieder als Familie zu sehen - und die unangefochtenen Chefs auf der Anlage, wie Feierabend sagt. "Und das ganz ohne den großen Macker raushängen zu lassen."

Zwergzebus gehören zu den wichtigsten tropischen Haustieren. Diese Exoten stammen ursprünglich aus Indien, wo sie nach hinduistischem Glauben als heilige Kühe verehrt werden. Auch in Afrika sind sie wegen ihrer extremen Widerstandsfähigkeit als Milch-, Mast- und Arbeitstiere sehr weit verbreitet. Zebus stammen, wie alle echten Rinder, vom Auerochsen ab. Ihren charakteristischen Buckel verdanken sie einem Schönheitsideal aus einer frühen Phase der Zucht. In ihm können die Tiere Fettreserven speichern.

Dass die Zucht nicht nur hin zu immer größeren Exemplaren mit mehr Kraft und mehr Fleisch ging, sondern bei den Zwergzebus auch zum genauen Gegenteil, hat mit den Bedingungen in manchen Ursprungsgebieten der Rasse zu tun. Karge Futtergrundlagen und harte Umweltbedingungen führten zu einem kleinen, anspruchslosen Typus. "Und der wurde, auch aus optischen Gründen, von den Züchtern dann immer noch kleiner gezüchtet", sagt Thomas Feierabend. So kam es auch zu den besonders kleinen Exemplaren im Hamburger Tierpark.

Der Reviertierpfleger schätzt Sophia und ihre Eltern als "sehr umgängliche Wesen", die hübsch anzusehen, aber trotzdem keine Kuscheltiere sind. Feierabend: "Sie bleiben immer ein wenig auf Distanz, auch wenn sie schon gucken kommen, ob wir Futter dabeihaben." Und nicht nur das: Geht es den kleinen Rindern am Morgen nicht schnell genug mit ihrer Gras- oder Heulieferung, "dann muhen sie auch schon einmal auffordernd", sagt Feierabend.

Sophia ist dabei noch gar nicht so sehr auf das Futter der Tierpfleger aus, an dem sie zwar schon ein wenig kaut - ansonsten aber Mutterns Milch bevorzugt. Mit ihrer Hilfe wird das Kalb, das bei seiner Geburt nur rund zehn Kilogramm auf die Waage brachte, schon bald zu seinen Eltern aufschließen. Diese können, bei einer Widerristhöhe von 110 Zentimetern, bis zu 350 Kilogramm (Mutter Sophia) oder sogar 550 Kilogramm (Vater Franz) wiegen.

Farblich seien die kleinen Hamburger Muskelpakete jedoch "die schlichte Form", wie ihr Tierpfleger sagt. Bulle Franz hat ein rötliches Fell, Mutter und Tochter kleiden sich braun-beige. Dabei gibt es auch schwarze und weiße Tiere bei den Zebus, und selbst gesprenkelte Varianten. Hanseatisches Understatement, kann man da nur sagen.

Lesen Sie nächsten Mittwoch: Texas-Klapperschlange Bisbee