Umfrage im “Wald der Visionen“. Judith Rakers trennt Müll, Reinhard Stuth nutzt Car-Sharing.

Im "Wald der Visionen" sprossen Ideen für die Zukunft. Was braucht die Welt von morgen? Und wie kann Hamburg seine Vorreiterrolle als Umwelthauptstadt 2011 nutzen? Ebenso spannend war die Frage, was der Einzelne unternehmen kann.

"Wenn jeder im Kleinen anfängt, kommen wir ein großes Stück weiter", sagte Erzbischof Dr. Werner Thissen. Im Bischofshaus auf St. Georg werden ausschließlich frische Produkte aus der Region aufgetischt, gekauft auf dem Wochenmarkt vor der Tür. Ebenso beherzige er das Motto "Bye-bye standby": "Ich schalte möglichst viele Stromquellen nach dem Einsatz ab."

Grünes Denken beginnt daheim - im wahrsten Sinn des Wortes. "Zu Hause haben wir renoviert und eine moderne Gasbrennwerttherme sowie neue Fenster eingebaut", sagte Dirk Niebel, FDP-Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Sein Ministerkollege Philipp Rösler (FDP) hat gerade erst sein neues Haus gedämmt: "Natürlich trennen wir auch unseren Müll. Meine Generation ist mit dem Thema Waldsterben aufgewachsen. Ökologisch zu leben, ist für uns Alltag." FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding wohnt in einem Niedrigenergie-Haus: "Außerdem habe ich in diesem Winter die Heizung um zwei auf 19 Grad runtergestellt." Dafür trägt sie einen Pullover.

Das ist ganz im Sinne von Handelskammer-Präses Frank Horch: "Ich habe mir schon vor zehn Jahren eine Solaranlage auf mein Hausdach montieren lassen. Damit kann ich im Sommer das Wasser aufwärmen." Auch der frühere Präses Nikolaus Schües baut auf Grün: "Ich habe gerade ein Passivhaus gebaut, nach neuestem Standard. Wir heizen mit Pellets, und die Wände sind sogar aus Lehm." Der Clou: Es handelt sich dabei um einen Nachbau seines Elternhauses. Senatorin Herlind Gundelach (CDU) wohnt in einem Passivhaus, fährt möglichst Bus statt Taxi und macht das Licht aus, wenn es nicht gebraucht werde. Sie sei in Schwaben aufgewachsen, also sparsam erzogen.

Zustimmung kam von "Tagesschau"-Sprecherin Judith Rakers: "Wir haben privat Ökostrom und trennen den Müll - also nicht nur Papier, Altglas und den Rest, sondern auch den Grünen Punkt." Intendant John Neumeier berichtete von Bio-Essen in der Kantine der Ballettschule. So oft wie möglich werde regional gekocht. "Das ist gut für die Tänzer, aber auch gut für die Umwelt." Schauspieler Ulrich Tukur sieht das ähnlich: "Ich bin totaler Regionalist. Warum sollte ich Äpfel aus Südafrika kaufen, wenn ich das Alte Land direkt vor der Tür habe?" Der Konsument besitze eine große Macht.

Seine Kollegin Janin Reinhardt hat vor vier Jahren Fahrradfahren gelernt: "Jetzt düse ich so oft wie möglich auf zwei Rädern durch die Stadt." Gerne hätte sie daheim einen Baum mitten im Raum. So wie die neun Meter hohe Waldkiefer inmitten des Abendblatt-Neujahrsempfangs. Sie war von der Hamburger Baumschule von Ehren ausgeliehen und kommt zurück in die Natur. Auch Mode-Designerin Philippa Lindenthal war mit dem Fahrrad aus Ottensen gekommen. Anna Fuchs, gleichfalls Mode-Designerin, achtet auf Arbeitsmaterialien aus ökologischer Produktion sowie auf kurze Transportwege.

Apropos Verkehr: Alexander Porschke, einst Senator und aktuell Vorsitzender des Naturschutzbundes Hamburg, war, wie viele andere, mit der U-Bahn zur Messe gekommen. Kultursenator Reinhard Stuth besitzt kein eigenes Auto und nutzt privat Car-Sharing. Dies erspare die Parkplatzsuche in Eppendorf. Zudem verstehe er den Boom um die neuen Kaffeemaschinen nicht, weil nur unnötig Müll produziert wird. "Wir brühen unseren Kaffee noch auf die alte, umweltschonende Art."

Haspa-Vorstandssprecher Harald Vogelsang setzt sich "grundsätzlich nicht unter Heizpilze, weil diese Geräte enorm viel Energie verschwenden". Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen zieht sein Gemüse selbst. "Ich schieße Hasen und Wildschweine, das ist das ökologischste Fleisch überhaupt." Forellen werden eigenhändig gefischt und geräuchert.

Und der CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Klimke sammelt Obst auf - im Garten: "Daraus koche ich Marmelade oder brenne Schnaps."