Guardian-Kolumnist Guy Browning: Frühstückt man eine Grapefruit, wird alles anders. Das beweist der Autor mit britischem Humor.

Jeder Idiot kann seinen Job hinschmeißen, sein Haus verkaufen und in alle vier Himmelsrichtungen davonsegeln. Damit verändern Sie jedoch nicht wirklich Ihr Leben, Sie schmeißen lediglich Ihren Job hin, verkaufen Ihr Haus, flüchten sich in die entlegensten Ecken der Welt und sind dabei doch immer noch derselbe alte Depp.

Eine sehr viel tiefgreifendere Veränderung ist die, Grapefruit zum Frühstück zu essen. Obst in sein Leben zu lassen, besonders zum Frühstück, wenn man am schwächsten ist, ist eine sehr viel schwerwiegendere Herausforderung, besonders wenn Sie sich entschließen, sich gleichzeitig von Ihrer Wurst zu verabschieden.

Auch eine Veränderung Ihres Kleidungsstils kann Ihr Leben völlig umkrempeln. Haben Sie zum Beispiel die letzten zehn Jahre in dicken Cordhosen zugebracht und Sie entscheiden sich nun, loszugehen und eine Cargohose zu kaufen, werden Sie sich plötzlich sehr unwohl bei Folkmusik und dem Nachstellen historischer Schlachten fühlen.

Dramatische Frisuren sind sowohl bei Männern als auch bei Frauen häufig ein äußerlich sichtbares Zeichen für innere spirituelle Veränderungen. Dank eines psychologischen Umkehrschlusses lässt sich häufig durch eine neue Frisur ein Sinneswandel herbeiführen. Ziehen Sie sich zum Beispiel einen Seitenscheitel, dann spüren Sie, dass Ihre Schuhe stärker zu glänzen scheinen, und das Bedürfnis, sich zusammenzureißen, seltsam an Intensität gewinnt.

Falls Sie ständig Meinungsverschiedenheiten mit jemandem haben, versuchen Sie, eine Weile seiner Meinung zu sein. Das ist für den anderen extrem enervierend und setzt Sie moralisch aufs hohe Ross - ein schöner Platz mit herrlicher Aussicht.

Den Partner zu wechseln ist eine gute Methode, sein Leben zu verändern, aber mit Vorsicht zu genießen. Partner sollte man wie Hosen nur dann wechseln, wenn es völlig unvorstellbar geworden ist, sie nicht zu wechseln.

Jeden Abend sieht sich die halbe Bevölkerung das Fernsehprogramm an und befindet, dass absolut nichts läuft. Die andere Hälfte der Bevölkerung guckt dasselbe Programm und glaubt sich im TV-Himmel. Laufen Sie zur anderen Hälfte über, und schauen Sie sich deren ganzes Zeug an.

Wenn Sie erst einmal angefangen haben, Ihr Leben zu ändern, entwickelt es eine Eigendynamik. Zum Beispiel fahren Sie nicht nur mit einem anderen Zug zur Arbeit, Sie sitzen auch rückwärts und lesen Teile der Zeitung, die Ihnen bislang nie aufgefallen sind.

Natürlich sind viele von uns Gewohnheitsmenschen. Wir wissen genau, was uns gefällt, und sorgen dafür, dass wir unseren Wohlfühlbereich nie verlassen. Denken Sie aber einmal daran, dass es immer einen Ort gibt, an dem Sie sich wohler fühlen werden als in Ihrem Wohlfühlbereich, dann werden Sie sich bei diesem Gedanken schließlich so unwohl fühlen, dass Sie sich aus Ihrem derzeitigen Wohlfühlbereich herauswagen werden.

Vielleicht auch nicht. Vielleicht haben Sie Ihr Leben tatsächlich so gut geordnet, dass Sie gar nichts tun oder ändern wollen. Streng genommen leben Sie dann aber eigentlich gar nicht, und wenn Ihr Herz und Ihr Verstand an einen Monitor angeschlossen wären, würde man sehen, dass Sie klinisch tot sind.

Wenn Ihnen also die Vorstellung, zu den lebenden Toten zu gehören, nicht unbedingt gefällt, dann greifen Sie zur Grapefruit.