Coole Business-Anzüge trafen auf Knallfarben - so modisch begrüßten die Gäste das neue Jahr beim Neujahrsempfang des Abendblatts.

In der Messehalle A2 lebte die schwarz-grüne Koalition noch einmal auf, wenn auch nur farblich: Im "Wald der Visionen" leuchteten Baumkronen mit dem Logo des Hamburger Abendblatts um die Wette, während das Publikum sich in vornehmem Schwarz zurückhielt. Als hätten sich die Damen der Gesellschaft gemeinschaftlich auf Coco Chanel eingeschworen, trugen viele von ihnen ein "kleines Schwarzes".

So auch Anna Fuchs. Die Modedesignerin präsentierte sich in einem raffinierten schwarzen Kleid aus Wollgeorgette aus ihrer aktuellen Winterkollektion, dazu - wie stets - Pumps. Hoch erfreut entdeckte sie ihre Kreationen auch an einigen Gästen, zum Beispiel bei Messe-Chefin Ulla Kopp und Schauspielerin Nina Petri.

Ginge es nach Anna Fuchs, hätten sich die Damen zum Empfang ruhig etwas weniger offiziell, sondern mit mehr Sex-Appeal kleiden können. Der Anspruch der Designerin: Sich à la Mode und doch dem Anlass entsprechend zu kleiden. Das bedeutet für sie nicht, sich nach rein praktischen Kriterien anzuziehen, sondern einem besonderen Anlass auch mit ausgewählter Kleidung Respekt zu zollen. "Der Nebeneffekt ist, dass dies die Stimmung aller Beteiligten hebt."

Etwa wie bei Anna Schwan vom Hamburg Ballett. Sie kam in einem weich fallenden Kleid in der Trendfarbe Camel, das sie während eines Urlaubs in Vietnam schneidern ließ, kombinierte dazu einen opulenten Schal aus Fell. "Zuerst wollte ich auch zum schwarzen Kostüm greifen, aber dann dachte ich, dass ich als Vertreterin des Balletts gern etwas mehr Farbe ins Spiel bringen könnte."

+++Ein Hauch von Großer Koalition+++

Zurück zur Eleganz - der Wunsch von Freddy Mouchawrab für dieses Jahr ging somit schon in Erfüllung: "Nach jahrelanger Dominanz der Jeans ist es an der Zeit, sich zu Anlässen wieder festlicher zu kleiden." Der Inhaber des Concept Store Etage Eins im Stilwerk fühlte sich sichtlich wohl beim Empfang, kam im eleganten Samtblazer und in Begleitung von Babette Peters, hamburgunddesign. "Viele sympathische Menschen in dunklen Anzügen", war das erste, was Mouchawrab zur Garderobe der männlichen Gäste einfiel. Die Atmosphäre sei in jedem Fall lockerer als die Kleiderordnung. "Aber genau darin liegt ja auch die Aufgabe der Designer: richtig elegante Mode zu entwerfen, die die Persönlichkeit des Einzelnen unterstreicht." Das ist auch der Ansatz von Modedesignerin Philippa Lindenthal (kam in einem seidenen Rock-Shirt-Entwurf ihrer "Wasserwellen"-Kollektion), die im Rahmen der Hamburg Fashion Shows 2010 eine hervorragende Schau ablieferte.

Ihre Stilkritik zum Empfang: "Die Hamburgerinnen sind so schön sophisticated, das gefällt mir." Ein großer Trend in diesem Jahr: "Investment-Dressing. Das heißt, dass man die besonderen Kleidungsstücke wieder zu schätzen lernt und länger behält - auch im Sinne der Nachhaltigkeit." Es sei eine der Herausforderungen für Kreative, Ökologie und schickes Design zu vereinbaren, denn noch seien viele Öko-Stoffe recht derb und nicht besonders farbintensiv. "Dabei sind strahlende Farben unheimlich wichtig." Besonders in 2011, dem Jahr der Knallfarben.

Ganz in diesem Sinne hatten sich drei Damen gekleidet und zogen damit nicht nur alle Blicke, sondern auch alle Kameras auf sich: Sängerin Julia Wachsmann, trug ein geerbtes Kleid ihrer Mutter ("Echter Vintage aus den 70ern und dem Anlass entsprechend grün"), Leila Moysich (Sternipark) kam in einem leuchtend roten, knielangen Kleid des dänischen Labels Marie Lund ("ein Weihnachtsgeschenk") und Daniela Hinrichs, Frau des Xing-Gründers Lars Hinrichs, in einer türkisfarbenen Kreation des Label Sium (Karoviertel).

Die Farbtupfer in Pink und Rot empfanden auch die Designer des Eppendorfer Label FKK als "willkommene Abwechslung zum allgemeinen Business-Dresscode der Herren, dem sich die Damen so häufig angleichen", so Tobias Jopp. Der Designer, der auf der FKK-Website einen Mode-Blog schreibt, kam in einem dunkel changierenden Anzug und trug dazu silberne Sneakers. Sein Partner Stefan Harm freut sich in diesem Jahr auf glamouröse Mode, die sich an den Sixties orientiert, mehr Weiblichkeit und natürlich das Stil-Event überhaupt: die royale Hochzeit von Kate und William.

"Schon ihr Verlobungsdress in Indigoblau war umwerfend!" Gut möglich, dass FKK nach erfolgreicher WM- und Wies'n-Mode nun auch ein "königliches" Kleid entwirft. Das verriet Vanessa Stolle, Stolle-PR für Mode und Lifestyle. Zum Polo-Ralph-Lauren-Kostüm trug sie übrigens die perfekten Stehempfangs-Schuhe: Pumps von Geox - "schick und sehr bequem".