80 Kilo pro Jahr und Kopf: Forscher raten zum Umdenken bei der Ernährung. Veränderter Steuersatz könnte gesunde Ernährung fördern.

Vilm. Mit 80 Kilo Fleisch im Jahr gehören die Deutschen weltweit zu den größten Liebhabern von Steak, Roulade oder Wurst. Angesichts der rasant wachsenden Weltbevölkerung raten Wissenschaftler indessen zu einem Umdenken bei den Ernährungsgewohnheiten in Industrieländern. Erforderlich sei vor allem ein bewussterer Fleischkonsum, sagte Norbert Wiersbinski von der Internationalen Naturschutzakademie am Donnerstag nach einer Fachtagung auf der Insel Vilm bei Rügen.

Die Forscher verwiesen darauf, dass allein in den USA pro Einwohner jährlich 123 Kilogramm Fleisch verzehrt werden. Demgegenüber wären es in Indien nur drei bis fünf Kilogramm Fleisch pro Einwohner und Jahr.

Im Unterschied zu pflanzlichen Lebensmitteln sei der Flächenanspruch und Energieaufwand in der Fleischproduktion enorm hoch, sagte Wiersbinski. Obwohl hierzulande schon 95 Prozent des produzierten Fleisches aus der Massentierhaltung stamme, bräuchte Deutschland etwa 20 Prozent mehr Ackerfläche, um ohne Importe seinen eigenen Fleischbedarf zu decken.

Die Experten verwiesen darauf, dass ein zu hoher Fleischverzehr nicht nur ungesund sei, sondern auch dem Natur- und Tierschutz schade. Zudem wirke er sich wegen der hohen Umweltbelastungen negativ auf das Klima aus.

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Für eine gesunde Ernährung seien pro Woche 300 bis 600 Gramm Fleisch ausreichend, sagte Wiersbinski. „Wir wollen den Leuten nicht das Fleischessen vermiesen, sondern sie zu einer ausgewogeneren Ernährung mit weniger, aber qualitativ besserem Fleisch animieren.

Auf der viertägigen Konferenz seien auch mögliche Forderungen an die Politik diskutiert worden, sagte der Wissenschaftler. Unter anderem sei kritisiert worden, dass Politiker das heikle Thema bislang meiden würden und lediglich auf Aufklärung setzten.

Unter anderem gäbe es Überlegungen, Fleisch künftig mit dem vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent statt wie bisher mit 7 Prozent zu belegen und die Verbraucher an anderer Stelle zu entlasten. Zudem dürfe Massentierhaltung künftig nicht mehr subventioniert werden.